shouji (chin. Handy) – 2. Teil

Nachdem ich es mit einiger Mühe geschafft hatte zwei Handys in Gebrauch zu nehmen war die Telefonwelt ja erst mal in Ordnung (siehe auch den ersten Beitrag dazu).

Aber nach einiger Zeit fühlte ich mich etwas unwohl mit der Tatsache, dass mein Handy durch keine persönliche PIN gesichert war. Als ich mich mal wieder auf einem Flughafen langweilte, sah ich das als gute Gelegenheit, eine PIN in meinem Handy zu definieren. Also in das entsprechende Menu des Handys gesprungen, um eine neue PIN einzugeben. Zu meiner Überraschung sollte ich dafür aber die bisherige PIN eingeben. Ich hatte aber mit meiner SIM Karte keinen Umschlag mit einer PIN oder PUK (das sind die beiden Geheimzahlen beim Handy) bekommen. Da in Deutschland die meisten Handys mit der Voreinstellung 0000 ausgeliefert werden, habe ich es natürlich erst einmal damit versucht. Kein Erfolg – kann doch gar nicht sein! – also gleich noch mal: – wieder nichts – vielleicht 9999 – wieder kein Erfolg – und dann die Meldung: Sie haben drei mal eine falsche PIN eingegeben, bitte geben Sie die PUK ein. Die hatte ich aber auch nicht. Aber ich wollte mein Handy doch wieder benutzen, also mehrere Kombinationen wie 0000, 9999 oder 1234 ausprobiert. Mit dem „Erfolg“, dass irgendwann gar nichts mehr ging, und das Display den netten Text zeigte: „Ihre SIM Karte wurde abgewiesen.“

Mein mühsam in Betrieb genommenes Handy war erst mal nicht mehr benutzbar.

Als erstes hatte mein armer Fahrer unter dieser Tatsache zu leiden. Er sollte mich in Beijing vom Flughafen abholen, aber irgendwie haben wir uns verpasst. Da mein Handy ja nicht erreichbar war, ging er davon aus, dass ich noch im Flugzeug bin und das Handy deswegen ausgeschaltet ist. Er hat wohl mehrere Stunden auf mich gewartet.

In der Firma war die Freude natürlich auch groß. Nach einigen Tagen (in denen ich mal wieder auf meinen Pass wartete – aber das ist ein Thema für einen weiteren Beitrag) machte sich der freundliche Kollege wieder mit mir und dem Handy auf zu China Mobile.

Aber entgegen meiner Erwartung war diesmal alles ganz einfach. Die SIM Karte war durch meine Versuche zerstört worden, was beabsichtigt ist, damit Diebe diese nicht benutzen können. Nachdem ich mit dem Pass belegen konnte, dass ich der rechtmäßige Besitzer bin, konnte ich für umgerechnet zwei Euro eine neue SIM Karte bekommen. Und das Formular, das ich unterschreiben musste, war diesmal zweisprachig: Chinesisch und Englisch! Nach etwa 20 Minuten war mein Handy wieder benutzbar und damit meine Telefonwelt wieder in Ordnung.

Da wir ja gerade wieder bei China Mobile waren, fragte ich wieder nach einer SIM Karte, mit der man nur in China telefonieren kann (für Charlotte). Wieder war das in dieser Filiale nicht möglich. Aber diesmal machte sich der Kollege mit mir auf zu einer anderen Filiale von China Mobile.

Und wieder gab es eine positive Überraschung. Nach kurzer Wartezeit waren wir an der Reihe, ein Formular wurde ausgefüllt, umgerechnet 15 Euro bezahlt (davon 10 Euro als Telefonguthaben) und wir hatten eine prepaid SIM Karte. Und es gab eine kleine Broschüre (wieder in Chinesisch und Englisch ! ) in der erklärt wird, wie man ein Guthaben auf das Handy laden kann.

Damit ist nun auch Charlotte telefon-technisch wieder komplett ausgestattet.

Ich bin ja mal gespannt, ob es Anlaß für einen dritten Beitrag zu diesem Thema geben wird.

Menschliche Bedürfnisse

Einen wunderschönen Tag verbrachten wir an zwei heiligen Orten. Zunächst waren wir in der Erinnerungsstätte für Konfuzius, der von manchen Menschen mindestens als großer Weiser, wenn nicht wie ein Halbgott verehrt wird. Eine klassische Anlage mit tempelähnlichen Hallen bietet die Möglichkeit, das Leben und Wirken des Konfuzius zu studieren und dabei auch noch Musik, live gespielt auf alten chinesischen Instrumenten, zu hören. All das bei schönstem Wetter im Spätherbst. Gleich nebenan ist auch noch die alte Akademie zu bewundern, ein ehemaliger Palast, der aus Traditionsgründen zu einer Akademie umgewandelt wurde. Danach spazierten wir durch eine schmale Allee zum Lamatempel, vorbei an zahlreichen kleinen Geschäften mit Räucherstäbchen ohne Ende und Buddhafiguren in allen Varianten. Die Geschäfte bilden die Außenfront eines großen Hutongs, das sind die alten Wohnanlagen Pekings, die leider zur Zeit zuhauf abgerissen werden. Wir bekommen Sighseeinghilfen, Rikschas, Ansichtskarten – an sich schwer zu finden – angeboten und müssen uns ständig der sehr aufdringlichen Händler erwehren, doch der Weg ist nicht weit und der Tempel schnell erreicht. Für ein kleines Entgelt werden wir in die Tempelanlage eingelassen und – wir hätten es uns ja denken können – stehen in Rauchschwaden. Ein guter Buddhist, und hier gibt es davon viele, opfert seinem Buddha, Gott sei Dank im Freien (da könnte ich sogar Weihrauch vertragen). Jede Tempelhalle besitzt also vor dem Eingang mindestens ein großes Räuchergefäß, zudem gibt es Gebetsrollen und im Inneren jeder Halle die verschiedenen, wirklich sehr verschiedenen Buddhafiguren. Einen sehr dicken sehr lachenden Buddha, ausgesprochen erhabene Buddhas der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und einen Buddha, bei dem ausnahmsweise das Fotographieren nicht verboten war, der sechs Meter groß war. Da ist mein Versuch, Charlie und Buddha auf ein Bild zu bekommen gründlich misslungen. Ihre Mütze ( chin: maozi) am unteren Bildrand korrespondiert mit dem Bauchnabel des Buddha am oberen Bildrand.

Nun aber reizten uns doch die Kioske mit ihren Getränken etc. und wir setzten uns mit ganz unbuddhistischer kele (= Cola) auf eine Bank in die Sonne, wohl wissend, dass wir bald nach Hause fahren würden. Denn trinken ist gefährlich, weil die Toilettenfrage hier ein Problem darstellt. Im Allgemeinen wünsche ich mir ja nicht Mann zu sein, aber wenn man mal eben aufs Klo muss, wäre das hier doch sehr von Vorteil. Bei Tempelanlagen sind wir vorgewarnt, die Verbotene Stadt war ein lehrreicher Versuch. Aber auch heute, in der Haupteinkaufsstraße Pekings hatten wir wieder ähnliche Probleme.

Wir dachten: Maidanglao wird uns retten, aber von wegen, der erste McDonald hatte keine Toiletten, da er in eine Mall integriert war und diese gerade eröffnete feinste Einkaufsmall glänzte mit vielen leider chinesischen Toiletten. Wir zogen unverrichteter Dinge ab. Bis zur nächsten Mall, sehr amerikanisch aufgemacht, so erhofften wir einen gewissen Standart, aber weit gefehlt, wieder das gleiche: Loch an Loch, nicht sehr sauber, gar nicht einladend und ein Balanceakt, den wir nicht durchzuführen gewillt waren, wäre vonnöten gewesen, hinter Türen, die mehr preisgeben als verschließen..

Ein McDonald blieb uns noch. Ein Versuch war’s auf jeden Fall wert. Auf der Damentoilette warteten mehrere Chinesinnen, aber eine Tür stand offen. Also guckten wir hinein und siehe da: eine normale Toilette mit allem Komfort. Die wird von Chinesinnen keines Blickes gewürdigt, wir aber konnten unsere menschlichen Bedürfnisse befriedigen. Manchmal ist chinesisch doch sehr unverständlich und schwierig – dabei hat es dann noch nicht mal mit sprechen oder essen zu tun.

Suchbild im Aufzug?

Ja, habt ihr denn nichts anderes zu zeigen als Fotos im Aufzug? Die Frage scheint berechtigt, und wir sind auch schon dabei, eine Ansichtskartenserie für SightseeingfreundInnen zusammenzustellen, aber das Foto soll eigentlich nur Überleitung zur Frage sein: wo wohnt ihr denn nun in diesem Hochhaus? Tja, wer genau hingeguckt hat ins Liftfoto, konnte erkennen, das bestimmte Stockwerke einfach fehlen. Das 13. fehlt – westliche Unglückszahl – da will ja doch keiner wohnen. das 4., 14., 24. und 34. Stockwerk fehlen, denn die 4 heißt auf chinesisch genauso wie der Tod, – da will auch keiner wohnen. Und so wohnen wir, ich hab es auch von außen überprüft, nicht im 19. sondern nur im 15. Stockwerk. Aber das reicht auch für den großzügigen Überblick.

Wegen dieser Todeszahl 4 scheint es auch zumeist Hochhäuser mit weniger als 40 Etagen, bzw. um die 35 tatsächliche Stockwerke hier zu geben. Unsere Telefonnummern sind natürlich auch frei von vieren, unser Autokennzeichen auch. Nur die armen Taxifahrer haben meist mindestens eine 4 im Kennzeichen. Ja, und wenn es ein Zahlenvergeber besonders gut mit einem meint, dann bekommt man viele sechsen, siebenen und achten, denn das sind die Glückszahlen in China – nun, vielleicht helfen die ja beim Knacken des Jackpots im deutschen Lottoblock.

Übrigens, von wegen der Beschwerde über die wenigen Fotos: ich höre immer, so viele Menschen würden diesen Blog lesen, ja, wo bleiben denn dann die Kommentare? Irgendwie kommen die schon über, versucht es doch mal!

Heute Nachmittag pilgern wir bei schönstem Sonnenschein zum Konfuzius-Schrein. Da gibt es bestimmt Bildmotive.

Diwidi?

Charlotte und ich gehen gerne einkaufen, auf der Suche nach leckerem Brot oder ungesüsstem Joghurt ging schon so manche Stunde drauf, doch es hat sich gelohnt. Mittlerweile wissen wir, wo wir was einkaufen können. Das meiste bekommen wir sogar im Tante Emma Laden um die Ecke und beim Bäcker gegenüber, dem mit den bunt geringelt behosten Backgehilfen. Dort gibt es sogar Croissants, die richtig gut sind, besser als das „Landbrot“. Wenn wir etwas weiter fahren, besser gesagt, uns fahren lassen, -selber fahren wäre hier unmöglich -, können wir sogar frisches deutsches Brot kaufen und auch richtig gutschmeckende Wurst bekommen. Ich bin zwar sehr für ortsnahe Herstellung der Waren, chinesischer Kaffee, Joghurt oder auch chinesisches Bier sind prima, aber die Wurst schmeckt mir einfach nicht. Da esse ich lieber Käse, Butter, Gemüse…

Aber Lebensmittel sind ja nicht alles, was das weibliche Herz begehrt. Shoppen gehen bezieht sich vor allem auf Kleidung – ein weiterer Kleiderschrank wäre dann auch mal dran, wir hatten so viele Wandschränke in Essen, die wir leider nicht mitnehmen konnten. Der „Geheimtip“ der ersten Tage hieß „Silkroad“, was allerdings keine Straße ist, sondern ein siebenstöckiges Gebäude, in dem alle ehemaligen Straßenhändler und die Seidenverkäufer und Schneiderwerkstätten Platz gefunden haben. Nähert man sich diesem Gebäude, so beginnt schon weit vorher der Run auf den Kunden. „Nice socks, boss“ „watch, good price, gucci“ und unendlich oft: „diwidi“. Wir würden in Socken, Armbanduhren und vor allem DVDs ersticken, hätten wir uns von den sehr anhänglichen Verkäufern auch nur ab und an bequatschen lassen.

Wir haben uns aber nicht ablenken lassen und sind zielstrebig in die Silkroad eingebogen. Reisebusladungen von amerikanischen Langnasen stürmten das Gebäude, dem, den Düften , die aus den Klimaanlagen herausdrangen, nach zu urteilen, offensichtlich nichts Menschliches fremd ist. Ein Minishop reiht sich hier an den anderen, ca 5 qm groß, voll mit bestimmter Ware (Lederjacken oder T-Shirts oder Winterjacken oder Unterwäsche oder…) und jeweils von mindestens ein bis zwei VerkäuferInnen angepriesen.

Wehe dir, du zeigst Interesse! Am besten guckst du gar nicht hin, und wenn du doch mal ein Auge drauf werfen willst, solltest du nicht atmen und flotten Schrittes weiter gehen, ansonsten haben sie dich beim Wickel: sie halten dich wirklich fest, das Kleidungsstück deiner Wahl wird anprobiert, auch wenn du gar nicht willst, und dann hörst du einen Markennamen und einen „good price“, der viel zu hoch ist. Er wird sofort auf die Hälfte gesenkt. Aber das ist für gefakte Ware immer noch viel zu hoch und du zeigst dein Desinteresse. Zwei weitere Verkäuferinnen kommen hinzu. Zu viert machen sie den nächsten guten Preis, es geht weiter bergab, sie halten dir den Calculator hin und du sollst deinen Wunschpreis eintippen. Schreib am besten gar nichts, oder 1Yuan. Sie werden empört sein, aber nicht locker lassen, und weiter runter gehen auf ein Zehntel des Ursprungspreises, trotzdem wird es noch zu teuer sein. Außerdem gefällt dir die Jacke ja gar nicht, das Leder riecht auch streng und du denkst an unzulässige Gerbstoffe, aber wie kommst du raus? Eigentlich hast du keine Chance. Sie halten dich zu viert fest, verfolgen dich durch die Gänge, bekommen noch weiteren Verkäuferbeistand und selbst die Rolltreppe ist noch keine Rettung. Völlig fertig hatten wir nach dem ersten Besuch der Silk Road beschlossen: Nie wieder! aber das haben wir natürlich nicht eingehalten. Wir sind mittlerweile bis ins oberste – angenehmere Schmuck- und Seiden- Stockwerk gelangt, haben andere um ihr Leben laufen gesehen und immer noch nichts dort gekauft.

Stattdessen wissen wir jetzt, wo man angenehmer einkaufen kann, ebenfalls sehr günstig, auch zum Handeln, aber ohne angelangt zu werden und in freundlicher chinesischer Kunden- und Verkäuferinnen-Gesellschaft. Leider müssen wir dazu wieder ins Auto steigen. Und dann passiert es immer noch: Nichtsahnend sitzt man auf dem Beifahrersitz, die Ampel zeigt rot und Driver Ma bleibt tatsächlich stehen, weil er geradeaus rüber muss, da klopft es an die Fensterscheibe und ein junger Mann hält einem etwas hin und ruft „diwidi“ !

shouji (chin. Handy)

Nachdem wir einige Tage in Beijing waren, stellte sich natürlich die Frage nach einem lokalen Handy für uns drei. Auf Dauer würde die Nutzung deutscher Handys sicher zu teuer werden. Also fragte ich zunächst in der Firma, ob es wie in Deutschland auch ein Firmenhandy gibt. In Deutschland konnte man das auch für private Zwecke nutzen, wenn man die Privatgespräche abrechnet. Leider gibt es so etwas hier nicht. Aber man wollte mir natürlich behilflich sein und so machte ich mich bald darauf mit einem chinesischen Kollegen auf zu China Mobile.

Als erstes durfte ich mir an einem Bildschirm Telefonnummern aussuchen. Natürlich alle ohne eine einzige 4. Denn 4 ist die Unglückszahl an sich, da sie genauso klingt wie das Wort Tod. Das war ja noch eine leichte Übung.

Danach wurde ich gefragt, ob ich denn ein Bankkonto in China habe. Das hatte ich zwar ein paar Tage vorher beantragt, aber noch keine Bestätigung bekommen, und konnte daher keine Bankverbindung angeben. – War ich etwa zu früh losgezogen? – Mir wurde daraufhin erklärt, dass dies bedeutet, dass ich eine gewisse Vorauszahlung zu machen habe. Nun gut, das war ja zu machen.

Damit kam aber die nächste, für mich überraschende Frage: Ob ich denn mit den Handys ins Ausland telefonieren wollte. Auf die Antwort, dass wir gerne zwei Handys hätten, mit denen wir ins Ausland telefonieren können und eins nur in China, bekam ich zunächst gesagt, dass letzteres in dieser Filiale leider zur Zeit nicht verfügbar sei.

An einem der Schalter wurden nun mehrere Formulare ausgefüllt, Daten aus meinem Pass übertragen und das ganze mit dem hier üblichen beeindruckenden roten Stempel versehen. Wieder einmal durfte ich Formulare unterschreiben, die nur in chinesischer Schrift geschrieben waren, so dass ich keine Ahnung habe, was ich unterschrieben habe. Man lernt hier das Vertrauen in den Mitmenschen.

Schliesslich wurde mir beschieden, dass ich für jedes Handy umgerechnet 300 Euro vorauszahlen müsste. Aber das sei nicht so schlimm, das Geld könne ich abtelefonieren.

So viel Geld hatte ich natürlich nicht bei mir. Und elektronische Zahlung per EC oder Kreditkarte war auch nicht möglich. Aber auch das sollte doch ein lösbares Problem sein, schliesslich gab es direkt neben China Mobile eine Bankfiliale.

Also die Bank „gestürmt“ und an den Geldautomaten. Leider bekam ich nur eine Fehlermeldung und kein Bargeld. In der Schalterhalle wurde mir nach kurzem Dialog mit einer freundlichen jungen Dame beschieden, dass diese Bank das übliche EC/Maestro- Verfahren nicht bedient. Aber ganz in der Nähe sei eine andere Bank, bei der ich bestimmt Geld bekommen könnte.

Mein Begleiter und ich gingen also auf die Strasse zurück und schauten nach der anderen Bank. Sofort kam die freundliche Dame aus der Schalterhalle hinterher gelaufen, um uns genau zu zeigen, wo wir denn die andere Bank finden könnten – ein Service, den ich aus Deutschland so nicht kenne.

Leider war die andere Bank nur ein Bankautomat und der war …. defekt. Aber im gleichen Gebäude gab es einen grossen Supermarkt, mit einem weiteren Bankautomaten. Allerdings war dieser nicht bereit umgerechnet 600 Euro (für zwei Handys) auszuspucken. Also ein zweiter Versuch mit 300 Euro, für wenigstens ein Handy. Das ging. Merkwürdigerweise wurde ich nach der Auszahlung nicht aus dem Dialog entlassen und bekam auch nicht sofort meine EC Karte wieder. Vielmehr war ich wieder im Eingangsdialog. Also nochmal versuchen die zweiten 300 Euro zu bekommen. Das ging wieder problemlos.

Warum man 600 Euros nur in zwei Etappen abheben kann, bleibt sicher das Geheimnis der chinesischen Bankautomaten-Entwickler bzw. der jeweiligen Banken. Aber ich hatte ja das benötigte Geld und nun ging es schnell zurück zu China Mobile.

Dort wurde das Geld maschinell gezählt (der grösste erhältliche Schein entspricht 10 Euro) und schnell hatte ich zwei SIM Karten in meiner Hand. Als ich allerdings die Frage nach zwei neuen Handys stellte, schaute ich rundherum in ziemlich ratlose Gesichter. So etwas wie ein Bundle eines Vertrags mit einem neuen Handy schien hier völlig unbekannt zu sein.

Eine weitere Frage ist mir bis heute nicht vollkommen klar geworden: Ob ich denn nun einen Pre-paid Vertrag habe, also zunächst ein Guthaben erwerben muss, das ich dann abtelefonieren kann, oder ob ich nach dem Verbrauch der 300 Euro eine monatliche Rechnung bekomme.

Aber erst einmal kann ich mit einem chinesischen „Handy“ telefonieren.

Und die ganze Aktion hatte „nur“ schlappe zwei Stunden gedauert. China ist eben doch anders.

Fortsetzung folgt ……

Bei Klaus piept’s

Während ich gemütlich lese, höre ich es ständig piepsen. Dann summt es und brummt es von weiten, es piepst, alles ist wieder still, es piepst, es rauscht, das Piepsen kommt näher, es rauscht hinter mir und mein Mann steht im Zimmer mit einer kleinen beigen Kiste mit Knöpfen. Ach, die hab ich schon mal gesehen, beim Einzug wurde mir ein großes rotes Paket mit vielen hellen Fernbedienungen übergeben. Unsere Maklerin Ivy sagte nur: Forget it, und das hab ich getan, hab sie in einen der vielen Küchenunterschränke gepackt und nicht mehr an sie gedacht. Nicht aber so Klaus. Jetzt, da es abends doch etwas schattiger wird, sorgt sich der Mann um unser Wohlgefühl und lässt in seinem Managerdasein den Physiker aufblitzen: es wird experimentiert, am liebsten mit elektronischen Anlagen. Schade, dass keine Drähte dran sind.

Nun, er hat ja recht, ein bisschen Wärme daheim wäre angebracht. Tagsüber ist es zwar meistens noch sehr angenehm draußen, so ca 12-16 Grad, aber morgens und abends könnte die Heizung an sein, könnte, war sie aber nicht, denn der weise Rat der Stadt Peking hat beschlossen, dass die Heizperiode erst am 15. November beginnt, vorher muss man sich anders behelfen, zum Beispiel durch die Lüftung, die auch auf Warmluft gestellt werden kann. Wer hat, der hat. Wer nicht hat, der zieht sich warm an. Nun, irgendwas muss gestern passiert sein, auf jeden Fall war – hurra! – abends die Heizung an. Leider stellten wir heute morgen fest, dass wohl nicht jedes Ventil seinen Dienst tut. Nun, heute scheint wieder die Sonne, es ist strahlend blauer Himmel und unten im Park machen die ersten ihre Taichi Übungen. Die Gingkobäume strahlen mit herbstlichen gelben Laub und ich werde mich in den Alltag stürzen.

Das heißt: abwaschen, denn die Superküche hat keine Geschirrspülmaschine, Wäsche in die Waschmaschine stecken – in der Hoffnung, das richtige Programm gewählt zu haben, denn unsere Siemens-Waschmaschine ist ausschließlich mit chinesischen Schriftzeichen versehen – und anschließend alles nacheinander in den Trockner – so was hab ich noch nie besessen, es gab ja immer einen Garten oder Trockenkeller – ebenfalls in der Hoffnung, dass die Intuition beim chinesische Maschinen-Benutzen hilft.

Nach der Hausarbeit geht’s raus, zum Unterricht. Mittlerweile sind die Straßen dann auch gut gefüllt mit immer mehr Autos – zumeist dauerhupende Taxen, sehr günstig! – und Fahrrädern – meistens alt, ohne Licht und Klingeln, und Elektromopeds, schnell und unhörbar. Sie alle versuchen, jede Lücke zu nutzen und möglichst immer rechts abzubiegen, denn das darf man immer, egal, was die Ampel zeigt oder wer sich da in den Weg begibt. Das dickste Auto hat Vorfahrt, die Fußgänger kommen zuletzt dran und werden von rote Fähnchen schwingenden Verkehrshilfspolizisten zurückgehalten, bis sie es wagen dürfen, über die Straße zu gelangen. Dabei sollte man den Blick ständig nach links halten, denn von dort kommt die Gefahr in Form der oben beschriebenen Dauerhuper. Nach mehr als einem Monat Peking bin ich an die Geräuschkulisse gewwöhnt. Da macht es kaum noch was, wenn es hier mal piepst.

Hanyu nan ma?

Hanyu nan sile! Wirklich Chinesisch ist sauschwer! Aber wer es übersetzen kann, der kann sehen, dass wir eifrig lernen. Dabei lernen wir chinesisch für chinesische Analphabeten. Wir lernen nämlich bislang chinesische Worte, aber keine chinesische Schrift, sondern lateinische Umschrift für chinesische Worte. Dabei hat jedes Wort noch ein Klangzeichen drüber, denn chinesisch hat was von „Singsang“ in der Sprache. Es gibt hohe Töne, sich absenkende, aufsteigende und eher unbetonte. Wir können mittlerweile Menschen begrüßen, uns entschuldigen, uns und andere vorstellen, nach essen und trinken fragen und zählen. Morgen lernen wir Zeiten und Daten. Manches ist in chinesisch sehr leicht, anderes fürchterlich kompliziert. 111 heißt übersetzt: eins hundert eins zehn eins, 1o1 ist eins hundert null eins, 110 ist eins hundert eins. Wundert es da irgendwen, wenn die Kassiererinnen hier manchmal durcheinander kommen?

Wir lernen bei Nancy. Nancy ist Lehrerin im Mandarin-House und ständig unterwegs, da ihre meisten SchülerInnen daheim unterrichtet werden, wie wir bislang auch. In unserem Übergangsappartment war das nicht immer leicht. Zunächst musste Nancy im Eingangsbereich abgeholt werden, weil sie sonst nicht bis zu uns gelangen konnte. Die Zwischentür funktionierte nur mit Karte, der Aufzug ging nur mit Karte und auch unsere Wohnungstür wollte eine Karte spüren, die leider oft erst einmal ein rotes Licht zur Folge hatte, was natürlich „kein Einlass“ bedeutet. Das war die erste Schwierigkeit. Dann hatte Nancy immer viele Taschen dabei, für die unterschiedlichen Schüler, außerdem musste sie ständig den „Bathroom“ benutzen, da Chinesen ihre Nase nicht in der Öffentlichkeit schneuzen, und die Abwechslung zwischen Wohnungen, Bussen und Strassen das Riechorgan reizte. Und dann kam in dem „Luxury“-Appartment dauernd wer vorbei: wollte die Heizung prüfen oder Gardinen neu aufhängen, musste die Wasserleitungen beschauen oder es war das vierköpfige Putzkommando. Da soll man sich auf Chinesisch konzentrieren, das es mit seinen Worten schon schwer genug macht. Wie soll man ernst bleiben bei „popo“ = Oma, oder „mamahuhu“ = so lala, auch „taitai“ = Ehefrau gefällt mir nicht besonders. Heute haben wir „ar-sche“ gelernt= 20.

Ab morgen lernen wir im Mandarin-House. Das ist in der achten Etage in Fortune Plaza Gebäude und die Unterrichtsräume sind 1,5 qm groß. Praktischerweise ist es im selben Gebäude wie Bayer Health Care, so dass Klaus hinterher einen Kaffee mit uns trinken kann, denn der kann nur Wei = Hallo und Ni hao = Guten Tag, ansonsten hofft er endlich auf gute Unterrichtszeiten für sich. Er ahnt noch nicht, wie anstrengend diese Lernerei ist. Wir zwei sind immer fix und foxi nach den zwei Stunden, aber wir können hinterher auch wirklich was.

Übrigens, beim Auszug aus dem Luxury-Appartment mussten wir ein wenig warten, weil – nein, nicht wegen der schmelzenden Pfanne – der Aschenbecher nicht zu finden war. Die großgewachsenen, nichtrauchenden Langnasen hatten ihn nach oben ins Regal über dem TV befördert und die kurzen Chinesen hatten ihn nicht gesehen. Nun, den Menschen kann geholfen werden, denn es gibt ja eine Sprache. Und – Gott sei Dank! – spricht auch hier so mancher englisch.

Liebe Grüße an die Deguoren = Deutschen

wei! Hongkong

Am Sonntag vor 8 Tagen flog ich mit Klaus nach Hongkong, wegen meines Visums. Die chinesische Botschaft in Deutschland  hatte es mit mir zu gut gemeint und mir ein z- Visum gegeben, das ich eigentlich gar nicht bekommen durfte und hier nun auch nicht anerkannt wurde. Also musste ich innerhalb von 30 Tagen ausreisen, wobei aber die Frage ist, ob Hongkong jetzt zu China gehört oder nicht. Auf jeden Fall gibt es dort eine chinesische Botschaft.

Also sind wir am Sonntag zum Flughafen gefahren und da hatte der Flieger dann auch schon 20 Minuten Verspätung. Als wir dann ca. um 19.00 Uhr ankamen  und unser Gepäck abholen wollten, kam ein  Angestellter von der Gepäckvermisstenstelle und teilte uns mit, das kein Gepäck aus Beijing in diesem Flieger gewesen sei. Mit vielen anderen Gepäcklosen gaben wir dann auch unsere Hoteladresse ab und fuhren ohne Gepäck mit dem Zug in die Hongkonger City. Vom Bahnhof aus brachte uns ein Taxi zu unserem angeblichen Hotel. Dort stellte sich heraus, dass wir im falschen Hotel waren, da es zwei „Novotels“ in Hongkong gibt. Nun war aber das Problem, dass unser Gepäck zu diesem Hotel gebracht würde. Mit dem Versprechen, unser Gepäck weiterzuleiten, verließen wir den falschen Ort und fuhren mit Taxi ins nächste Hotel, in dem tatsächlich eine Buchung für uns vorlag. Unsere Gepäckprobleme erklärten wir beim Einchecken und am gleichen Tag um Mitternacht soll das Gepäck schon dagewesen sein. Wir schliefen aber schon und freuten uns am nächsten Morgen über frische eigene Bekleidung. Der Rest der Reise verlief problemlos. Hongkong ist stickig, ziemlich eng gebaut, die Autos fahren links und die Busse und Straßenbahnen sind doppelstöckig. Die Straßenbahn besteht dabei nur aus einem Waggon und ich frage mich, warum die denn nicht – zumindest manchmal – umkippen. Ich bin wieder zurück in China und erstmal wieder drin.

Der Umzug ist geschafft

Am Montag und Dienstag sind wir eingezogen mit Sack und Pack. Zehn Chinesen und ich haben den Einzug hier in Central Park geschafft – ich alleine, weil die anderen beiden sich Hongkong angesehen haben. – Aber dazu will Charlotte schreiben. –

Ja, unser großer Container durfte nicht in die Stadt hinein fahren. So musste zunächst alles umgeladen werden auf kleinere LKW. Dabei stellte sich heraus, dass der Zoll den Inhalt des Containers nicht betrachtet hat. Als die kleinen LKWs hier ankamen, stand die Einfahrt gerade unterWasser, weil hier Großreinemachen angesagt war. Überhaupt wird hier ständig geputzt und unser Einzug war für die Putzdamen eine einzige Herausforderung.

Innerhalb von zweieinhalb Stunden war alles Hab und Gut im 19. Stock gelandet. 268 Stücke musste ich abzeichnen – ich kam mir vor wie beim Bingo – und jeweils in den richtigen Raum schicken. Danach wurden die ersten Möbelteile ausgepackt – und siehe da, alles war heil. Dann aber mussten alle Chinesen schnell weg, denn LKWs dürfen ab 16.ooUhr nicht mehr in der Pekinger Innenstadt fahren wegen des Berufsverkehrs. -Ich halte das für eine sehr gute Idee.

Am nächsten Morgen um 9.30 waren sieben Chinesen wieder da und bauten Schränke auf, von denen sie nicht wussten, wie sie aussehen sollten. Ich war sozusagen in drei Zimmern gleichzeitig, um zu erklären, was woran gehört. Aber Chinesen lassen sich nicht entmutigen und versuchens halt noch mal, wenn es beim ersten Mal nicht geklappt hat, So wurde der Wohnzimmerschrank nochmal auseinander genommen und auch unser Bett sorgte für viel Vergnügen, bis es endlich stand. Im Kleiderschrank wurde öfters einer eingesperrt, um für die richtige Ausbalancierung zu sorgen.

Ein besonderes Vergnügen aber machte ihnen das Auspacken. Tassen und Teller kamen irgendwo hin, aber immer mit großem „Aha“. Und siehe da, aus drei großen Kartons wurden – mitten im neuen Wohnzimmer – unsere Fahrräder herausgeholt, zurechtmontiert und für sehr groß befunden.

Ich habe Montag und Dienstag noch eifrig weiter ausgepackt und eingeräumt und manchmal kaum noch gewusst, wie ich meinen Rücken wieder gerade kriege. Allmählich findet auch alles sein richtiges Plätzchen und wenn wir uns dann noch traue, Nägel in die unangetasteten Wände zu schlagen – wir mussten den Besitzer dafür um Erlaubnis fragen und er möchte tatsächlich wissen, wieviele Löcher es geworden sind – bei all den Bildern, die wir mitgenommen haben, kommen da schon etliche zusammen! – nun, dann sieht es hier bestimmt schon wieder heimisch aus. Alle Kisten sind ausgepackt, heute gab es einen ganz normalen überbackenen Nudelauflauf und die erste Wäsche ist gewaschen. Wenn das nicht bedeutet, dass wir zuhause sind, dann fehlt nur noch der Spieleabend dazu – und der findet jetzt statt. Ein paar Fotos von heute kommen noch hinzu: Unser Wohnturm, der Blick aus dem Gartentor, und zwei Blicke von diesem Schreibtisch auf die Umgebung. Ich bin und hab’s geschafft. Henny