Wenn man schon mal in Asien ist, kann man den Sommerurlaub doch in Südostasien verbringen, dachten wir und fuhren nach Kambodscha und Thailand.
Meine Familie macht sich üblicherweise darüber lustig, dass ich mich vorher immer ausführlich mit unseren Reisezielen beschäftige. Diesmal war ich in dieser Beziehung eher nachlässig. Mit den Tempelanlagen von Angkor kannte ich mich zwar ein wenig aus, aber zu Thailand hatte ich nichts gelesen. Wir wollten ja auch nur Badeurlaub auf einer Insel machen. Umgekehrt wäre es sinnvoller gewesen.
Am kleinen Flughafen der zweitgrößten Stadt Kambodschas, Siem Reap, wurden wir von einem freundlichen Reiseführer empfangen, der nicht nur englisch, sondern auch zu unserer Überraschung deutsch sprach – nicht perfekt, aber völlig ausreichend. Er brachte uns ins wunderschöne Hotel und anschließend ging es gleich los, die zahlreichen Tempelanlagen rund um Angkor Wat zu bestaunen. Drei Tage lang führte er uns mit kompetenten Ausführungen durch dieses Weltwunder. Wir staunten und schwitzten in tropischer Hitze, genossen die kambodschanische Küche, freuten uns über die Freundlichkeit der Menschen. Aber wir sahen auch die Armut und die Opfer von Terrorherrschaft und Bürgerkrieg, verkrüppelte Menschen, ohne Beine, ohne Arme, blind, manchmal mehrfach versehrt. Noch immer wird vor Landminen gewarnt. Kinder betteln oder verkaufen Souvenirs statt zur Schule zu gehen. Es gibt keine allgemeine Schulpflicht in diesem Land, in dem eine Familie durchschnittlich sieben Kinder hat. Die Hauptverkehrsmittel sind Motorräder, auf denen wir bis zu fünf Menschen Platz finden sahen, und Tuktuks, die als Taxis genutzt werden. Erwähnen sollte ich noch, dass wir Elefanten und Affen und eine geflügelte Eidechse, quasi einen Minidrachen, getroffen haben.
Am vierten Tag flogen wir voller neuer Eindrücke, aber doch auch erschöpft von SiemReap nach Koh Samui, einer thailändischen Insel, mit noch kleinerem Flughafen.
Palmen, weißer Strand, blau-türkises Meer, tolles Hotel mit zwei großen Pools und ausreichend vielen Liegestühlen – was will man mehr, um sich zu erholen? Keinen Sonnenbrand! Den haben wir uns nämlich alle drei geholt trotz 50er-Faktor-Sonnencreme und Regenschauern, die uns manchmal von Strand und Pool fernhielten. Es ist eben Monsunzeit. Der Taifun, der gerade unterwegs war, zog weiter östlich seine zerstörerische Bahn . Wir erholten uns wunderbar. Kein Problem!
Ein Tag Bangkok bildete den Abschluss unseres Urlaubs. Nach einer längeren Fahrt vom Flughafen ins Hotel fuhren wir mit dem Sky-train zum Fluss. Wir saßen nebeneinander in der Bahn, als eine Frau neben Charlotte aufstand und einem Mönch ihren Sitzplatz anbot. Dieser war weder alt noch gebrechlich, doch es gab offensichtlich Probleme. So wurde Klaus gebeten, aufzustehen und mit Charlotte die Plätze zu tauschen. Erst dann setzte sich der buddhistische Mönch.
Wir kauften Tagestickets für die Flussschiffahrt und bestiegen das nächste Schiff. Und konnten es gar nicht glauben. Da gab es doch tatsächlich einen „space for monks“ und die gelbgewandeten Herren ließen auch nicht lange auf sich warten. Die anderen Passagiere hatten Platz zu machen, besonders die Frauen. Die Thailänder beschäftigten sich allerdings mit etwas ganz anderem als wir. Auf dem Schiff stand ein europäisches Paar engumschlungen und küsste sich immer wieder. Ja, hätte ich mich doch vorher schlau gemacht! Dann hätte ich es gewusst. Thailänder berühren sich nicht in der Öffentlichkeit, des anderen Kopf anzufassen, ist so intim, dass man noch nicht einmal ein süßes kleines Baby streicheln sollte, geschweige denn eine Person des anderen Geschlechts küssen. Und Mönchen ist es strikt untersagt, mit einer Frau auch nur irgendwie in Kontakt zu kommen. Was hätten sie nur gemacht, hätte ich mich, unwissend wie ich war, neben sie auf die Bank am Pier gesetzt? Selbst wenn sie zufällig mit aufs Foto gerieten, hoben sie noch die Hand vor die Augen. Ansonsten staunten wir über die enormen Vorbereitungen zum bevorstehenden Geburtstag Königin Sirikits, über eine Massenansammlung von Wahrsagern und ihre zahlreichen Kunden ( ich hielt das ganze zunächst für eine Bingo-Veranstaltung) und wir waren enttäuscht über die Schließungszeiten der interessanten Gebäudekomplexe: 15.30 Uhr. Aber das Essen war schon wieder phantastisch lecker!
Und die Idee mit dem space for monks – darüber müsste ich noch mal nachdenken.
Wie wäre es mit: Sitzplätze für PfarrerInnen – in Bussen und Bahnen? Das gäbe eine Kirchenaustrittswelle!!!