shouji (chin. Handy)

Nachdem wir einige Tage in Beijing waren, stellte sich natürlich die Frage nach einem lokalen Handy für uns drei. Auf Dauer würde die Nutzung deutscher Handys sicher zu teuer werden. Also fragte ich zunächst in der Firma, ob es wie in Deutschland auch ein Firmenhandy gibt. In Deutschland konnte man das auch für private Zwecke nutzen, wenn man die Privatgespräche abrechnet. Leider gibt es so etwas hier nicht. Aber man wollte mir natürlich behilflich sein und so machte ich mich bald darauf mit einem chinesischen Kollegen auf zu China Mobile.

Als erstes durfte ich mir an einem Bildschirm Telefonnummern aussuchen. Natürlich alle ohne eine einzige 4. Denn 4 ist die Unglückszahl an sich, da sie genauso klingt wie das Wort Tod. Das war ja noch eine leichte Übung.

Danach wurde ich gefragt, ob ich denn ein Bankkonto in China habe. Das hatte ich zwar ein paar Tage vorher beantragt, aber noch keine Bestätigung bekommen, und konnte daher keine Bankverbindung angeben. – War ich etwa zu früh losgezogen? – Mir wurde daraufhin erklärt, dass dies bedeutet, dass ich eine gewisse Vorauszahlung zu machen habe. Nun gut, das war ja zu machen.

Damit kam aber die nächste, für mich überraschende Frage: Ob ich denn mit den Handys ins Ausland telefonieren wollte. Auf die Antwort, dass wir gerne zwei Handys hätten, mit denen wir ins Ausland telefonieren können und eins nur in China, bekam ich zunächst gesagt, dass letzteres in dieser Filiale leider zur Zeit nicht verfügbar sei.

An einem der Schalter wurden nun mehrere Formulare ausgefüllt, Daten aus meinem Pass übertragen und das ganze mit dem hier üblichen beeindruckenden roten Stempel versehen. Wieder einmal durfte ich Formulare unterschreiben, die nur in chinesischer Schrift geschrieben waren, so dass ich keine Ahnung habe, was ich unterschrieben habe. Man lernt hier das Vertrauen in den Mitmenschen.

Schliesslich wurde mir beschieden, dass ich für jedes Handy umgerechnet 300 Euro vorauszahlen müsste. Aber das sei nicht so schlimm, das Geld könne ich abtelefonieren.

So viel Geld hatte ich natürlich nicht bei mir. Und elektronische Zahlung per EC oder Kreditkarte war auch nicht möglich. Aber auch das sollte doch ein lösbares Problem sein, schliesslich gab es direkt neben China Mobile eine Bankfiliale.

Also die Bank „gestürmt“ und an den Geldautomaten. Leider bekam ich nur eine Fehlermeldung und kein Bargeld. In der Schalterhalle wurde mir nach kurzem Dialog mit einer freundlichen jungen Dame beschieden, dass diese Bank das übliche EC/Maestro- Verfahren nicht bedient. Aber ganz in der Nähe sei eine andere Bank, bei der ich bestimmt Geld bekommen könnte.

Mein Begleiter und ich gingen also auf die Strasse zurück und schauten nach der anderen Bank. Sofort kam die freundliche Dame aus der Schalterhalle hinterher gelaufen, um uns genau zu zeigen, wo wir denn die andere Bank finden könnten – ein Service, den ich aus Deutschland so nicht kenne.

Leider war die andere Bank nur ein Bankautomat und der war …. defekt. Aber im gleichen Gebäude gab es einen grossen Supermarkt, mit einem weiteren Bankautomaten. Allerdings war dieser nicht bereit umgerechnet 600 Euro (für zwei Handys) auszuspucken. Also ein zweiter Versuch mit 300 Euro, für wenigstens ein Handy. Das ging. Merkwürdigerweise wurde ich nach der Auszahlung nicht aus dem Dialog entlassen und bekam auch nicht sofort meine EC Karte wieder. Vielmehr war ich wieder im Eingangsdialog. Also nochmal versuchen die zweiten 300 Euro zu bekommen. Das ging wieder problemlos.

Warum man 600 Euros nur in zwei Etappen abheben kann, bleibt sicher das Geheimnis der chinesischen Bankautomaten-Entwickler bzw. der jeweiligen Banken. Aber ich hatte ja das benötigte Geld und nun ging es schnell zurück zu China Mobile.

Dort wurde das Geld maschinell gezählt (der grösste erhältliche Schein entspricht 10 Euro) und schnell hatte ich zwei SIM Karten in meiner Hand. Als ich allerdings die Frage nach zwei neuen Handys stellte, schaute ich rundherum in ziemlich ratlose Gesichter. So etwas wie ein Bundle eines Vertrags mit einem neuen Handy schien hier völlig unbekannt zu sein.

Eine weitere Frage ist mir bis heute nicht vollkommen klar geworden: Ob ich denn nun einen Pre-paid Vertrag habe, also zunächst ein Guthaben erwerben muss, das ich dann abtelefonieren kann, oder ob ich nach dem Verbrauch der 300 Euro eine monatliche Rechnung bekomme.

Aber erst einmal kann ich mit einem chinesischen „Handy“ telefonieren.

Und die ganze Aktion hatte „nur“ schlappe zwei Stunden gedauert. China ist eben doch anders.

Fortsetzung folgt ……