Chinesische Wertarbeit

Ja, kennst du nicht die chinesische Weisheit: es ist gut, wenn es gerade so passt( nicht 100, sondern 80%)? So fragte eine Bekannte, als ich von all den kleinen Unannehmlichkeiten berichtete, die sich in unserer Wohnung einstellen, nachdem wir gerade mal seit vier Monaten darin wohnen. In der letzten Woche waren die Handwerker da. Und zwar schnell und pünktlich, manchmal sogar überpünktlich oder auch völlig unerwartet. Zunächst wurden die Spiegelbeleuchtungen in den Bädern gerichtet. Diese hatten sich nämlich so weit abgesenkt, dass die Spiegelschränke nicht mehr zu öffnen, bzw. zu schließen waren. Raffiniert fand ich, wie zwei Männer es schafften, über eine Dreiviertelstunde damit zu verbringen, acht Schraublöcher zu verputzen. Drei mal haben sie jeweils zugekleistert und wieder versäubert und zugekleistert und…. Dann war es kurz vor zwölf, und jeder Chinese lässt sein Arbeitsgerät fallen und geht Mittagessen.

Nachmittags kamen die nächsten Handwerker. Einer besah sich die Küchentheke, die einen kräftigen Riss im Putz hatte, darunter, meinte er, sei „shui“. Wo sollte das Wasser nur herkommen? Wahrscheinlich war die Rigipsplatte feucht, als sie eingebaut und zugekleistert wurde. So trocken, wie die Luft hier im Winter ist, kann ich mir nichts anderes vorstellen. Nun, er kratzte unter Aufsicht des „Ingenieurs“ (hauseigener Handwerker) einen größeren Teil des Verputzes ab und meinte, das müsse jetzt erstmal einige Tage trocknen.

Viel erfreuter war der junge Mann, der sich unseres Fußbodens annehmen sollte, als er die Bescherung sah. Unsere Wohnung ist mit Laminatboden ausgestattet. Ein sehr empfindliches Laminat. Es könnte tatsächlich auch Holz sein. Auf jeden Fall ist es geschrumpft und hat zwischen den verlegten Einzelteile deutliche Lücken aufzuweisen. Zudem wellt es sich ein wenig. Nun, ein zweiter, älterer Mann wurde herbeigerufen und dann gingen sie ans Werk: sie klopften alles raus, was die Einzelteile eigentlich zusammenkleben sollte. Ein Riesenlärm! Danach fingen sie an, das Laminat neu einzukleistern und zusammen zu schieben. Dazu mussten sie mit ihrem Werkzeug unter die Fußbodenleisten greifen. Da diese aber nicht abmontierbar sind – wahrscheinlich einfach angeklebt, wurden kurzerhand Löcher in die Leisten gemacht. Am nächsten Tag wurden die Löcher wieder zugeschmiert. Nach entsprechender Trocknungszeit glatt poliert und dann gestrichen. Inzwischen fiel mir auf, dass der Türabsatz unserer Eingangstür verschoben war. Mit großer Mühe kam er wieder an den richtigen Platz und wurde – festgeklebt. Mit dem Zwischenresultat, dass wir vier Stunden Wache schieben durften, weil die Tür solange offen bleiben musste. Eigentlich war das auch gar nicht so schlecht, denn zu der Zeit wurde auch unsere Küchentheke wieder gestrichen, mit einer Farbe, die zum Himmel stank, fast noch schlimmer, als die Autospachtelmasse, die zuvor in den Riss geschmiert wurde. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung, nur an den Fußbodenkanten gibt es so weiße Streifen – teilweise alte Farbe, manchmal auch neue. Die nächsten Macken reparier ich – glaube ich selbst. Im Sommer sollen sich die Türbeschichtungen lösen – angeblich hilft da Pritt und etwas eigener Druck.

Ich habe von einem wunderbaren Hochhausneubau in Peking gehört mit vielen Fenstern und super Leuchteffekten. Wenn allerdings ein Beleuchtungselement kaputtgeht, muss das ganze Fenster ausgebaut werden, dazu braucht es einen Kran und …

Wir kaufen ein Handy (women mai shuouji)

Diese Geschichte ist zwar schon etwas älter, aber meines Erachtens immer noch wert berichtet zu werden.

Charlotte hatte sich ein neues Handy gewünscht und so sind wir an einem Samstag Nachmittag losgegangen, um ein Handy zu kaufen. Anders als in Deutschland gibt es in China zum Abschluss eines Mobiltelefonvertrages kein neues Handy.

Wir wussten schon, wo es ein entsprechendes Geschäft gibt, was dann auch von uns zielstrebig angesteuert wurde. Dort gab es Handys (fast) aller Hersteller und die Auswahl war recht groß. Aber (natürlich) war nicht das dabei, was Charlotte suchte. Also in ein Kaufhaus ganz in der Nähe und dort geschaut. Dort gab es schon eher etwas, was Charlotte gefiel. Aber zur Sicherheit sind wir dann doch noch mal in den Handy-Laden, um das Angebot genau zu prüfen.

Klingt eigentlich wie ein normaler Einkauf oder? Nur dass wir mit unseren begrenzten Chinesisch-Kenntnissen und dem eingeschränkten Englisch-Wissen der VerkäuferInnen kein wirkliches Verkaufsgespräch führen konnten. De Frage, was denn die Handys so können, blieb im wesentlichen unbeantwortet.

Schließlich landeten wir wieder in dem großen Kaufhaus, wo es das Handy gab, das Charlottes Vorstellungen am Besten entsprach. Zunächst musste eine Verkäuferin gefunden werde, die sich auf Englisch mit uns auseinandersetzen konnten. Drei weitere schauten zunehmend interessiert zu (dazu sei erwähnt, dass es in chinesischen Geschäften reichlich Personal gibt, das vielfach rumsteht, manchmal auch schläft, und auf Kunden wartet – Arbeitskraft ist extrem billig in China)

Aus anderen Erlebnissen schlau geworden fragten wir, ob das Handy denn auch eine englische Bedienoberfläche habe (dass es das nicht in Deutsch gab, war uns klar). Und natürlich wurde uns bestätigt, dass Englisch einstellbar sei.

Da wir das aber lieber mit eigenen Augen sehen wollten, wurde eine Verkäuferin losgeschickt, einen geladenen Akku für das Handy zu holen. Das Handy wurde mit dem Akku bestückt, eingeschaltet und die Bedienoberfläche auf Englisch umgestellt. Damit waren wir zufrieden und wollten das Handy nun kaufen. Wie in den meisten chinesischen Geschäften wurde zunächst die Rechnung erstellt – vier Durchschläge -, mit der man zur Kasse muss.

Nachdem ich bezahlt hatte und an den Handy-Stand zurueckkam, traute ich meinen Augen nicht. Vier Verkäufer waren damit beschäftigt, das Handy betriebsfertig zu machen. Uhrzeit und ähnliches wurden eingestellt. Charlottes SIM Karte wurde eingebaut, so dass sie es gleich benutzen konnte und natürlich bekam sie eine Einweisung in die Bedienung. Und ihr wurden alle Features des neuen Gerätes ausführlich gezeigt.

Schließlich sollte noch die Garantiekarte ausgefüllt werden. Der Dialog um Name und Adresse gestaltete sich etwas schwierig, so dass ich schließlich eine (Bayer) Visitenkarte zueckte. Schließlich steht dort auch mein chinesischer Name in chinesischer Schrift. Damit hatte ich vier neue Freunde gewonnen. Nicht nur dass Bayer offensichtlich sehr gut angesehen war, sondern auch dass ich einen chinesischen Namen habe, begeisterte die Schar der Verkäufer. Sie waren auch schon vorher sehr freundlich gewesen, aber nun überschlugen sie sich fast. Und natürlich wurde ich gefragt, ob sie die Visitenkarte behalten dürften. Nach längerem interessierten Palaver, wo wir denn herkommen und was wir in Beijing machen, fand der Einkauf dann doch noch eine Ende.

Auch wenn der Einkauf deutlich länger gedauert hat als ein vergleichbarer in Deutschland, die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft kenne ich so nicht aus meiner Heimat (weitere Beispiele folgen).

Drachenfliegen, Bambuswuermer – leeecckkkerrrr !!

Ja. ich habe es getan. Das Unaussprechliche. Ich habe Drachenfliegen (eine Libellenart) und Bambuswuermer gegessen. Natürlich schön frittiert und pikant gewürzt.

Der geneigte Leser dieses Blog möchte es genauer wissen?

Wir waren nach dem Chinesischen Neujahrsfest für einige Tage im Süden Chinas, in Yunnan. Dort wurden wir weitgehend mit lokalen Speisen aus der Provinz verköstigt. Allerdings gibt es im chinesischen Süden eine große Auswahl auch ungewöhnlicher Speisen. Daher verwunderte es nicht, dass eines Mittags auch frittierte Dragonflies und Bambooworms serviert wurden. Nun bin ich ich zwar durchaus neugierig, aber was das Essen betrifft durchaus wählerisch und mit fettem Fleisch z.B. kann man mich jagen.

Jetzt hatte ich aber an diesem Mittag einen netten Mitreisenden neben mir sitzen, der diese kulinarischen Köstlichkeiten kannte und munter verspeiste. Er bemerkte meine Zurückhaltung und wir kamen ins Gespräch. Er erklärte mir – glaubhaft- dass diese Insekten nach dem Frittieren, nur noch knusprig sind und hauptsächlich nach den verwendeten Gewürzen schmecken. So ähnlich wie Kartoffelchips.

Nach kurzer Bedenkzeit habe ich es dann getan und zunächst eine Drachenfliege probiert. Und der freundliche Mensch hatte nicht zuviel versprochen. Sie schmeckten wie beschrieben. Nicht übel, allerdings ist es Nichts um satt zu werden. Nach der positiven Erfahrung habe ich dann auch gleich die Bambuswuermer probiert. Wieder mit dem gleichen Ergebnis – schmeckt gar nicht schlecht und so als kleine Beigabe zum Essen gut zu verwenden.

Henny und Charlotte waren natürlich geschockt: Dass ich das tatsächlich esse und mich gar nicht ekle, und es auch noch lecker finde. Auf mein Angebot doch auch einmal zu probieren, wollten beide nicht eingehen. Ich kann gar nicht verstehen, warum nicht.

Aber natürlich musste das Ganze dokumentiert werden – Fotos finden sich in der Fotogalerie auf der Homepage (leider wegen Schockzustandes verwackelt).