Alle halbe Jahre treibt es uns nach Deutschland.
Diesmal flogen wir, weil Charlotte neun Vorstellungsgespräche wegen einer Ausbildung in Deutschland vereinbart hatte. Pekinger Freunde meinten, dass müsste doch klappen, in Deutschland lebende waren da skeptischer. Um es gleich vorwegzunehmen: sie hatte danach mehrere Angebote und wählte sich das aus, was ihr am besten und freundlichsten erschien. So wird Charlotte ab Oktober in Bonn leben und eine Ausbildung zur Krankenschwester beginnen und wir werden nur noch zu zweit in Beijing bleiben.
Natürlich haben wir auch wieder viele Besuche gemacht; außer meine, deine, unsere Familie legten wir den Schwerpunkt auf Besuche bei denjenigen, die wir letztes Mal nicht besuchen konnten. Ach, es ist schon schön, so viele liebe Menschen wieder zu sehen und bei ihnen zu Gast sein zu dürfen. Mit manchen haben wir Besuche bei uns in Peking besprochen. Wir hoffen, wir können allen schönes Wetter und blauen Himmel bieten.
Dagegen die alte Heimat: Die Fahrten im Regen – den Schnee hab ich diesmal umgehen können – machten das Deutschlandbild noch trister als es die Stimmungslage angesichts der allgegenwärtigen Krise bereits gemalt hatte. Charlottes zweites Vorstellungsgespräch – morgens um 8 in Düsseldorf – kam zum Beispiel gar nicht recht zustande, da ihr in der Praxis sofort mitgeteilt wurde, die Herren Doctores würden in diesem Jahr nicht ausbilden und müssten auch noch Mitarbeiterinnen entlassen wegen der Krise und der Pauschalen und überhaupt.
Dafür hatten wir das üppige Frühstück unseres Hotels ausfallen lassen. Damals fanden wir das schade, mittlerweile sind wir froh drum, denn es ist schwer genug, die Pfunde aus Deutschland wieder loszuwerden. An denen ist aber nicht nur das „leckere“ Hotel Gastgeb schuld, sondern auch die Einladungen und die verlockenden Süßigkeiten, die wir in Peking entbehren und bei denen wir Nachholbedarf verspürten. Jetzt verstehe ich, warum so viele wohlbeleibte Mitmenschen in Deutschland zu sehen sind. Sie alle haben nicht die Chance, wie wir, die Pfunde in Peking oder auf der großen Mauer etc abzulaufen. Auch wir waren wieder ständig mit dem Leihwagen unterwegs statt zu Fuß – kein Wunder bei dem Wetter. Dauerregen und ar…kalt.
Erst einen Tag vor Abflug änderte es sich, als wir auch noch die Zeit fanden, einen Ausflug auf den Pfälzer Trifels zu unternehmen. Mit dem Geländewagen-Monstrum, das uns statt des bestellten Passat-Kombi bei der Leihwagenfirma übergeben wurde, hätten wir es wahrscheinlich auch noch bis zum Burgtor geschafft. Ich kam mir auf jeden Fall in dem Wagen äußerst deplaziert vor. Zudem wurde ich auch noch mehrmals merkwürdig von Kleinwagen fahrenden Herren der Schöpfung wegen des Wagens angemacht. Es ist ja doch ein komisches Gefühl nach sechs Monaten mal wieder am Lenkrad zu sitzen und sich nicht chauffieren zu lassen. Aber im Pekinger Verkehr ginge ich unter. Er ist dermaßen ungeregelt, dass ich wahrscheinlich gar nicht vorankäme. Man kann ja keinen Sicherheitsabstand einhalten, weil mehrere andere Wagen die Lücke nützen würden.
Übrigens waren wir natürlich auch wieder in Deutschland einkaufen: Kleidung für mich, Schuhe (ein Muss in Pirmasens!), Haribo, Schokolade, Bratensoße, süße Paprika, Deo, Hautcreme ( ohne Whitener-Bleichmittel), Bücher, Wolle, die neue 17 Hippies CD, Gummibärchen. .. Das alles und noch viel mehr gibt es nur in Deutschland.
Wir kamen mit vollen Koffern – wir kehrten mit gefüllten Koffern zurück.