Friedenswoche 2020

Am 22. Oktober 1978 erhielt Astrid Lindgren den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Aus diesem Anlass hielt sie eine Rede mit dem Titel: Niemals Gewalt. Astrid Lindgren, die ihr wahrscheinlich als Autorin von Kinderbüchern wie Pippi Langstrumpf, Michel oder auch „Wir Kinder von Bullerbü“ kennt, sprach in der Rede darüber, dass die Friedenserziehung in der Kindheit beginnen muss. Kinder, die damals noch mit Prügeln und Ohrfeigen bestraft wurden, sollten gewaltfrei aufwachsen, sagte sie, damit aus ihnen friedvolle Erwachsene werden, die keine Kriege führen wollen. Und damit jeder versteht, worum es ihr geht, erzählte sie folgende Geschichte:

Niemals Gewalt – ein Text von Astrid Lindgren
Jetzt werde ich eine kleine Geschichte erzählen. Ich hörte sie selbst vor langer Zeit, eine alte Dame erzählte sie mir, und ich habe sie niemals vergessen. Sie ging so – wenn ich mich recht erinnere:
Ich war jung zu jener Zeit, als fast alle Kinder oft geschlagen wurden. Man hielt es für nötig, sie zu schlagen, denn sie sollten artig und gehorsam werden. Alle Mütter und Väter sollten ihre Kinder schlagen, sobald sie etwas getan hatten, von dem Mütter und Väter meinten, daß Kinder es nicht tun sollten.
Mein kleiner Junge, Johan, war ein artiger und fröhlicher kleiner Kerl, und ich wollte ihn nicht schlagen. Aber eines Tages kam die Nachbarin zu mir herein und sagte, Johan sei in ihrem Erdbeerbeet gewesen und habe Erdbeeren geklaut, und bekäme er jetzt nicht seine Schläge, würde er wohl ein Dieb bleiben, ein Leben lang. Mit Müttern ist es nun einmal so, dass ihnen angst und bange wird, wenn jemand kommt und sich über ihre Kinder beschwert.
Und ich dachte: Vielleicht hat sie recht, jetzt muss ich Johan wohl eine Tracht Prügel verpas-sen. Johan saß da und spielte mit seinen Bausteinen – er war ja damals erst fünf Jahre alt -, als ich kam und sagte, dass er nun Prügel bekäme und dass er selbst hinausgehen sollte, um eine Rute abzuschneiden. Johan weinte, als er ging. Ich saß in der Küche und wartete. Es dauerte lange, bis er kam, und weinen tat er noch immer, als er zur Tür hereinschlich. Aber eine Rute hatte er keine bei sich.
“Mama” sagte er schluchzend, “ich konnte keine Rute finden, aber hier hast Du einen Stein, den Du auf mich werfen kannst!” Er reichte mir einen Stein, den größten, der in seiner kleinen Hand Platz fand. Da begann auch ich zu weinen, denn ich verstand auf einmal, was er sich gedacht hatte: Meine Mama will mir also wehtun und das kann sie noch besser mit einem Stein.
Ich schämte mich. Und ich nahm ihn in die Arme, wir weinten beide, soviel wir konnten, und ich dachte bei mir, dass ich niemals, niemals mein Kind schlagen würde. Und damit ich es ja nicht vergessen würde, nahm ich den Stein und legte ihn in ein Küchenregal, wo ich ihn jeden Tag sehen konnte, und da lag er so lange, bis Johan groß war. Dieb wurde keiner aus ihm. Das hätte ich gern meiner Nachbarin erzählen mögen, aber sie war schon lange fortgezogen. Ja, so sprach die alte Dame, die mir dies alles erzählte, als ich noch sehr jung war.

Jesus sagt in der Bergpredigt, die im Matthäusevangelium steht, Kapitel 5, Verse 8 und 9:

Glückselig sind die,
die ein reines Herz haben.
Denn sie werden Gott sehen.
Glückselig sind die,
die Frieden stiften.
Denn sie werden Kinder Gottes heißen.

Martin Luther und die Bibel

Am 10. November hätten wir wieder Konfirmandenunterricht, gäb`s nicht den November Lockdown. Am 10. November 1483 wurde Martin Luther geboren. Im Kursbuch Konfirmation können die Konfis ab S. 24 manches über Martin Luther nachlesen, insbesondere warum er so wichtig für unsere Bibel und die Bibel so wichtig für uns ist. Auf S. 26 und 27 ist manches zum Ausfüllen zu finden. So könnt ihr auch überprüfen, ob ihr beim Lesen aufmerksam ward. Und das Interview auf S. 28 ist auch ganz interressant.

ich hoffe, ihr habt schon ein wenig im Lukasevangelium geschmökert. Wer noch eine Bibel braucht, kann sich am Mittwoch zwischen 15 und 17 Uhr eine bei mir im Gustav Adolf Haus abholen. Am letzten Mittwoch hatte ich da auch schon Konfi-Besuch.

In der nächsten Woche werden wir uns mit einem anderen Thema beschäftigen, das im November immer bei mir im KU dran ist: Krieg und Frieden. Wer von euch mal raus muss an die frische Luft, der sollte bei diesem schönen Wetter einmal, vielleicht in Begleitung von Eltern oder Großeltern, durch den Wald zum Ehrenfriedhof ( Richtung Haarzopf!) auf dem Süd-West-Friedhof wandern. Dort gibt es eine Hinweistafel mit Erkärungen (in der Nähe des zentralen Denkmals auf dem Hauptweg) zu den vielen Gräberfeldern aus den Kriegszeiten. Nicht nur Soldaten, auch Essener Bürger und Kinder, Rot-Kreuz-Schwestern, Zwangsarbeiter und Gefangene, alle im Krieg und durch Kriegseinwirkungen getötet, liegen dort begraben. Der Schrecken des Krieges und der Segen des Friedens sind hier zu spüren und zu lernen. Am kommenden Sonntag fängt die Friedenswoche an. Dann findet ihr an dieser Stelle mehr zum Thema Krieg und Frieden.