Hanyu nan sile! Wirklich Chinesisch ist sauschwer! Aber wer es übersetzen kann, der kann sehen, dass wir eifrig lernen. Dabei lernen wir chinesisch für chinesische Analphabeten. Wir lernen nämlich bislang chinesische Worte, aber keine chinesische Schrift, sondern lateinische Umschrift für chinesische Worte. Dabei hat jedes Wort noch ein Klangzeichen drüber, denn chinesisch hat was von „Singsang“ in der Sprache. Es gibt hohe Töne, sich absenkende, aufsteigende und eher unbetonte. Wir können mittlerweile Menschen begrüßen, uns entschuldigen, uns und andere vorstellen, nach essen und trinken fragen und zählen. Morgen lernen wir Zeiten und Daten. Manches ist in chinesisch sehr leicht, anderes fürchterlich kompliziert. 111 heißt übersetzt: eins hundert eins zehn eins, 1o1 ist eins hundert null eins, 110 ist eins hundert eins. Wundert es da irgendwen, wenn die Kassiererinnen hier manchmal durcheinander kommen?
Wir lernen bei Nancy. Nancy ist Lehrerin im Mandarin-House und ständig unterwegs, da ihre meisten SchülerInnen daheim unterrichtet werden, wie wir bislang auch. In unserem Übergangsappartment war das nicht immer leicht. Zunächst musste Nancy im Eingangsbereich abgeholt werden, weil sie sonst nicht bis zu uns gelangen konnte. Die Zwischentür funktionierte nur mit Karte, der Aufzug ging nur mit Karte und auch unsere Wohnungstür wollte eine Karte spüren, die leider oft erst einmal ein rotes Licht zur Folge hatte, was natürlich „kein Einlass“ bedeutet. Das war die erste Schwierigkeit. Dann hatte Nancy immer viele Taschen dabei, für die unterschiedlichen Schüler, außerdem musste sie ständig den „Bathroom“ benutzen, da Chinesen ihre Nase nicht in der Öffentlichkeit schneuzen, und die Abwechslung zwischen Wohnungen, Bussen und Strassen das Riechorgan reizte. Und dann kam in dem „Luxury“-Appartment dauernd wer vorbei: wollte die Heizung prüfen oder Gardinen neu aufhängen, musste die Wasserleitungen beschauen oder es war das vierköpfige Putzkommando. Da soll man sich auf Chinesisch konzentrieren, das es mit seinen Worten schon schwer genug macht. Wie soll man ernst bleiben bei „popo“ = Oma, oder „mamahuhu“ = so lala, auch „taitai“ = Ehefrau gefällt mir nicht besonders. Heute haben wir „ar-sche“ gelernt= 20.
Ab morgen lernen wir im Mandarin-House. Das ist in der achten Etage in Fortune Plaza Gebäude und die Unterrichtsräume sind 1,5 qm groß. Praktischerweise ist es im selben Gebäude wie Bayer Health Care, so dass Klaus hinterher einen Kaffee mit uns trinken kann, denn der kann nur Wei = Hallo und Ni hao = Guten Tag, ansonsten hofft er endlich auf gute Unterrichtszeiten für sich. Er ahnt noch nicht, wie anstrengend diese Lernerei ist. Wir zwei sind immer fix und foxi nach den zwei Stunden, aber wir können hinterher auch wirklich was.
Übrigens, beim Auszug aus dem Luxury-Appartment mussten wir ein wenig warten, weil – nein, nicht wegen der schmelzenden Pfanne – der Aschenbecher nicht zu finden war. Die großgewachsenen, nichtrauchenden Langnasen hatten ihn nach oben ins Regal über dem TV befördert und die kurzen Chinesen hatten ihn nicht gesehen. Nun, den Menschen kann geholfen werden, denn es gibt ja eine Sprache. Und – Gott sei Dank! – spricht auch hier so mancher englisch.
Liebe Grüße an die Deguoren = Deutschen