Bei Klaus piept’s

Während ich gemütlich lese, höre ich es ständig piepsen. Dann summt es und brummt es von weiten, es piepst, alles ist wieder still, es piepst, es rauscht, das Piepsen kommt näher, es rauscht hinter mir und mein Mann steht im Zimmer mit einer kleinen beigen Kiste mit Knöpfen. Ach, die hab ich schon mal gesehen, beim Einzug wurde mir ein großes rotes Paket mit vielen hellen Fernbedienungen übergeben. Unsere Maklerin Ivy sagte nur: Forget it, und das hab ich getan, hab sie in einen der vielen Küchenunterschränke gepackt und nicht mehr an sie gedacht. Nicht aber so Klaus. Jetzt, da es abends doch etwas schattiger wird, sorgt sich der Mann um unser Wohlgefühl und lässt in seinem Managerdasein den Physiker aufblitzen: es wird experimentiert, am liebsten mit elektronischen Anlagen. Schade, dass keine Drähte dran sind.

Nun, er hat ja recht, ein bisschen Wärme daheim wäre angebracht. Tagsüber ist es zwar meistens noch sehr angenehm draußen, so ca 12-16 Grad, aber morgens und abends könnte die Heizung an sein, könnte, war sie aber nicht, denn der weise Rat der Stadt Peking hat beschlossen, dass die Heizperiode erst am 15. November beginnt, vorher muss man sich anders behelfen, zum Beispiel durch die Lüftung, die auch auf Warmluft gestellt werden kann. Wer hat, der hat. Wer nicht hat, der zieht sich warm an. Nun, irgendwas muss gestern passiert sein, auf jeden Fall war – hurra! – abends die Heizung an. Leider stellten wir heute morgen fest, dass wohl nicht jedes Ventil seinen Dienst tut. Nun, heute scheint wieder die Sonne, es ist strahlend blauer Himmel und unten im Park machen die ersten ihre Taichi Übungen. Die Gingkobäume strahlen mit herbstlichen gelben Laub und ich werde mich in den Alltag stürzen.

Das heißt: abwaschen, denn die Superküche hat keine Geschirrspülmaschine, Wäsche in die Waschmaschine stecken – in der Hoffnung, das richtige Programm gewählt zu haben, denn unsere Siemens-Waschmaschine ist ausschließlich mit chinesischen Schriftzeichen versehen – und anschließend alles nacheinander in den Trockner – so was hab ich noch nie besessen, es gab ja immer einen Garten oder Trockenkeller – ebenfalls in der Hoffnung, dass die Intuition beim chinesische Maschinen-Benutzen hilft.

Nach der Hausarbeit geht’s raus, zum Unterricht. Mittlerweile sind die Straßen dann auch gut gefüllt mit immer mehr Autos – zumeist dauerhupende Taxen, sehr günstig! – und Fahrrädern – meistens alt, ohne Licht und Klingeln, und Elektromopeds, schnell und unhörbar. Sie alle versuchen, jede Lücke zu nutzen und möglichst immer rechts abzubiegen, denn das darf man immer, egal, was die Ampel zeigt oder wer sich da in den Weg begibt. Das dickste Auto hat Vorfahrt, die Fußgänger kommen zuletzt dran und werden von rote Fähnchen schwingenden Verkehrshilfspolizisten zurückgehalten, bis sie es wagen dürfen, über die Straße zu gelangen. Dabei sollte man den Blick ständig nach links halten, denn von dort kommt die Gefahr in Form der oben beschriebenen Dauerhuper. Nach mehr als einem Monat Peking bin ich an die Geräuschkulisse gewwöhnt. Da macht es kaum noch was, wenn es hier mal piepst.

Ein Gedanke zu „Bei Klaus piept’s

  1. hallo ihr lieben blätter,
    es ist einfach wunderbar alles so genau beschrieben lesen zu können – fast als wäre ich dabei – ich ahne schon, dass wir dadurch so viel kontakt bekommen werden wie wir seit ich aus überruhr weg bin nicht mehr hatten – schön!
    ich stelle mir vor, dass es ganz schwindlig macht überall von fremden lauten und zeichen umgeben zu sein – kein schild lesen zu können und keine aufschrift im supermarkt… und wie spannend es sein muss langsam das eine oder andere vielleicht beim hören oder lesen zu erkennen, was ihr schon gelernt habt.
    die sache mit hongkong muss ja besonders für dich, liebe charlotte, wahnsinns aufregend gewesen sein… wieder ausreisen zu müssen, um erneut einreisen zu können…
    wir hier in essen befassen uns mit einer möglichen erneuerung unserer nachtspeicherheizung durch eine mit einer eigenen wärmepumpe angetriebene heizung. nächste woche haben wir einen beratungstermin. ist eine tolle technik, wir würden unabhängig von galoppierenden strompreisen.
    liebe grüße von jutta und family!

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