Los geht’s!

Lukas 4, 14-21

Jesus war erfüllt von der Kraft des Geistes. So kehrte er nach Galiläa zurück. Sein Ruf verbreitete sich in der ganzen Gegend.

Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen verehrt. Jesus kam auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war. Am Sabbat ging er wie gewohnt in die Synagoge. Er stand auf, um aus den Heiligen Schriften vorzulesen. Man reichte ihm die Schriftrolle mit dem Propheten Jesaja. Jesus rollte sie auf und fand die Stelle, wo geschrieben steht: »Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn der Herr hat mich gesalbt. Das ist mein Auftrag: Den Armen soll ich die Gute Nachricht bringen. Den Gefangenen soll ich ankündigen, dass sie frei werden, und den Blinden, dass sie sehen werden. Den Unterdrückten soll ich die Freiheit bringen. Ich soll verkünden: Jetzt beginnt das Jahr, in dem der Herr Gnade schenkt.« Jesus schloss die Schriftrolle wieder, gab sie dem Synagogendiener zurück und setzte sich. Alle Augen in der Synagoge waren gespannt auf ihn gerichtet. Da sagte er zu den Anwesenden: »Heute – in eurer Gegenwart – ist dieses Schriftwort in Erfüllung gegangen.«

Anmerkungen

Jesus weiß nach den Versuchungen in der Wüste, was er zu tun hat. Er predigt. 

In den parallelen Markus- und Matthäusevangelien wird der Inhalt seiner Predigten wiedergegeben mit den Worten:»Ändert euer Leben! Denn das Himmelreich wird sichtbar in der Welt.«, 

Laut Lukas-Evangelium predigt er zu dem gerade in der Synagoge vorzulesenden Text. Die sind ja in unseren Gottesdiensten ebenfalls genau vorgegeben. Man nennt das Perikopenordnung. Eine Perikope ist ein Abschnitt aus der Bibel. Die Perikopenordnung sorgt für die Zuordnung der Texte aus Altem und Neuem Testament zu den einzelnen Sonntagen im Verlauf von sechs Jahren.

Jesus ist es seit langem gewohnt, am Sabbat in die Synagoge zu gehen und darf dort als erwachsener Mann auch den Text lesen – und predigt auch dazu, legt den Text ganz aktuell aus: Der, von dem der Prophet Jesaja spricht, ist jetzt da. 

Es wird deutlich, wie Jesus seine Aufgabe sieht: Unterstützer der Armen, Befreier der Gefangenen, Licht für die Blinden, Gerechtigkeit für die Unterdrückten. Es beginnt ein Jahr der Gnade.

Der Unterschied zu den anderen Evangelien macht mir eines klar: Jesus fängt bei sich an. Er sieht die Bedürftigkeit seiner Mitmenschen und kümmert sich. Er bietet handfeste, konkrete Hilfe. Mit sichtbaren Ergebnissen.

Ja, und er wird dies auch im übertragenen Sinn tun. Er wird auch das Geschenk des Heiligen Geistes, die Befreiung aus gottlosen Bindungen, das Licht der Hoffnung und die Rechtfertigung des Sünders predigen. Von all dem wird Lukas berichten.

Machtverzicht und Machtmissbrauch

Lukas 4 (Basisbibel)

Jesus war jetzt vom Heiligen Geist erfüllt. So ging er vom Jordan weg und wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt – vierzig Tage lang. Dabei wurde er vom Teufel auf die Probe gestellt. Die ganze Zeit über aß er nichts. Am Ende war er sehr hungrig. Da sagte der Teufel zu ihm: »Wenn du der Sohn Gottes bist, befiehl doch diesem Stein hier, dass er zu Brot wird.« Jesus antwortete ihm: »In den Heiligen Schriften steht: ›Der Mensch lebt nicht nur von Brot.‹« Da führte der Teufel Jesus an eine hochgelegene Stelle. Er zeigte ihm alle Königreiche der Welt in einem einzigen Augenblick. Und der Teufel sagte zu Jesus: »Ich werde dir die Macht geben über alle diese Reiche in ihrer ganzen Herrlichkeit. Denn Gott hat sie mir übertragen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du mich nun anbetest, wird alles dir gehören.« Jesus antwortete ihm: »In den Heiligen Schriften steht: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihn allein verehren.‹« Da brachte der Teufel Jesus nach Jerusalem. Er stellte ihn auf den höchsten Punkt des Tempels und sagte zu ihm: »Wenn du der Sohn Gottes bist, spring von hier hinunter. Denn in den Heiligen Schriften steht: ›Er wird seinen Engeln befehlen, dich zu beschützen.‹ Und: ›Auf ihren Händen sollen sie dich tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.‹« Jesus antwortete: »Es heißt aber auch: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen.‹« Damit hatte der Teufel alles versucht, Jesus auf die Probe zu stellen. Er verließ ihn eine Zeit lang.

Anmerkungen

Passender zum Tag kann ein Text gar nicht sein. Nach den Ereignissen gestern in den USA, die ich voller Entsetzen am Fernsehen und in Liveblogs verfolgt habe, tut es gut, heute Morgen zu lesen, wie Jesus, als er „vom Teufel“ alle Macht und Möglichkeiten in dieser Welt angeboten bekam, diese mit Hinweis auf Gottes Gebote weit von sich wies. Donald Trump wurde und wird immer noch von angeblich bibeltreuen, fundamentalistischen Christen in den USA gestützt und gewählt. (Wieviele von ihnen mögen gestern in dem Mob dabei gewesen sein, der das Capitol erstürmte?) Kennen diese Menschen ihre Bibel nicht? Einen Präsidenten, der seine Macht missbraucht, sich für den Mittelpunkt der Welt und das Maß aller Dinge hält, kann man doch nicht wieder wählen! Einem, der permanent lügt und anderen nur Übles nachsagt, kann man doch nicht glauben. Einem, der Hass sät, muss man doch widersprechen.

Jesus hat nicht nur („dem Teufel“) der Verlockung der Macht widerstanden und widersprochen, sondern mit seinem ganzen Leben dem liebenden Gott und den Menschen gedient. 

Taufe und Namen

Lukas 3, 21- 38

Das ganze Volk ließ sich von Johannes taufen. Und auch Jesus wurde von ihm getauft. Auf einmal, während Jesus noch betete, öffnete sich der Himmel. Der Geist Gottes, kam auf ihn herab und seine Gestalt glich einer Taube. Dazu erklang eine Stimme aus dem Himmel: »Du bist mein Sohn, dich habe ich lieb, an dir habe ich Freude.« Jesus war etwa dreißig Jahre alt, als er sein Werk begann. Er galt als der Sohn Josefs. Josef war der Sohn Elis. Seine weiteren Vorfahren waren:  Mattat, Levi, Melchi, Jannai, Josef, Mattitja, Amos, Nahum, Hesli, Naggai, Mahat, Mattitja, Schimi, Josech, Joda, Johanan, Resa, Serubbabel, Schealtiel, Neri, Melchi, Addi, Kosam, Elmadam, Er, Joschua, Elieser, Jorim, Mattat, Levi, Simeon, Juda, Josef, Jonam, Eljakim, Melea, Menna, Mattata, Natan, David, Isai, Obed, Boas, Salmon, Nachschon, Amminadab, Admin, Arni, Hezron, Perez, Juda, Jakob, Isaak, Abraham, Terach, Nahor, Serug, Regu, Peleg, Eber, Schelach, Kenan, Arpachschad, Sem, Noah, Lamech, Metuschelach, Henoch, Jered, Mahalalel, Kenan, Enosch, Set, Adam – und Adam stammte von Gott.

Anmerkungen

Welch ein Erfolg! Johannes muss mit seinen Predigten ins Schwarze getroffen haben. Und die Taufe muss das richtige Symbol gewesen sein: Das Untertauchen im Wasser als Zeichen für das Abwaschen von Schuld. Wer sich von Johannes taufen ließ, bekannte: Ich will von meinem falschen Weg umkehren und nach Gottes Geboten leben. So kommt auch Jesus mit all diesen Menschen zu Johannes. Er ist einer von vielen, lässt sich taufen, betet  – „und der Himmel öffnet sich“. 

Gottes Worte sind hier im Lukasevangelium eigentlich nicht nochmals nötig, die Geburtsgeschichte nach Lukas war doch aussagekräftig genug, um in Jesus den Menschensohn und das Gotteskind zu sehen. Im Markusevangelium ist das ganz anders. Da beginnt alles mit Johannes dem Täufer und mit der Taufe Jesu. Über Jesu Geburt weiß das Markusevangelium nichts zu sagen. Doch Gottes Worte ( »Du bist mein Sohn, dich habe ich lieb, an dir habe ich Freude.«), in den Bibelwissenschaften „Adoptionsformel“ genannt, sind auch in diesem älteren Evangelium zu finden.

Noch eine wichtige Information gibt uns Lukas mit Jesu Altersangabe. Jesus war bereits 30 Jahre alt, „als er sein Werk begann“

Und dann folgt der Stammbaum Jesu. Den gibt es auch im Matthäus 1,1-17. Allerdings knüpft das Evangelium mit dieser Namensliste an das Alte Testament an. und setzt sie an den Anfang. Matthäus füllt sie mit vielen anderen Namen, nennt diese in anderer zeitlicher Reihenfolge. Er beginnt bei Abraham, enthält nicht nur Männernamen, sondern erwähnt auch fünf Frauen. Und selbst der Vater des Josef hat einen anderen Namen, nämlich Jakob.

Beide Stammbäume gehen über Josef. Das hat mich immer schon fasziniert. Denn entweder ist Jesus ein Teil dieser Generationenkette und Josefs Sohn und damit auch Nachfahre Davids oder er steht als vom Geist gezeugter Gottessohn außerhalb dieses Stammbaums.

Genug zum Nachdenken!

Und falls noch jemand einen exklusiven Jungennamen sucht, gibt es in diesen Stammbäumen ein reiches Angebot, es muss ja nicht Noah sein – der ist gerade der beliebteste Name in Deutschland. 

Nach der Predigt…

….beginnt die nächste Bibelarbeit.

Ich lese jeden Tag einen Abschnitt aus der Bibel. Wie passend, dass es genau die nächsten Abschnitte nach der Weihnachtsgeschichte und meinem Predigttext vom Sonntag sind, die mir vorgeschlagen werden (die-bibel.de):

Lukas 3, 1-14

1 Es war im fünfzehnten Regierungsjahr des Kaisers Tiberius. Pontius Pilatus war römischer Bevollmächtigter von Judäa. Herodes regierte als Landesfürst in Galiläa, sein Bruder Philippus als Landesfürst in Ituräa und Trachonitis. Und Lysanias regierte als Landesfürst in Abilene. 2 Die Obersten Priester waren Hannas und Kajaphas. 

Da rief Gott Johannes in seinen Dienst. Johannes war der Sohn des Zacharias und lebte in der Wüste. 3 Nun zog er durch die ganze Gegend am Jordan und verkündete den Menschen: »Lasst euch taufen! Ändert euer Leben! Gott will euch eure Schuld vergeben!« 

4 Genau so steht es im Buch des Propheten Jesaja: »Eine Stimme ertönt in der Wüste: ›Macht den Weg bereit für den Herrn, ebnet ihm die Straße. 5 Jede Schlucht soll aufgefüllt werden und jeder Berg und jeder Hügel abgetragen. Was krumm ist, muss gerade werden und die unebenen Wege eben. 6Alle Welt soll sehen, dass Gott die Rettung bringt.‹« 

7 Die Menschen kamen in Scharen zu Johannes heraus, um sich von ihm taufen zu lassen. Er sagte ihnen: »Ihr Schlangen! Wie kommt ihr darauf, dass ihr dem bevorstehenden Gericht Gottes entgeht? 8 Zeigtdurch euer Verhalten, dass ihr euer Leben wirklich ändern wollt! Und redet euch ja nicht ein: ›Abraham ist unser Vater!‹ Denn ich sage euch: Gott kann diese Steine hier zu Kindern Abrahams machen. 9 Die Axt ist schon an die Baumwurzel gesetzt: Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.« 

10 Die Leute fragten Johannes: »Was sollen wir denn tun?« 11 Er antwortete ihnen: »Wer zwei Hemden hat, soll dem eins geben, der keines hat. Wer etwas zu essen hat, soll entsprechend handeln.« 12 Es kamen aber auch Zolleinnehmer, um sich taufen zu lassen. Die fragten ihn: »Lehrer, was sollen wir tun?« 13 Er antwortete ihnen: »Verlangt nicht mehr, als in euren Vorschriften steht!« 14 Es fragten ihn aber auch Soldaten: »Und wir, was sollen wir tun?« Johannes antwortete ihnen: »Misshandelt und erpresst niemanden und gebt euch mit eurem Sold zufrieden!«

Anmerkungen:

Wie für Jesu Geburt gibt Lukas wieder genaue politische Daten an. Tiberius wurde circa 28–29 n. Chr. zum Kaiser ernannt.

Johannes, durch seine Geburtsgeschichte schon besonders vorgestellt, wird nun in den Dienst berufen. Zuvor führte er allerdings auch kein normales Leben, sondern lebte in der Wüste. entsprechend der Jesaja-Prophezeiung.

Er wird tätig am Jordan, das ist sinnvoll, denn er braucht Wasser zum Taufen.

Zentrale Aussage: Ändert euer Leben!

Lasst euch taufen – lasst euch reinigen von allem, was euch schuldig macht.

Zeigt diese Änderung durch euer Verhalten!:

Teilt, was ihr habt mit denen, die nichts haben.

Nutzt euren Beruf und eure Macht nicht zum Missbrauch.

Johannes verlangt weder vom Zöllner noch vom Soldaten, dass er seinen Beruf aufgibt. Er verlangt auch kein Leben in Armut.

Aber er verlangt solidarisches Miteinander, soziales Verhalten und gute Amtsführung und Berufsausübung.

Lukas 3, 15-20

15 Als aber das Volk voll Erwartung war und alle dachten in ihren Herzen, ob Johannes vielleicht der Christus wäre, 16 antwortete Johannes und sprach zu allen: Ich taufe euch mit Wasser; es kommt aber der, der stärker ist als ich; ich bin nicht wert, dass ich ihm die Riemen seiner Schuhe löse; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 17 In seiner Hand ist die Worfschaufel, und er wird die Spreu vom Weizen trennen und den Weizen in seine Scheune sammeln, die Spreu aber wird er mit unauslöschlichem Feuer verbrennen. 18 Und mit vielem andern mehr ermahnte er das Volk und predigte ihm.

19 Herodes aber, der Landesfürst, der von Johannes zurechtgewiesen wurde wegen Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen all des Bösen, das er getan hatte, 20 fügte zu dem allen noch dies hinzu: Er warf Johannes ins Gefängnis.

Anmerkungen:

Die Menschen müssen gelitten haben unter der Besatzungsmacht, unter Ungerechtigkeit und Armut. Sie sehnen einen Befreier herbei. Endlich sagt einer was. Ja auch sie werden in die Pflicht genommen.

Aber noch viel mehr trifft es diejenigen, die sich der römischen Besatzungsmacht fügen und ihren Nutzen daraus ziehen.

Besonders trifft Johannes den Landesfürsten Herodes, der seine  Schwägerin heiratet, nachdem sie ihren wenig ehrgeizigen Ehemann verlassen hat und auch Herodes seine Frau mit ihr betrügt. Johannes der Täufer klagt sie des doppelten Ehebruchs an und macht sich damit besonders große Feinde.

Der im 1.Jahrhundert lebende Historiker Flavius Josephus berichtet über Herodes Antipas, der Johannes den Täufer hinrichten ließ. Josephus schreibt auch über die Inhaftierung und Hinrichtung von Johannes dem Täufer durch Herodes Antipas und berichtet, dass Herodias ihren Ehemann verließ, um Herodes Antipas zu heiraten, was nach jüdischem Gesetz verboten war.

2021 – Und es geht weiter online

Sonntag, 3.1.2021, sollte ich eigentlich um 10.45 Uhr Gottesdienst halten. Um 12.00 Uhr wollte ich einen Jungen taufen und um 19.00 mit meinen Konfirmand*innen und ihren Familien einen Gottesdienst feiern – daraus wurde nichts, weil das Presbyterium wegen des Corona-Lockdowns beschlossen hat, alle Gottesdienste bis zum 10.1.2021 einschließlich nicht zu feiern. Eine Predigt habe ich trotzdem geschrieben:

Predigt zum 3. Januar 2021 von Henny Dirks-Blatt

besonders für den Gottesdienst mit Konfirmand*innen und ihren Eltern

Lukas-Evangelium, Kapitel 2, 41-52 (Basisbibel)

Jedes Jahr zogen die Eltern von Jesus zum Passafest nach Jerusalem. Als Jesus zwölf Jahre alt wurde, gingen sie mit ihm über die Feiertage dorthin – so wie es üblich war. Als das Fest vorüber war, machten sie sich wieder auf den Heimweg. Ihr Sohn Jesus blieb in Jerusalem zurück, aber die Eltern merkten es nicht. Sie dachten: »Er ist bei den anderen Reisenden«, und zogen eine Tagesreise weit. Am Abend suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Doch sie konnten ihn nicht finden. Da kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn überall. Dann endlich, am dritten Tag entdeckten sie ihn im Tempel. Er saß mitten unter den Lehrern. Er hörte ihnen zu und stellte ihnen Fragen. Alle, die ihn hörten, staunten über seine klugen Antworten. Seine Eltern waren fassungslos, als sie ihn hier fanden. Seine Mutter fragte ihn: »Kind, warum hast du uns das angetan? Sieh doch: Dein Vater und ich haben dich verzweifelt gesucht!« Er antwortete ihnen:

»Wieso habt ihr mich gesucht? Habt ihr denn nicht gewusst, dass ich bei meinem Vater sein muss?« Aber sie begriffen nicht, was er da zu ihnen sagte. Dann kehrte Jesus mit seinen Eltern nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Maria prägte sich diese Worte gut ein. Jesus wuchs heran. Er wurde älter und immer klüger. Und Gott und die Menschen hatten ihre Freude an ihm.

Suchen und Finden – das ist keine selbstverständliche Abfolge, auch wenn wir uns das wünschen. 

Kennt Ihr die Verzweiflung von Eltern, die ihr Kind suchen? Unsere noch sehr unverständlich sprechende dreijährige Tochter verschwand im Möbelhaus der unbekannten Großstadt. Nach langer vergeblicher Suche erlöste uns eine Durchsage: „die kleine … ist in der Schrankabteilung gefunden worden.“ In Deutschland verschwinden jedes Jahr 100.000 Kinder. Die Hälfte wird innerhalb von Stunden wiedergefunden, die anderen 50.000 werden bei der Polizei als vermisst gemeldet. 2% bleiben über einen längeren Zeitraum verschwunden. Die Angst und Ohnmacht der Eltern ist zum Verzweifeln. Von Stunde zu Stunde wird es furchtbarer. Wo könnte das Kind nur sein? Ist es eingeschlafen, auf Entdeckungstour, spielt es irgendwo oder sucht es ebenfalls verzweifelt nach den Eltern? Ist ihm etwas passiert?

Drei Tage suchten Maria und Josef nach Jesus. Immerhin war er schon zwölf Jahre alt, ein verständiger Junge. Die Reise nach Jerusalem hatte Jesus schon öfters mitgemacht. Bald würde er seine Bar Mizwa feiern, danach war er religionsmündig und gehörte zum Kreis der Erwachsenen. Doch noch war er ein Kind, der Obhut seiner Eltern anvertraut. Ihre Verzweiflung wuchs. Im Nachtlager war ihr Sohn nicht zu finden, Jerusalem war groß. Wo konnte er nur stecken? Was verlockte ihn dazubleiben? Der Tempel war offensichtlich keine naheliegende Antwort für seine Eltern. Doch genau dort fanden sie ihn. Sie erlebten Jesus in einer für sie ganz neuen Situation: er diskutierte mit den Lehrern im Tempel, stellte Fragen, gab Antworten. Ganz neue Möglichkeiten für einen 12-jährigen vom Lande. Da konnte man schon die Zeit und die eigentlichen Aufgaben vergessen. Hier hatte Jesus gefunden, was er suchte.

„Kind, warum hast du uns das angetan?“ fragte Maria. Doch er wollte ihnen gar nichts antun. Er war sich keiner Schuld bewusst. „Habt ihr denn nicht gewusst, dass ich bei meinem Vater sein muss?“

Was wissen Eltern von ihren Kindern? Wenn sie älter werden, besondere Interessen entwickeln, ihre eigenen Gefühle, Ängste, Hoffnungen, Sehnsüchte nicht mehr den Eltern preisgeben. Die Pubertät der Kinder macht es Eltern und Kindern schwer, miteinander klar zu kommen. Ich stelle immer wieder fest: Wenn Konfirmand*innen angemeldet werden zum Unterricht, sind sie noch Kinder. Sie haben viele Fragen zum Sinn des Lebens, zum Glauben, zu ihrem Platz in dieser Welt und ringen mit der jeweils richtigen Antwort. Finden ganz neue Interessen, verwerfen alte Lebensweisen. Ein Jahr später stehen zur Konfirmation vorm Altar kaum wiederzuerkennende Jugendliche im Stimmbruch, mit Akne, wie junge Erwachsene gekleidet.

Die Konflikte zwischen Eltern und Kindern werden noch eine lange Zeit bleiben und an aller Nerven zerren. Eltern tragen weiterhin die Verantwortung für ihre Kinder. Kinder sind noch lange abhängig von ihren Eltern und auf ihre Fürsorge angewiesen. Das Band, das alle zusammenhält, trotz allem Streitens und aller gegenseitigen Unverständnis ist die Liebe, die Liebe der Eltern zu ihrem Kind. Die Liebe des Kindes zu seinen Eltern.

Maria und Josef begriffen nicht, was Jesus zu ihnen sagte. Wie sollten sie diese besondere Konstellation auch verstehen: die Liebe des Sohnes zu zwei Vätern. Doch er ging mit ihnen zurück nach Nazareth und gehorchte seinen Eltern. Er wurde Zimmermann, wie sein Vater Josef. Erst mit 30 Jahren brach er endgültig aus seiner Familie und deren Tradition aus. Auch diesen Konflikt können wir in der Bibel nachlesen. Aber seine Mutter, die all das, was sie zuvor gehört hatte, in ihrem Herzen bewahrte, ließ sich nicht beirren und hielt am Sohn fest. Der hatte seinen Platz im Leben gefunden. Den Platz, den er als 12-Jähriger fand, dort im Tempel von Jerusalem. „Ich muss bei meinem Vater sein“.

Suchen und finden – wir haben in dieser Geschichte der Bibel das Menschenkind und den Gottessohn Jesus gefunden.

Friedenswoche 2020

Am 22. Oktober 1978 erhielt Astrid Lindgren den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Aus diesem Anlass hielt sie eine Rede mit dem Titel: Niemals Gewalt. Astrid Lindgren, die ihr wahrscheinlich als Autorin von Kinderbüchern wie Pippi Langstrumpf, Michel oder auch „Wir Kinder von Bullerbü“ kennt, sprach in der Rede darüber, dass die Friedenserziehung in der Kindheit beginnen muss. Kinder, die damals noch mit Prügeln und Ohrfeigen bestraft wurden, sollten gewaltfrei aufwachsen, sagte sie, damit aus ihnen friedvolle Erwachsene werden, die keine Kriege führen wollen. Und damit jeder versteht, worum es ihr geht, erzählte sie folgende Geschichte:

Niemals Gewalt – ein Text von Astrid Lindgren
Jetzt werde ich eine kleine Geschichte erzählen. Ich hörte sie selbst vor langer Zeit, eine alte Dame erzählte sie mir, und ich habe sie niemals vergessen. Sie ging so – wenn ich mich recht erinnere:
Ich war jung zu jener Zeit, als fast alle Kinder oft geschlagen wurden. Man hielt es für nötig, sie zu schlagen, denn sie sollten artig und gehorsam werden. Alle Mütter und Väter sollten ihre Kinder schlagen, sobald sie etwas getan hatten, von dem Mütter und Väter meinten, daß Kinder es nicht tun sollten.
Mein kleiner Junge, Johan, war ein artiger und fröhlicher kleiner Kerl, und ich wollte ihn nicht schlagen. Aber eines Tages kam die Nachbarin zu mir herein und sagte, Johan sei in ihrem Erdbeerbeet gewesen und habe Erdbeeren geklaut, und bekäme er jetzt nicht seine Schläge, würde er wohl ein Dieb bleiben, ein Leben lang. Mit Müttern ist es nun einmal so, dass ihnen angst und bange wird, wenn jemand kommt und sich über ihre Kinder beschwert.
Und ich dachte: Vielleicht hat sie recht, jetzt muss ich Johan wohl eine Tracht Prügel verpas-sen. Johan saß da und spielte mit seinen Bausteinen – er war ja damals erst fünf Jahre alt -, als ich kam und sagte, dass er nun Prügel bekäme und dass er selbst hinausgehen sollte, um eine Rute abzuschneiden. Johan weinte, als er ging. Ich saß in der Küche und wartete. Es dauerte lange, bis er kam, und weinen tat er noch immer, als er zur Tür hereinschlich. Aber eine Rute hatte er keine bei sich.
“Mama” sagte er schluchzend, “ich konnte keine Rute finden, aber hier hast Du einen Stein, den Du auf mich werfen kannst!” Er reichte mir einen Stein, den größten, der in seiner kleinen Hand Platz fand. Da begann auch ich zu weinen, denn ich verstand auf einmal, was er sich gedacht hatte: Meine Mama will mir also wehtun und das kann sie noch besser mit einem Stein.
Ich schämte mich. Und ich nahm ihn in die Arme, wir weinten beide, soviel wir konnten, und ich dachte bei mir, dass ich niemals, niemals mein Kind schlagen würde. Und damit ich es ja nicht vergessen würde, nahm ich den Stein und legte ihn in ein Küchenregal, wo ich ihn jeden Tag sehen konnte, und da lag er so lange, bis Johan groß war. Dieb wurde keiner aus ihm. Das hätte ich gern meiner Nachbarin erzählen mögen, aber sie war schon lange fortgezogen. Ja, so sprach die alte Dame, die mir dies alles erzählte, als ich noch sehr jung war.

Jesus sagt in der Bergpredigt, die im Matthäusevangelium steht, Kapitel 5, Verse 8 und 9:

Glückselig sind die,
die ein reines Herz haben.
Denn sie werden Gott sehen.
Glückselig sind die,
die Frieden stiften.
Denn sie werden Kinder Gottes heißen.

Martin Luther und die Bibel

Am 10. November hätten wir wieder Konfirmandenunterricht, gäb`s nicht den November Lockdown. Am 10. November 1483 wurde Martin Luther geboren. Im Kursbuch Konfirmation können die Konfis ab S. 24 manches über Martin Luther nachlesen, insbesondere warum er so wichtig für unsere Bibel und die Bibel so wichtig für uns ist. Auf S. 26 und 27 ist manches zum Ausfüllen zu finden. So könnt ihr auch überprüfen, ob ihr beim Lesen aufmerksam ward. Und das Interview auf S. 28 ist auch ganz interressant.

ich hoffe, ihr habt schon ein wenig im Lukasevangelium geschmökert. Wer noch eine Bibel braucht, kann sich am Mittwoch zwischen 15 und 17 Uhr eine bei mir im Gustav Adolf Haus abholen. Am letzten Mittwoch hatte ich da auch schon Konfi-Besuch.

In der nächsten Woche werden wir uns mit einem anderen Thema beschäftigen, das im November immer bei mir im KU dran ist: Krieg und Frieden. Wer von euch mal raus muss an die frische Luft, der sollte bei diesem schönen Wetter einmal, vielleicht in Begleitung von Eltern oder Großeltern, durch den Wald zum Ehrenfriedhof ( Richtung Haarzopf!) auf dem Süd-West-Friedhof wandern. Dort gibt es eine Hinweistafel mit Erkärungen (in der Nähe des zentralen Denkmals auf dem Hauptweg) zu den vielen Gräberfeldern aus den Kriegszeiten. Nicht nur Soldaten, auch Essener Bürger und Kinder, Rot-Kreuz-Schwestern, Zwangsarbeiter und Gefangene, alle im Krieg und durch Kriegseinwirkungen getötet, liegen dort begraben. Der Schrecken des Krieges und der Segen des Friedens sind hier zu spüren und zu lernen. Am kommenden Sonntag fängt die Friedenswoche an. Dann findet ihr an dieser Stelle mehr zum Thema Krieg und Frieden.

die 2. Welle

Nun hat sie uns erreicht, die zweite Welle. Und mit ihr kommen die neuen Maßnahmen, um sie zu brechen und beherrschbar zu machen. Ja, wir wollen alle gesund bleiben und wollen das auch für unsere Mitmenschen. Deshalb müssen wir uns einschränken und das beste draus machen. Das heißt für uns im Konfirmationsunterricht, dass wir uns zwar nicht sehen, weder zum Unterricht noch im Extra-Gottesdienst, aber doch miteinander kommunizieren können. Ich vermute, dass die Konfis sich längst per whatsapp vernetzt haben und hoffe, dass sie und ihre Eltern auch ab und zu in diesen Blog hinein schauen. Aber ich werde auch emails verschicken und bin telefonisch erreichbar.

Heute ist Reformationstag. Nicht ohne Grund haben wir uns gerade im Konfi mit der Bibel beschäftigt. Die Reformatoren, allen voran Martin Luther, legten großen wert darauf, dass Christen ihre Bibel wirklich kennen können. Deshalb übersetzte Luther Altes und Neues Testament aus den Urschriften, auf Hebräisch und Griechisch, ins Deutsche. So kann jede*r nachlesen, dass Gott kein strafender und ständig drohender Gott ist, sondern ein liebender und sich erbarmender Gott. Und dass Gott von uns keine Opfer und Selbstbestrafungen erwartet, sondern ihm unser Glaube genug ist, unser Vertrauen in ihn und seine Liebe.

Da ich festgestellt habe, dass die Konfirmand*innen viel zu wenig aus der Bibel wissen, hoffe ich, dass sie die kommenden Wochen dazu nutzen, in ihr zu lesen. Ich schlage vor: Das Lukasevangelium in einer möglichst neuen Ausgabe, vielleicht online unter „www.bibel.de“ die Version der Basisbibel. Das geht kinderleicht und ist vielleicht spannender als ein Buch.

Auf bald und bleibt gesund und zuversichtlich!

Die Bibel

ein altes Buch – Gottes Wort – weitergegebene Erfahrungen mit Gott

Nachdem wir schon bei der letzten Stunde über die Gemeinde einen biblischen Text gelesen und besprochen hatten – wegen Corona als Kopie – und trotzdem schon einige über „dicke und dünne Zahlen“ stolperten, gab es nun ordentliches Anschauungsmaterial. Von der Senfkornbibel über die neueste Lutherjubiläumsausgabe bis zu großen im Jugendstil bebilderten oder noch älteren Bibeln, Bibeln auf englisch und chinesisch und natürlich AT auf hebräisch und NT auf griechisch brachte die amerikanische Version „The Book“ die Erkenntnis, dass Bibel einfach „Buch“ heißt.

Aber doch ein sehr dickes Buch mit vielen nummerierten Kapiteln und Versen, in dem man sich erst zurechtfinden muss bei all den merkwürdigen Namen der einzelnen Bücher, und dann fängt alles nach 2/3 Buch nochmal mit Seite 1 an – wer hätte das gedacht? Ja, ich hätte etwas mehr Bibelkenntnis erwartet nach 7 Schuljahren Religionsunterricht, aber nun, Konfirmand*innen lernen zwar nicht mehr die biblischen Bücher auswendig, aber sie lernen, dass es altes und neues Testament gibt, auch warum und wie sie entstanden sind und was in ihnen zu finden ist. Und weil sie so wenig Vorwissen haben, sind sie richtig neugierig und fangen an zu forschen.

Schade, dass jetzt erst einmal Herbstferien sind, aber danach geht’s weiter und dann feiern wir auch unseren ersten Konfi-Gottesdienst am 1. November um 19.00 Uhr im Gustav Adolf Haus.

Konfirmationspredigt 2020

Vorstellung der „Kirche für uns“
Als uns als Kirchengemeinden wegen Corona die Gottesdienste untersagt wurden, steckten wir gerade in der Vorbereitung unseres Vorstellungsgottesdienstes. Das Thema haben wir nun für die Konfirmation wieder aufgenommen:
Wie soll die Kirche für uns heute und morgen aussehen?
Acht Bilder sind entstanden zu acht Schlagworten.

Spiritualität – Gleichberechtigung – Feste feiern – Gemeinschaft – Ökologie – Liebe – Trost – Ökumene

Predigt
Es gibt einen sehr alten Witz zum Thema Konfirmation:
Ein Küster hat große Probleme, weil sich in seinem Kirchturm etliche Fledermäuse sehr zu-hause fühlen und ihre Spuren deutlich auf der ganzen Kirchturmtreppe hinterlassen. Er fragt seinen Pfarrer, ob der ein Mittel gegen die Tiere weiß. „Ich werde sie konfirmieren! Die Kon-firmanden sieht man ja nach der Konfirmation auch nicht mehr.“
Vielleicht sollte ich den Witz umkehren und fragen, wie kriege ich die Konfirmanden dazu, so sichtbar in der Kirche zu bleiben wie die Fledermäuse?
Die Fledermäuse werden sich nicht einfach vertreiben lassen, der Kirchturm ist genau richtig für sie: hoch, dunkel, luftig, feucht, mit hohen Öffnungen und wenig Menschen. Hier fühlen sie sich zuhause.
Und ihr Konfirmanden und Konfirmandinnen – was kann die Kirche tun, damit auch ihr bleiben und immer wieder herein kommen wollt? Was ist genau richtig für euch – und daraus ergibt sich auch die Frage, was ist es, was euch fernbleiben lässt?
Klar, ihr habt mit Schule, Sport, Hobbies viel zu tun. Aber ihr habt jetzt ja ein ganzes Jahr und dank Corona noch etwas mehr Konfirmandenunterricht auf euch genommen. Glauben und Gemeinde habt ihr näher kennengelernt und nun werdet ihr mit der Konfirmation Gemeinde-glied mit Stimme und bald auch, wenn ihr wollt, mit Verantwortung. Wie soll sie dann aus-sehen, eure Gemeinde, eure Kirche? Wie soll sie sein, damit ihr euch zuhause und wohl fühlt?
Gottesdienste sollen euren Glauben stärken, die eigenen Fragen und Probleme ansprechen, Gottes Geist wirken lassen. Ich denke, da muss sich etwas ändern in den Gottesdiensten. Sie können lebendiger sein, musikalisch moderner, vielleicht auch zu anderen Zeiten. Vielleicht auch an anderen Orten. Vielleicht auch digital, wie wir es momentan verstärkt versuchen. Auf jeden Fall in unterschiedlicher Form. Eben mit und für mehr Spiritualität.
Mehr aktive Menschen als jetzt gerade braucht eure Kirche. Nicht nur Pfarrerin und Kirchen-musikerin und das Presbyterium, sondern viele große und kleine, Alte und Junge. In der evangelischen Kirche ist das ja alles möglich, denn hier sind alle gleichberechtigt und dieses Miteinander kann überall in Kirche sichtbar und sehr verschieden gelebt werden. Kunterbunt und vielfältig soll sie sein. Rassismus, Ausgrenzung, Hierarchie hat keinen Platz. Gleichberechtigung wird groß geschrieben in eurer Kirche. Jede*r ist wichtig. Nur so kann eine Gemeinschaft entstehen, die sich trägt und unterstützt, in der einer von der anderen weiß und ihr euch gegenseitig helfen könnt. Individualisierung ist ein Zeichen der Zeit, als Kirche können wir füreinander da sein und miteinander trauern, miteinander feiern. Da wird keiner allein gelas-sen, der andere braucht. Vielleicht ist da die kleiner gewordene Gemeinde sogar besser für die Übersicht und das gegenseitig Kennen. In eurer Kirche findet ihr Trost in Zeiten der Traurigkeit, der Enttäuschung, des Abschieds. Ihr findet Menschen, die euch beistehen und ihr findet Got-tes ermutigenden Geist, der euch in Geschichten der Bibel näher gebracht wird, so dass ihr euch für ihn öffnen könnt. Und dann entdeckt eure Kirche auch, dass sie Feste feiert. Feste feiern hat sicher auch mit Feierlichkeit zu tun, aber auch ganz viel mit Fröhlichkeit und Leben-digkeit, mit gemeinsamer Freude. Das ist hier auf der Margarethenhöhe schon lange Praxis und kann nach Corona hoffentlich noch weiter ausgebaut werden.
Doch eure Kirche ist nicht nur ein geschlossener Raum, eure Gemeinde lebt nicht für sich allein. Auch das wird immer deutlicher und dringlicher. Eure Kirche mischt sich ein, wenn es ums Klima geht und um Gottes Schöpfung, wenn es um Krieg und Ungerechtigkeit in dieser Welt geht, wenn Menschen heimatlos werden, Tiere gequält, Artenvielfalt vernichtet wird. Eure Kirche bezieht Position und macht deutlich, dass die Basis ihrer Überzeugungen der Glaube an Jesus Christus ist.
Ökologie und Ökumene sind die Stichworte für dieses weltweite und schöpfungsorientierte Wirken eurer Kirche.
Und warum sieht eure Kirche so aus, warum kann sie so sein?
Weil es bei Gott um die Liebe geht. Weder Profilierungssucht noch Machtgedanken, weder Geldvermehrung noch Größenwahn haben da einen Platz. Aus Liebe ist die ganze Schöpfung entstanden. Gott wird in der Bibel wie ein liebevoller Vater, ein begeisterter, hegender Gärtner gezeichnet. Jesus spricht und handelt aus Liebe, nimmt sich aller Menschen an, erzählt nicht nur von Nächstenliebe sondern auch von Vergebung von Schuld, sodass wir auch mit uns selbst im Reinen sind und neue Anfänge wagen können.
Gottes Geist will euch für die Liebe begeistern.
Vor Monaten habe ich für eure Konfirmation den Spruch aus Psalm 18, Vers 30 ausgesucht:
Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen.
Ich finde den einfach toll.
Es gibt so viele sichtbare und unsichtbare Mauern in unserem Leben. Hauswände, Grenz-mauern, Schulnoten, Kirchenmauern, Finanzprobleme, die A40, und jetzt auch noch Corona.
Lasst euch nicht abhalten von den Hürden, auf die ihr im Leben stoßt. Lasst euch ermutigen und helfen. Nehmt das an, was euch eure Gemeinde, euer Glaube mitgeben kann:
Vertrauen in Gott, der euch liebt und euch ermutigen wird.
Unterstützung durch Menschen, die euch schätzen und lieben.
Menschen, die auf Gott vertrauen, können ungeahnte Kräfte entwickeln. Dafür ist Gottes Geist uns geschenkt. Er soll uns lebendig machen, mutig, zuversichtlich.
In der Paradiesgeschichte – eine Geschichte ohne geschichtlichen Hintergrund aber mit viel Glaubenswahrheit – wird der Mensch erst durch Gottes Atem lebendig und aktiv.
Das ist Gottes Geist der in euch wirkt. Bei jedem Atemzug ist diese lebendige Kraft zu spüren. Deshalb steht auf euren Masken: durchatmen!