Alles ist relativ!

Lukas 21, 1-4

Endlich eine Bibelstelle an diesem Ort, die ich ganz besonders mag. Denn sie legt den Finger in die Wunde des allzu Menschlich-Unmenschlichen auch in den christlichen Gemeinden. Wir schauen einerseits in den Gemeinden mit viel Beachtung und Dankbarkeit auf die Großspender*innen, die besondere Projekte und Aktivitäten erst möglich machen – gerade geschehen bei der gemeindlichen Jugendarbeit. Und bemerken andererseits kaum, dass Menschen an Kreisen und Gruppen nicht teilnehmen, weil ihnen die Ausgabe für den Jahresbeitrag zu Chor oder Frauenkreis, oder die Kosten für die Kinderfreizeit, schwerfällt. Ein Hoch auf Jesus, der uns die Augen öffnet! In der Jugendarbeit ermöglichen gerade die Spenden die Unterstützung der Kinder und Familien, die ansonsten nicht teilnehmen könnten bei Freizeiten und anderen Aktivitäten. Dabei kommt es besonders auf die regelmäßigen, und daher zuverlässigen, Spenden an, und seien sie noch so klein. Steter Tropfen höhlt den Stein! Unsere Spendendankbriefe sehen für alle Spender*innen gleich aus.

Die Klingelbeutel sind übrigens extra so tief, damit keiner sieht, was eingeworfen wurde und heißen so, weil Kupfermünzen eben nicht rascheln wie Geldscheine, sondern klingeln wie Glöckchen.

Werden Ehen im Himmel geschlossen?

Lukas 20, 27-40

Die Frage nach der Auferstehung von den Toten war bereits zwischen Sadduzäern und Pharisäern strittig. Und die Wirklichkeit im Himmelreich – die ist laut Jesus einfach ganz anders als unser menschliches Leben hier auf Erden. Genau das ist unser Glaubensproblem – wir stecken mit dem Glauben viel zu sehr in unserer Lebenswirklichkeit fest. Wo bleibt das Denken des Ganz-Anderen?

Aber Gott ist ein Gott der Lebenden und der Toten. So begegnet Jesus den Zweifeln der Sadduzäer. Und bringt diese wie die Pharisäer gegen sich auf. Und beide in ihrer Gegnerschaft zusammen. Sicher auch durch solche Aussagen wie die folgende:

„Dass aber die Toten auferstehen, darauf hat auch Mose hingedeutet beim Dornbusch, wo er den Herrn nennt Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gott Jakobs (2. Mose 3,6).“

Wie sollen die Gelehrten dieser Logik begegnen – auch ich versteh sie nicht. und doch – Gottes Wege, Gottes Gedanken sind höher, ganz anders als unsere.

Manchmal wäre es schon schön, einen kleinen göttlichen Gedankenblitz zu spüren.

Dann wäre mir vielleicht der ein oder andere Text der letzten Zeit auch irgendwie nahe gekommen. Aber manchmal ist es einfach nur merkwürdig und zuviel für einige Minuten. Da wäre dann schon eine Predigt dran – für die nehme ich mir fünf Tage Zeit.

ja, ja, nein, nein

Lukas 20, 1-8

Bibel und Zeitung – wie nahe liegen sie doch beieinander! Gerade habe ich mich über Aussagen von Markus Lanz in einem Beitrag in der NRZ aufgeregt, da lese ich in der täglichen Bibellese ebenfall über Menschen, die sich nicht festlegen wollen, weil sie das Urteil der Anderen fürchten. Die Pharisäer wollen eigentlich Jesus, der heilend und den liebenden Got verkündend über die Dörfer zieht, dazu bringen, sich als Sohn Gottes zu bezeichnen und fragen ihn, mit welcher Vollmacht er agiert. Markus Lanz will eigentlich mit seinem Bericht über Schweden im Corona-Modus – ja was will er nur, vielleicht als seriöser Journalist betrachtet werden und eine kritische Haltung zur Bundesregierung einnehmen? Und bezieht keine Stellung. Alle, die Pharisäer und Markus Lanz schauen anscheinend über die leidenden und sterbenden und gestorbenen Menschen hinweg. Das ist meiner Ansicht nach ganz besonders disqualifizierend.

Frauen!

Lukas 19, 28 -40

Und wieder eine Männergeschichte! Und das am Internationalen Frauentag!

Wenn ichdiese Geschichten lese, ist schon klar, dass es noch heute römisch-katholische Bischöfe gibt, die Frauen zum Frauentag einladen, um mit ihnen darüber zu sprechen, wo die Frauen ihren Platz in der katholischen Kirche finden.

Nicht wo, sondern wann ist die Frage!

Wo ist doch klar: überall – oder nirgends mehr. Alles andere ist Diskriminierung.

Und wann – am besten vorgestern oder überhaupt nicht mehr.

Manchmal verstehe ich die Frauen nicht – wie können sie sich das gefallen lassen? Maria 2.0 ist längst nicht radikal genug. Wie wär’s denn mit ’ner Frauenkirche? Lasst den Männern doch ihren röm-kath. Herrenclub. Samt Esel und Eselsfüllen.

Geister, Dämonen, Zeichen

Lukas 11, 14-32

Am Samstag hab ich mich gedrückt – das ist einfach überhaupt nicht mein Thema und meine Welt. Mit Geistern und Dämonen kann ich nichts anfangen – auch nicht in Worten Jesu.

Das Zeichen des Jona verstehe ich – seine Zeit im Wal als Zeichen für Jesu Zeit im Grab steht.

Was ist mit all den Wundern, die Jesu tut, sie sind doch Zeichen. Also verstehe ich nicht, warum hier auf einmal Zeichen verweigert werden. Und was soll die „Königin aus Süden hier?

Aber bitte, keine Belehrungen! Natürlich habe ich mich mit diesen Texten befasst und gelernt, was ich dazu wissen soll. Nur – wenn ich es einfach so lese, ist es doch wet weg von allem, was wir heute denken und erleben.

Wie sollen wir beten?

Lukas 11, 1-13

Auf diese Frage antwortet Jesus doppelt.

Zuerst mit den Worten, die wir als „Vaterunser“ kennen – allerdings hier in einer sehr verkürzten Version.

Und dann mit der Geschichte vom bittenden Freund: keine Sorge haben, man könnte unverschämt wirken! Inständig um das Not-wendige bitten und beharrlich bleiben.

Übrigens in der Geschichte vom bittenden Freund ist diesem ja auch ein unverschämter Gast mitten in der Nacht ins Haus geschneit. Im Vaterunser heißt es: und vergib uns …wie auch wir vergeben. Der unverschämte Gast wurde aufgenommen, dem bittenden, auch in der Nacht gastfreundlichen Freund wird entsprechend geholfen.

Auf die eigene Haltung kommt es auch – nicht als Bedingung, aber als Lebenseinstellung.

Warum Schlange, Fisch, Ei und Skorpion noch in diesem Zusammenhang aufgeführt werden, versteh ich nicht so ganz. Die Thematik „gibt Gott das Gute?“ stand eigentlich nicht infrage.

„Wenn guten Menschen Böses widerfährt“ hat ein eigenes Kapitel verdient.

Maria 2.0

Lukas 10,38-42

Marta und Maria – Schwestern – der Konflikt ist vorprogrammiert. Ich weiß, wovon ich spreche. Mutter von zwei Töchtern, selbst gemeinsam mit einer jüngeren Schwester groß geworden. Marta fühlt sich verantwortlich. Das heißt, wenn Besuch kommt, muss etwas zu trinken und zu essen angeboten werden. Maria freut sich über den Besuch und schenkt ihm ihre ganze Aufmerksamkeit. Ich habe für meine Seelsorgebesuche aus dieser Geschichte gelernt: „Frau Pfarrerin, möchten Sie eine Tasse Kaffee?“ – „Ich trinke gern ein Glas Wasser.“ Und nur, wenn mir dann versichert wird, der Kaffee sei quasi fertig, nehme ich doch die angebotene Tasse. Die leibliche Versorgung lenkt vom eigentlichen ab. Da hat Maria tatsächlich das bessere gewählt. Maria 2.0 hat diesen Namen sicherlich auch nicht ohne Grund gewählt und mehr an diese Maria als an die „Jungfrau“ gedacht.

Barmherzig

Lukas 10, 25-37

Der barmherzige Samariter

Frage an Jesus: Wer ist mein Nächster?

Jesu Antwort: der sich als dein Nächster erweist – durch sein Tun.

Durch seine Anteilnahme,

Durch sein Mitfühlen.

Durch seine Barmherzigkeit

und natürlich jede*r, der/die auf Barmherzigkeit angewiesen ist.

Rettungsweg

Lukas 9, 51 – 10, 16

Als erstes: Auch Jesus meint, verschieben aus irgendwelchen, auch noch so wichtigen Gründen, tut nicht gut. Trotzdem habe ich die Textbearbeitung von gestern auf heute verschoben – aus guten Gründen – und jetzt stehe ich vor solch einer Fülle von Themen.

Auf jeden Fall fängt der „Reisebericht Jesu“ an. Es geht weder um eifrigres Strafen noch um zögerliches Zurückhalten, sondern um einen „Rettungsweg“. Und am Ende wird Jerusalem stehen und Jesu Aufnahme in den Himmel.

Welche wichtigen Dinge und Termine halten uns davon ab, einfach dem Weg Jesu zu folgen?

Und nun stehe ich wieder konsterniert vor den nächsten Sätzen. Die 70 – welche Menge! -werden friedlich ausgesandt und dann wird auf einmal über mehrere Städte „Gericht gehalten“.

Was denn nun – Frieden oder gericht und Verdammung?

Das Lukasevangelium ist manchmal schon sehr merkwürdig zusammengesetzt.

Toleranz?

Lukas 9, 49-50

Da antwortete Johannes und sprach: Meister, wir sahen einen, der trieb Dämonen aus in deinem Namen; und wir wehrten ihm, denn er folgt dir nicht nach mit uns. Und Jesus sprach zu ihm: Wehret ihm nicht! Denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch.

Vielleicht möchten wir aber nicht mit ihm „in einen Topf geworfen werden.“ Wer ist da nicht alles im Namen Jesu unterwegs, aber eben nicht mit uns. Von Außenstehenden wird dann über „die Kirche“ oder „die Christen“ gesprochen und Menschen treten wegen Papst oder Zölibat aus der evangelischen Kirche aus. Exorzismus oder Antidarwinismus wird einem unterstellt. Und die Intoleranz der Fundamentalisten und die Nichtanerkennung von Pfarrerinnen durch orthodoxe oder röm-kath. Geistliche habe ich selbst erlebt. Von wegen für uns!