space for monks

Wenn man schon mal in Asien ist, kann man den Sommerurlaub doch in Südostasien verbringen, dachten wir und fuhren nach Kambodscha und Thailand.

Meine Familie macht sich üblicherweise darüber lustig, dass ich mich vorher immer ausführlich mit unseren Reisezielen beschäftige. Diesmal war ich in dieser Beziehung eher nachlässig. Mit den Tempelanlagen von Angkor  kannte ich mich zwar ein wenig aus, aber zu Thailand hatte ich nichts gelesen. Wir wollten ja auch nur Badeurlaub auf einer Insel machen. Umgekehrt wäre es sinnvoller gewesen.

Am kleinen Flughafen der zweitgrößten Stadt Kambodschas, Siem Reap, wurden wir von einem freundlichen Reiseführer empfangen, der nicht nur englisch, sondern auch zu unserer Überraschung deutsch sprach – nicht perfekt, aber völlig ausreichend. Er brachte uns ins wunderschöne Hotel und anschließend ging es gleich los, die zahlreichen Tempelanlagen rund um Angkor Wat zu bestaunen. Drei Tage lang führte er uns mit kompetenten Ausführungen durch dieses Weltwunder. Wir staunten und schwitzten in tropischer Hitze, genossen die kambodschanische Küche, freuten uns über die Freundlichkeit der Menschen. Aber wir sahen auch die Armut und die Opfer von Terrorherrschaft und Bürgerkrieg, verkrüppelte Menschen, ohne Beine, ohne Arme, blind, manchmal mehrfach versehrt. Noch immer wird vor Landminen gewarnt. Kinder betteln oder verkaufen Souvenirs statt zur Schule zu gehen. Es gibt keine allgemeine Schulpflicht in diesem Land, in dem eine Familie durchschnittlich sieben Kinder hat. Die Hauptverkehrsmittel sind Motorräder, auf denen  wir bis zu fünf Menschen Platz finden sahen, und Tuktuks, die als Taxis genutzt werden. Erwähnen sollte ich noch, dass wir Elefanten und Affen und eine geflügelte Eidechse, quasi einen Minidrachen, getroffen haben.

Am vierten Tag flogen wir voller neuer Eindrücke, aber doch auch erschöpft von SiemReap nach Koh Samui, einer thailändischen Insel, mit noch kleinerem Flughafen.

Palmen, weißer Strand, blau-türkises Meer, tolles Hotel mit zwei großen Pools und ausreichend vielen Liegestühlen – was will man mehr, um sich zu erholen?  Keinen Sonnenbrand! Den haben wir uns nämlich alle drei geholt trotz 50er-Faktor-Sonnencreme und Regenschauern, die uns manchmal von Strand und Pool fernhielten. Es ist eben Monsunzeit. Der Taifun, der gerade unterwegs war, zog weiter östlich seine zerstörerische Bahn . Wir erholten uns wunderbar. Kein Problem!

Ein Tag Bangkok bildete den Abschluss unseres Urlaubs. Nach einer längeren Fahrt vom Flughafen ins Hotel fuhren wir mit dem Sky-train zum Fluss. Wir saßen nebeneinander in der Bahn, als eine Frau neben Charlotte aufstand und einem Mönch ihren Sitzplatz anbot. Dieser war weder alt noch gebrechlich, doch es gab offensichtlich Probleme. So wurde Klaus gebeten, aufzustehen und mit Charlotte die Plätze zu tauschen. Erst dann setzte sich der buddhistische Mönch.

Wir kauften Tagestickets für die Flussschiffahrt und bestiegen das nächste Schiff. Und konnten es gar nicht glauben. Da gab es doch tatsächlich einen „space for monks“ und die gelbgewandeten Herren ließen auch nicht lange auf sich warten. Die anderen Passagiere hatten Platz zu machen, besonders die Frauen. Die Thailänder beschäftigten sich allerdings mit etwas ganz anderem als wir. Auf dem Schiff stand ein europäisches Paar engumschlungen und küsste sich immer wieder. Ja, hätte ich mich doch vorher schlau gemacht! Dann hätte ich es gewusst. Thailänder berühren sich nicht in der Öffentlichkeit, des anderen Kopf anzufassen, ist so intim, dass man noch nicht einmal ein süßes kleines Baby streicheln sollte, geschweige denn eine Person des anderen Geschlechts küssen. Und Mönchen ist es strikt untersagt, mit einer Frau auch nur irgendwie in Kontakt zu kommen. Was hätten sie nur gemacht, hätte ich mich, unwissend wie ich war, neben sie auf die Bank am Pier gesetzt? Selbst wenn sie zufällig mit aufs Foto gerieten, hoben sie noch die Hand vor die Augen. Ansonsten staunten wir über die enormen Vorbereitungen zum bevorstehenden Geburtstag Königin Sirikits, über eine Massenansammlung von Wahrsagern und ihre zahlreichen Kunden ( ich hielt das ganze zunächst für eine Bingo-Veranstaltung) und wir waren enttäuscht über die Schließungszeiten der interessanten Gebäudekomplexe: 15.30 Uhr. Aber das Essen war schon wieder phantastisch lecker!

Und die Idee mit dem space for monks – darüber müsste ich noch mal nachdenken.

Wie wäre es mit: Sitzplätze für PfarrerInnen – in Bussen und Bahnen? Das gäbe eine Kirchenaustrittswelle!!!

Summer in the City

Manchmal frag ich mich, wenn ich im Sommer durch Pekings Straßen unterwegs bin, ob ich wirklich in einer MegaCity oder in einem Konglomerat von Dörfern stecke. Die Männerwelt, ob jung oder alt, hat ihren Oberkörper allein mit einem Unterhemd bekleidet, das auch noch dekorativ bis unter die Brusthochgezogen ist; ganz kecke Herren lassen sogar noch die Brustwarzen drunterweg blinzeln.

In Ermangelung eines Sommerhutes oder Sonnenschirms wird als Sonnenschutz ein Handtuch auf dem Kopf drapiert.

Zur Weißerhaltung der Haut trägt der/die RadfahrerIn erstens eine spezielle Sonnenhaube, zweitens eine Art Frisierumhang als Schulterschutz, so etwas wie Ärmelschoner als Armabdeckung und natürlichweiße Handschuhe. Den Sonnenschirmhalter am Fahrrad habe ich in Nanjing auch noch entdeckt.

Die kleinsten in der Kinderschar tragen hier ja üblicherweise im Schritt offene Hosen. Bei Taxifahrten wird mal kurz eine Windel eingelegt, aber nicht festgeklebt, so dass sie nach der Fahrt wieder in die Tasche gesteckt werden kann. Im Sommer allerdings ist manches Kind auch unten ohne unterwegs, besonders die Knaben, auf die ihre Eltern ja immer noch besonders stolz sind.

Manch kleiner Geschäftsmann in den alten Pekinger Gassen hat sich im Schatten eines Baumes neben seiner Ladentür einen Liegestuhl oder sein eisernes Bettgestell aufgebaut und verbringt so die wärmsten Stunden des Tages. Die Nachbarschaft hockt etwas weiter weg zusammen um eine Kiste oder so und spielt Karten.

Und im Park treffen sich die musikalischen Menschen und geben nicht weit entfernt voneinander Kostproben ihres Könnens oder unterrichten auch wissbegierige Passanten. Am Sonntag hatten wir das Vergnügen, gleich eine ganze Blaskapelle, oder eher ein Swingorchester, im Kohlenhügelpark anzutreffen. Die Parkbummler nahmen die Einladung zum Tanz bereitwillig an.

Chinesische Nachrichten

Seit wir in China leben verfolgen wir das Leben in diesem Land natürlich etwas genauer. Zwei der Informationsquellen sind die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua und die Website German.China

Beim Lesen dieser Nachrichtenquellen bin ich immer wieder erschüttert über die vielen Unglücksfaelle und Katastrophen in China. Keine Woche vergeht ohne Bergwerksunglück, on Fabrik-Explosion, eingestürzte Brücke oder ähnlichem.

Darüber hinaus  wird über beide quellen immer die offizielle Sichtweise publiziert. Es ist schon interessant zu erleben, wie sich dies in den Meinungen der Mitarbeiter und Kollegen in der Firma wiederspiegelt. Es gibt eben nur diese Darstellung, keine alternativen Medien, die die offizielle Meinung hinterfragen. Wir erleben diese Gleichschaltung hin und wieder wenn westliche Fernsehnachrichten (BBC, CNN, ..) zensiert werden. Frei nach dem Motto: Kein Bild, kein Ton – Mit freundlichen Grüssen vom chinesischen Zensor.

Allerdings ist inbesondere die oben angeführte deutschsprachige Seite auch immer für einen ungewollten Scherz gut. So gab es vor einiger Zeit einen kritischen Artikel über den Empfang der dänischen Regierung für den Dalai Lama. In dem Artikel wurde die daenische Regierung indirekt aufgefordert ihr Verhalten zu bereuen undSelbstkritik zu ueben. Die Kulturrevolution scheint also noch icht ganz ueberwunden zu sein.

Heute fand ich einen Artikel ueber einen Atomunfall, den ich den Lesern dieses Blogs nicht vorenthalten moechte. Er wirft nicht nur ein Licht auf die hiesigen Umweltstandards, besonders bemerkenswert ist die Sprache des Artikels. Hier der Link

Zu Fuss unterwegs in China

Wir waren also unterwegs zu heiligen Bergen und interessanten Städten.

Unser erster, den Daoisten heilige Berg war der Tai Shan. Auf seinem Gipfel steht der Tempel des Jadekaisers, des höchsten daoistischen Gottes. Um dorthin gelangen zu können, wurde der Berg mit Treppen versehen, die auch wir jetzt empor steigen wollten. Es sind 6660 Stufen. Auf der Hälfte der Strecke gibt es einen Tempel, eine Gaststätte und eine Seilbahnstation, die wir nach über 3000 gelaufenen Stufen wegen der unglaublichen Hitze ansteuerten. Gemeinsam mit einer buddhistischen Nonne fuhren wir hinauf zum Gipfel. Dort hatten wir weitere unendlich viele Stufen zu betreten, rauf und runter und wieder rauf… bis wir unser Hotel erreichten. Die Nacht war kurz. Um 4.15h wurden wir geweckt, damit wir mit vielen warm eingepackten jungen und sehr alten Chinesen den Sonnenaufgang erleben konnten. Der Tai Shan ist der Berg der Schöpfung. Das zeigen auch die Fotos vom Aufgang der Sonne – einfach paradiesisch. Und man kann auch erkennen, wie Mao auf seine hier gesprochen Worten „Der Osten ist rot“  kam.

Zudem glauben die Daoisten an die „Beseeltheit“ der Berge, die eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, zwischen Göttern und Menschen bringen. Wer den Tai Shan besteige, werde 100 Jahre alt. So viel Schöpfungskraft stecke in ihm. Nun – wer’s glaubt. Auf jeden Fall machen sich viele nachts in aller Dunkelheit und Kälte auf den mühevollen Weg. Die meisten eher leicht bekleidet, ohne Regenschutz und in Stoffschuhen oder Flipflops.Oben leihen sie sich einen wattierten grünen Mantel.

Nach dem  Morgengrauen folgte das Frühstück – rein chinesisch mit Reisschleim, scharfen Gemüsen, etwas Keks und Tee nach Anfrage – und dann das Grauen des Abstiegs. Denn wir gingen den ganzen Weg zu Fuß – die letzten 2000 Stufen waren eine einzige Qual. Meine Füße wussten nicht mehr so ganz genau, wie sie sich weiter zu bewegen hatten. Mit einem für 10 Yuan erstandenen Gehstock ging es schon etwas besser, aber unten angekommen, konnte ich kaum noch in ein Taxi steigen, um ins einzige Cafe im Ort zu gelangen. Ich hatte Treppensteigen trainiert, allerdings nur aufwärts. Das war mir auch deutlich leichter gefallen – sehr lange Treppen meisterte ich im Stufe für Stufe silbengetrennten Vormichhinmurmeln des 23. Psalms, der mich mit „Stec -ken und Stab“ und „fri-schem Was-ser“ direkt unterstützte – und hatte keine weiteren negativen Folgen gehabt. Treppab verlangte danach doch von uns beiden einen Tag der Rekonvaleszenz im schönen Hangzhou am Westsee. Doch die nächsten Klosteranlagen warteten in Hangzhou, natürlich wieder auf Hügeln, und wurden alle besichtigt. Abends sorgte der See vor unserem Hotel für die Erholung.

Von dort aus fuhren wir zum nicht heiligen, aber schönsten Berg Chinas, zum Huang Shan, der mit vielen mit Kiefern bewachsenen Gipfeln, von Wolken partiell eingehüllt, wunderbar aussieht. Ich erklärte, dass nicht der Weg, sondern der Gipfel mein Ziel sei und fuhr per Bus und Seilbahn hinauf. Oben angelangt erwarteten mich wieder Treppenwege ohne Ende. Da ich allein unterwegs war, meine Begleiterin sah das mit dem Weg und dem Ziel anders, machte ich unterwegs auf dem Berg viele nette Bekanntschaften. Unter anderem sprach ich mit einem Träger, der seinen Lebensunterhalt dadurch verdient, dass er Getränkedosen, Reis, Zement etc. den Berg hinaufschleppt. Das Bambusstangenjoch mit seiner Last war für mich nicht einmal vom Boden hoch zu heben, geschweige denn, über Stufen hinaufzutragen.

Der Huang Shan ist über 2000 m hoch und sammelte im Laufe des Tages so viele Wolken ein, dass es ab Abend regnete. Es gab also keinen Sonnenaufgang zu sehen und ich ersparte mir auch den Abstieg bei Dauerregen und fuhr mit einer chinesischen Reisegruppe wieder per Gondel bergab. Bis ich das Hotel im Tal erreichte, war ich trotzdem völlig durchnässt. Meine Bergschuhe brauchten drei Tage zum Trocknen. Meine Bekannte, natürlich den ganzen Weg gelaufen, konnte ebenfalls alles auswringen.

Die schöne Altstadt von Huangshanshi mit ihren typischen weißen Häusern mit Pferdekopfgiebeln und Holzornamentik überraschte uns mit einem kleinen Cafe zum Entspannen.

Nach einem Zwischenstop in Nanjing reisten wir Richtung Song Shan (Shaolinkloster und Longmengrotten), sehr heiß, sehr eindrucksvoll, die Städte sehr trostlos.

Und dann folgte der letzte und meiner Meinung nach schönste Berg, der Hua Shan in der Nähe von Xi’an. Diesmal fuhren wir gemeinsam mit der östereichischen Seilbahn hinauf, denn der Berg besitzt fünf Gipfel, die nur über unzählige, sehr steile Treppen-, quasi Leiterstufen zu erreichen sind, wobei man sich an den Seiten an Stahlseilen halten kann. Die Wolken brachten etwas Schatten, aber am Tag keinen Regen, die schönen Aussichtspunkte boten Möglichkeiten zum Erholen, Malen, Reden, Staunen, Leute kennenlernen. z.B. den alten Herrn mit vollgeladener Kiepe, der in aller Seelenruhe auf dem Weg zum Südgipfel war.

Auf all den Bergen, in Zügen und Bussen waren wir fast die einzigen Langnasen gewesen, erst in Xi’an, bei den Terracotta-Kriegern holte mich der weltweite Massentourismus mit seinen klimatisierten Reisebussen wieder ein. Allerdings fuhr ich mit dem Linienbus, der natürlich nichts besseres wusste, als eine im Umbau befindliche Straße zu befahren, mit riesigen Schlaglöchern, Gegenverkehr von allen Seiten und Strommasten mitten auf der Fahrbahn. Die Erholung im muslimischen Viertel in Xi’an mit Tee und Kebab und frischem Obst hatte ich mir verdient. Am späten Abend ging es mit einem wetterbedingten Rüttelflug zurück nach Beijing.

Bus und Bahn

China ist ein großes Land. Um zu reisen nimmt man am besten ein Flugzeug. Aber wir, eine Bekannte aus Deutschland und ich, wollten es anders machen.

Nur mit Bus und Bahn – und zu Fuss – machten wir uns auf den Weg zu heiligen Bergen und interessanten Städten. Doch so einfach ist das nicht. Die Fahrkarten für den Zug bekommt man nur in dem Ort, von dem der Zug abfährt. Aber man sollte sich einige Tage vor der Abfahrt zum Kauf der Billetts anstellen, um einen ordentlichen Sitz oder Liegeplatz zu bekommen. Sonst landet man in der „Holzklasse“ (Hardseater) oder muss draußen bleiben. Ein freundlicher deutschsprachiger chinesischer Reisefachmann half uns bei Planung und Durchführung der Reise. Die Karten wurden uns ins jeweilige Hotel gebracht, in Shanghai stand morgens um 6 ein ebenfalls deutschsprachiger Chinese ( namens Oskar) vor der Waggontür und überbrachte die Karten für den Anschlusszug. Zudem geleitete er uns noch zum richtigen Wartesaal, der in großen Bahnhöfen nicht so leicht zu entdecken ist. Man sollte mindestens eine Stunde vorher im Bahnhof erscheinen, um einen Sitzplatz im richtigen Wartesaal in den Reihen unter der richtigen Zugnummer zu erwischen. Eine Viertelstunde vor Ankunft des Zuges geht das Eisengitter Richtung Bahnsteige auf. Nur die Treppe zum richtigen Bahnsteig ist erreichbar. Am Zug ist jeweils eine Tür pro Waggon geöffnet und der Waggonschaffner kontrolliert die Karten. Im Softsleeper (vier Liegen mit bestickten Bettbezügen und Kaffee zum Frühstück) tauscht die Waggonschaffnerin die Fahrkarten gegen Bettnummern aus und kommt am nächsten Morgen – manchmal mit Kaffee – und weckt die Fahrgäste eine halbe Stunde bevor sie aussteigen müssen.

Mit der Zeit konnten wir perfekt Bahnfahren. Anschließend Busfahren war die nächste Herausforderung. Denn auf dem Bahnhofsvorplatz warteten schon die SchleußerInnen, die uns zu Privattaxen, -Kleinbussen etc abschleppen wollten. Natürlich alles überteuert und nicht zu empfehlen. Doch wie findet man den richtigen Bus? Wo mag er nur stehen? Und wer gibt einem eine korrekte Antwort? Man muss sich selbst umschauen. Alle anderen müssen mit den wenigen Touristen, die kommen, Geld verdienen, denn es gibt viel zu wenig Arbeit in der Provinz. Also entweder lange auf eigene Faust suchen oder aber den bestmöglichen Deal machen. Ob wir den richtigen Preis zahlen ist eh nicht klar. In den Geschäften versuchten sie immer wieder, von uns andere Preise für Wasserflaschen und Kekse und Obst zu bekommen als von Einheimischen. ( Die Ausnahme machte ein kleiner Supermarkt im muslimischen Marktviertel in Xi’an. Alles war mit korrekten Preisen ausgezeichnet!) Aber auch für die anderen galt: Es war immer noch billig genug. Und für manchen Chinesen richtig teuer. Ungerecht ist es allemal.

In Luoyang entschieden wir uns, einer Frau in Bahnuniform zu folgen, die uns zu einem Ticketoffice führte. Dort verkaufte sie uns zwei Bustickets für jeweils 40 Yuan, 4 Euro. Der Bus sollte uns in den Ort Dengfeng beim Shaolinkloster der Kungfu-Kämpfer bringen. Zu unserer Überraschung brachte sie uns zu einem Kleinbus, in dem viele Chinesen mit Reiseleiter und einige „Langnasen“ saßen. Diese erzählten uns, dass sie für 30 bzw. 40 Yuan eine Besichtigungstour der Shaolinklöster und des Songshan  mit Hin- und Rückfahrt gebucht hatten. Wir legten beim Fahrer Protest gegen den überhöhten Fahrpreis ein. (Die Eintrittspreise kamen natürlich vor Ort noch hinzu) Dann überlegten wir uns, dass wir die Besichtigungstour mitmachen könnten und beim letzten Kloster ein Taxi zum nahegelegenen Hotel für diese Nacht nehmen könnten. Alles fügte sich wunderbar und zum Schluß bekamen wir jeweils 20 Yuan zurück. Das langte locker fürs Taxi. Man muss ja nicht alles mit sich machen lassen.

(Fortsetzung „zu Fuss“ folgt)

Pfingsterscheinung (?)

Pfingstsonntag, Vormittag, gegen 11.00 Uhr.

Es klingelt an der Tür. Wer mag es sein? Charlotte ist seit dem frühen Morgen bei Ihrer Freiwilligen-Arbeit in der Schule für Autisten. Der Besuch aus Deutschland, der gerade hier ist, sitzt bei uns. Anderen Besuch erwarten wir nicht. Irgendwelche Dienste oder Lieferungen haben wir auch nicht bestellt. Wer kann es nur sein?

Gespannt öffnen wir die Tür und wen sehen wir vor uns – zu unserer grössten Verwunderung – die chinesische Polizei. Sie möchte (wieder einmal) unsere Papiere kontrollieren. Diese sind in Ordnung und so ist nach wenigen Minuten diese „Pfingsterscheinung“ auch schon wieder vorbei.

Zu letzt hatten wir dies mehrfach vor der Olympiade im letzten Jahr. Zu dieser Zeit mussten viele Menschen, die das Bild der perfekten Olympiade stören konnten Beijing verlassen: Wanderarbeiter, Dissidenten u.a. Die Kontrollen dienten ganz offensichtlich dazu all diese zu finden und aus der Stadt zu entfernen.

Aber warum nun wieder? Nach kurzer Überlegung wird uns der Grund klar. In dieser Woche jährt sich zum 20. Mal das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens (geschehen am 04.06.1989). Die chinesischen Behörden sind offensichtlich sehr nervös, was den Jahrestag betrifft, zumal es vor 10 jahren u.a. eine große Demonstration der Falun Gong Sekte gab.

Schon vor einigen Tagen war uns aufgefallen, dass die chinesischen Wachen vor den Botschaften alle mit einem ca. 1,60 Meter langen massiven Stock ausgestattet wurden. Offensichtlich bereitet sich der chinesische  Staat auf alles vor. Gerade habe ich auch noch bei tagesschau.de gelesen, das wieder diverse Websiten gesperrt und Dissidenten aus Beijing ausgewiesen wurden.

Unsere „Pfingsterscheinung“ war nach Minuten vorbei. Ich bin gespannt, ob es das Einzige bleibt, was es über diesen traurigen Jahrestag zu berichten gibt.

Fahrt zur Hölle

Irgendwann musste es ja so weit kommen. Wie habe ich es nur so lange ausgehalten?

Ich beschäftige mich intensiver mit den hiesigen Glaubensvorstellungen.

Bis vor kurzem konnte ich kaum die buddhistischen von den daoistischen Tempeln unterscheiden. Ich dachte: „das begreife ich nie!“ Doch jetzt weiß ich: es lag nicht an mir, sondern an den Chinesen. Sie bringen nämlich ein wunderbares Durcheinander zu Wege, indem sie einfach Buddhas und daoistische Göttermassen in einem Tempel, oder zumindest in einer größeren Tempelanlage zusammen unterbringen. Wie soll ich mich da auskennen?!

Frau Ma, meine Chinesisch-Lehrerin, nicht zu verwechseln mit Herrn Ma, unserem Fahrer, oder Frau Ma, unserer Ayi (= Haushaltshilfe), also Ma Yü Ling gab den entscheidenden Tipp: Guck dir die Mönche an. Geschorene Köpfe sind Buddhisten, langhaarige Mönche sind Daoisten. Leider machen sich oftmals die Mönche rar. Und am Weihrauch kann man nichts erkennen. Mit dem könnten sie es schaffen, mich aus allen Tempeln hinaus zu treiben. Das funktionierte schon in Deutschland in den römisch-katholischen Kirchen. Auf Weihrauch reagiere ich allergisch. Wie gut, dass ich reformiert bin und Johannes Calvin weder Bilder, Blumen noch Weihrauch im Gottesdienst zuließ.

Das alles gibt es in den hiesigen Tempeln um so mehr. Bilder und Statuen von unzähligen Göttern und Opfergaben in Form von Räucherstäb(ch)en jeglicher Größe (durchaus über 1,5m Lang), Blumen und Obst.

Aber neben den Göttern gibt es auch Geister, gute und scheußliche. Die grässlichsten sah ich neulich in der Hölle.

Ja, wir machten eine mehrtägige Reise auf dem Jangtze und besuchten u.a. Fengdu, die Geisterstadt, in der man sehen kann, wie es in der Hölle zugeht. Ich kann versichern – kein Ort zum Urlaub machen! Doch zugleich kann man sich in Fengdu schon mal ein wenig freikaufen aus der Hölle – kommt mir doch irgendwie bekannt vor. Erinnert mich schon wieder an röm.kath.!

Zudem bieten Wahrsager ihre Dienste an. Vielleicht, damit man besser weiß, was man noch im Leben so anstellen wird, um gleich vorort genügend Höllenbefreiungszertifikate zu erwerben.

Nun, es war ein Höllenspaß, all die Fratzen zu sehen, die Aberglauben-Geschichten zu hören und das Spektakel mitzuerleben, das Chinesen so sehr lieben.

Übrigens machten wir diese Fahrt in diesem Jahr rund um den 1. Mai, der 2008 mit dem Himmelfahrtstag zusammenfiel.

Dear Dr.

Namen sind in China etwas anders als von Deutschland gewohnt.

Das fängt damit an, dass die Chinesen ihren Namen in umgekehrter Reihenfolge schreiben. Also nicht Vorname Nachname (z.B. Klaus Blatt), wie wir es gewohnt sind. Sondern Nachname Vorname (in meinem Beispiel also Blatt Klaus).

Nun geben sich viele Chinesen einen westlichen Vornamen, um dieses Problem zu überwinden. Also zu Beispiel Michael Wang oder Becky Li. Aber eben nicht alle. Was ist bei He Tao, Lu Ying, Lei Kuang, Xin Zeng oder Wang Li nun Vor- und was Nachname? Und wie spricht man den Kollegen, die Kollegin an?

Zum Glück haben die meisten Bayer Kollegen einen westlichen Vornamen, so dass das Problem nicht auftaucht. Dafür sind die gewählten westlichen Vornamen manchmal zum schmunzeln. Wie finden Sie die Vornamen wie: Melody, Summer, Smart, oder gar Carman (ein Mann, Carman = Car Man).

Eine andere chinesische Besonderheit ist die Verdoppelung des Vornamens. Also Peipei statt Pei, oder Ningning. Etwas merkwürdig kam mir allerdings Pengpeng vor.

Aber die chinesischen Kollegen haben offensichtlich ähnliche Schwierigkeiten mit unseren westlichen Namen. Nun lautet mein voller Name Dr. Klaus Blatt. Also bekomme ich mails mit Dear Klaus, aber auch schon mal mit Dear Blatt.  Immer wieder aber auch mit Dear Dr.  Auf Rückfrage wurde mir beschieden, dass ich diese, für mich etwas merkwürdige Anrede, als Ausdruck der Hochachtung für mich verstehen soll. Schließlich habe ich einen Dr.-Titel und die Anrede Dear Dr. druckt den Respekt davor aus.

Also Schwierigkeiten auf beiden Seiten des interkulturellen Dialogs.

Zum 3. Mal zurück in Deutschland

Alle halbe Jahre treibt es uns nach Deutschland.

Diesmal flogen wir, weil Charlotte neun Vorstellungsgespräche wegen einer Ausbildung in Deutschland vereinbart hatte. Pekinger Freunde meinten, dass müsste doch klappen, in Deutschland lebende waren da skeptischer. Um es gleich vorwegzunehmen: sie hatte danach mehrere Angebote und wählte sich das aus, was ihr am besten und freundlichsten erschien. So wird Charlotte ab Oktober in Bonn leben und eine Ausbildung zur Krankenschwester beginnen und wir werden nur noch zu zweit in Beijing bleiben.

Natürlich haben wir auch wieder viele Besuche gemacht; außer meine, deine, unsere Familie legten wir den Schwerpunkt auf Besuche bei denjenigen, die wir letztes Mal nicht besuchen konnten. Ach, es ist schon schön, so viele liebe Menschen wieder zu sehen und bei ihnen zu Gast sein zu dürfen. Mit manchen haben wir Besuche bei uns in Peking besprochen. Wir hoffen, wir können allen schönes Wetter und blauen Himmel bieten.

Dagegen die alte Heimat: Die Fahrten im Regen – den Schnee hab ich diesmal umgehen können – machten das Deutschlandbild noch trister als es die Stimmungslage angesichts der allgegenwärtigen Krise bereits gemalt hatte. Charlottes zweites Vorstellungsgespräch – morgens um 8 in Düsseldorf – kam zum Beispiel gar nicht recht zustande, da ihr in der Praxis sofort mitgeteilt wurde, die Herren Doctores würden in diesem Jahr nicht ausbilden und müssten auch noch Mitarbeiterinnen entlassen wegen der Krise und der Pauschalen und überhaupt.

Dafür hatten wir das üppige Frühstück unseres Hotels ausfallen lassen. Damals fanden wir das schade, mittlerweile sind wir froh drum, denn es ist schwer genug, die Pfunde aus Deutschland wieder loszuwerden. An denen ist aber nicht nur das „leckere“ Hotel Gastgeb schuld, sondern auch die Einladungen und die verlockenden Süßigkeiten, die wir in Peking entbehren und bei denen wir Nachholbedarf verspürten. Jetzt verstehe ich, warum so viele wohlbeleibte Mitmenschen in Deutschland zu sehen sind. Sie alle haben nicht die Chance, wie wir, die Pfunde in Peking oder auf der großen Mauer etc abzulaufen. Auch wir waren wieder ständig mit dem Leihwagen unterwegs statt zu Fuß – kein Wunder bei dem Wetter. Dauerregen und ar…kalt.

Erst einen Tag vor Abflug änderte es sich, als wir auch noch die Zeit fanden, einen Ausflug auf den Pfälzer Trifels zu unternehmen. Mit dem Geländewagen-Monstrum, das uns statt des bestellten Passat-Kombi bei der Leihwagenfirma übergeben wurde, hätten wir es wahrscheinlich auch noch bis zum Burgtor geschafft. Ich kam mir auf jeden Fall in dem Wagen äußerst deplaziert vor. Zudem wurde ich auch noch mehrmals merkwürdig von Kleinwagen fahrenden Herren der Schöpfung wegen des Wagens angemacht. Es ist ja doch ein komisches Gefühl nach sechs Monaten mal wieder am Lenkrad zu sitzen und sich nicht chauffieren zu lassen. Aber im Pekinger Verkehr ginge ich unter. Er ist dermaßen ungeregelt, dass ich wahrscheinlich gar nicht vorankäme. Man kann ja keinen Sicherheitsabstand einhalten, weil mehrere andere Wagen die Lücke nützen würden.

Übrigens waren wir natürlich auch wieder in Deutschland einkaufen: Kleidung für mich, Schuhe (ein Muss in Pirmasens!), Haribo, Schokolade, Bratensoße, süße Paprika, Deo, Hautcreme ( ohne Whitener-Bleichmittel), Bücher, Wolle, die neue 17 Hippies CD, Gummibärchen. .. Das alles und noch viel mehr gibt es nur in Deutschland.

Wir kamen mit vollen Koffern – wir kehrten mit gefüllten Koffern zurück.