China ist ein großes Land. Um zu reisen nimmt man am besten ein Flugzeug. Aber wir, eine Bekannte aus Deutschland und ich, wollten es anders machen.
Nur mit Bus und Bahn – und zu Fuss – machten wir uns auf den Weg zu heiligen Bergen und interessanten Städten. Doch so einfach ist das nicht. Die Fahrkarten für den Zug bekommt man nur in dem Ort, von dem der Zug abfährt. Aber man sollte sich einige Tage vor der Abfahrt zum Kauf der Billetts anstellen, um einen ordentlichen Sitz oder Liegeplatz zu bekommen. Sonst landet man in der „Holzklasse“ (Hardseater) oder muss draußen bleiben. Ein freundlicher deutschsprachiger chinesischer Reisefachmann half uns bei Planung und Durchführung der Reise. Die Karten wurden uns ins jeweilige Hotel gebracht, in Shanghai stand morgens um 6 ein ebenfalls deutschsprachiger Chinese ( namens Oskar) vor der Waggontür und überbrachte die Karten für den Anschlusszug. Zudem geleitete er uns noch zum richtigen Wartesaal, der in großen Bahnhöfen nicht so leicht zu entdecken ist. Man sollte mindestens eine Stunde vorher im Bahnhof erscheinen, um einen Sitzplatz im richtigen Wartesaal in den Reihen unter der richtigen Zugnummer zu erwischen. Eine Viertelstunde vor Ankunft des Zuges geht das Eisengitter Richtung Bahnsteige auf. Nur die Treppe zum richtigen Bahnsteig ist erreichbar. Am Zug ist jeweils eine Tür pro Waggon geöffnet und der Waggonschaffner kontrolliert die Karten. Im Softsleeper (vier Liegen mit bestickten Bettbezügen und Kaffee zum Frühstück) tauscht die Waggonschaffnerin die Fahrkarten gegen Bettnummern aus und kommt am nächsten Morgen – manchmal mit Kaffee – und weckt die Fahrgäste eine halbe Stunde bevor sie aussteigen müssen.
Mit der Zeit konnten wir perfekt Bahnfahren. Anschließend Busfahren war die nächste Herausforderung. Denn auf dem Bahnhofsvorplatz warteten schon die SchleußerInnen, die uns zu Privattaxen, -Kleinbussen etc abschleppen wollten. Natürlich alles überteuert und nicht zu empfehlen. Doch wie findet man den richtigen Bus? Wo mag er nur stehen? Und wer gibt einem eine korrekte Antwort? Man muss sich selbst umschauen. Alle anderen müssen mit den wenigen Touristen, die kommen, Geld verdienen, denn es gibt viel zu wenig Arbeit in der Provinz. Also entweder lange auf eigene Faust suchen oder aber den bestmöglichen Deal machen. Ob wir den richtigen Preis zahlen ist eh nicht klar. In den Geschäften versuchten sie immer wieder, von uns andere Preise für Wasserflaschen und Kekse und Obst zu bekommen als von Einheimischen. ( Die Ausnahme machte ein kleiner Supermarkt im muslimischen Marktviertel in Xi’an. Alles war mit korrekten Preisen ausgezeichnet!) Aber auch für die anderen galt: Es war immer noch billig genug. Und für manchen Chinesen richtig teuer. Ungerecht ist es allemal.
In Luoyang entschieden wir uns, einer Frau in Bahnuniform zu folgen, die uns zu einem Ticketoffice führte. Dort verkaufte sie uns zwei Bustickets für jeweils 40 Yuan, 4 Euro. Der Bus sollte uns in den Ort Dengfeng beim Shaolinkloster der Kungfu-Kämpfer bringen. Zu unserer Überraschung brachte sie uns zu einem Kleinbus, in dem viele Chinesen mit Reiseleiter und einige „Langnasen“ saßen. Diese erzählten uns, dass sie für 30 bzw. 40 Yuan eine Besichtigungstour der Shaolinklöster und des Songshan mit Hin- und Rückfahrt gebucht hatten. Wir legten beim Fahrer Protest gegen den überhöhten Fahrpreis ein. (Die Eintrittspreise kamen natürlich vor Ort noch hinzu) Dann überlegten wir uns, dass wir die Besichtigungstour mitmachen könnten und beim letzten Kloster ein Taxi zum nahegelegenen Hotel für diese Nacht nehmen könnten. Alles fügte sich wunderbar und zum Schluß bekamen wir jeweils 20 Yuan zurück. Das langte locker fürs Taxi. Man muss ja nicht alles mit sich machen lassen.
(Fortsetzung „zu Fuss“ folgt)