Wie Kinder Gottes handeln

Lukas 6, 27-35

Ich sage euch, die ihr zuhört:
– Liebt eure Feinde; – tut wohl denen, die euch hassen; – segnet, die euch verfluchen; – bittet für die, die euch beleidigen.
– Und wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar;
– und wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht.
– Wer dich bittet, dem gib;
– und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück.
Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!
Und wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon? Denn auch die Sünder lieben, die ihnen Liebe erweisen.
Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon? Das tun die Sünder auch.
Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, welchen Dank habt ihr davon? Auch Sünder leihen Sündern, damit sie das Gleiche zurückbekommen.
Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen.
So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.

Anmerkungen:

zu den ersten acht Aufforderungen: Welcher Mensch kann das schaffen? Geht das nicht weit über alle menschliche Kraft und Anstrengung hinaus?

„Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!“ Ja, genau so! Auf jeden Fall nicht weniger.

Erwarten wir Dank für unser Tun? Sagen wir immer Danke für das, was für uns getan wird?

Wer soll uns danken? Haben wir nicht gelernt und gelehrt, dass wir christlich handeln aus Dankbarkeit und nicht für Dankbarkeit und Lohn?

Wehe dir!

Lukas 6, 17-26
Jesus stieg mit den Aposteln vom Berg hinab bis zu einem ebenen Platz. Dort hatten sich viele Menschen versammelt: eine große Schar seiner Jünger, Leute aus ganz Judäa, aus Jerusalem und aus dem Küstengebiet von Tyros und Sidon. Sie waren gekommen, um Jesus zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Menschen, die unter bösen Geistern litten, wurden von ihnen befreit. Die ganze Volksmenge wollte Jesus berühren. Denn heilende Kraft ging von ihm aus und machte alle gesund.
Jesus blickte auf seine Jünger und sagte: »Glückselig seid ihr, die ihr arm seid. Denn euch gehört das Reich Gottes. Glückselig seid ihr, die ihr jetzt hungert. Denn ihr werdet satt werden. Glückselig seid ihr, die ihr jetzt weint. Denn ihr werdet lachen. Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen, aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, beschimpfen oder euren Namen in den Schmutz ziehen. Sie tun das, weil ihr zum Menschensohn gehört. Ja, freut euch, wenn das geschieht. Springt vor Freude! Denn euer Lohn im Himmel ist groß. Genauso haben es die Vorfahren dieser Leute auch schon mit den Propheten gemacht.
Wehe euch, ihr Reichen! Denn ihr habt euren Trost bereits erhalten. Wehe euch, die ihr jetzt satt seid, denn ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr jetzt lacht, denn ihr werdet weinen und klagen. Wehe euch, wenn ihr von allen Menschen gelobt werdet. Denn genauso haben es die Vorfahren dieser Leute mit den falschen Propheten gemacht.«

Anmerkungen:
Von der Bergpredigt im Matthäusevangelium findet sich hier noch der Berg, von dem Jesus allerdings herabstieg, um auf einen ebenen Platz zu kommen, wo sich viele Menschen, teils aus ferner Gegend herbeigelaufen, versammelt hatten. Warum er auf dem Berg war, steht nirgends, warum auf einmal Menschen schon geheilt wurden, wenn sie Jesus berührten, wird auch nicht begründet.
Eine „große Jüngerschar“, das sind viele Anhänger*innen Jesu, wollte seine Predigt hören. Das „Glückselig“, mit dem er beginnt, nimmt das neunfache Glückselig bei Matthäus auf.
Hier bei Lukas ist es aber die ganz konkrete Armut, der im Magen spürbare Hunger, sind es die Tränen der Traurigkeit und Verzweiflung, und der erfahrene Hass und Ausschluss aus der Gesellschaft.
Den Armen werden die Reichen, Satten, Lachenden und Verehrten gegenübergestellt. Wehe euch!
Jesus will für Ordnung sorgen, meint Lukas.
Bis heute hat sich die große Kluft zwischen Arm und Reich nur noch vergrößert. Die gesamte Nord-Süd Problematik auf unserem Erdball von Arm und Reich wurde lange schon vorhergesehen. Die Fluchtursachen aber nie bekämpft, nur die Flucht aus der Armut.
Jesu Weherufe müssen wir alle hier im Norden unserer Erde ernst nehmen.

Der Kranke im Zentrum

Lukas 6, 6-11

Einmal, an einem anderen Sabbat, ging Jesus in die Synagoge und lehrte. Dort war ein Mann, dessen rechte Hand gelähmt war. Die Schriftgelehrten und Pharisäer lauerten darauf, dass Jesus am Sabbat heilte. Sie suchten einen Grund, damit sie ihn anklagen konnten. Doch Jesus wusste, was sie dachten. Er sagte zu dem Mann mit der gelähmten Hand: »Steh auf und stell dich in die Mitte!« Da stand er auf und stellte sich hin. Jesus sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern: »Ich frage euch: Was ist am Sabbat erlaubt? Gutes tun oder Böses? Leben retten oder Leben umkommen lassen?« Jesus blickte sie alle an. Dann sagte er zu dem Mann: »Strecke deine Hand aus!« Er tat es und seine Hand wurde geheilt. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer packte die Wut. Sie berieten miteinander, was sie gegen Jesus unternehmen konnten.

Anmerkungen
Mir fällt auf, dass Jesus sich nicht einschüchtern lässt von den Einflussreichen und Mächtigen. Ganz im Gegenteil. Er weiß genau, worum es jenen geht, die da wieder genau hinsehen auf das, was er macht. Er versteckt sich nicht, lässt auch nicht ab von seinem Tun sondern provoziert noch direkt, indem er den erkrankten Mann – von dem wir nicht mal erfahren, ob er um Hilfe gebeten hat – in die für alle einsehbare Mitte bittet. Und was sollen sie, die Pharisäer und Schriftgelehrten, denn auch antworten auf seine zwei „Oder-Fragen“. Er bietet ihnen ja nur die Alternativen an, von denen sie natürlich nicht die Schlechteren nehmen können. Merkwürdig, dass sie sich darauf einlassen und nicht ganz andere Aussagen zum Sabbatgebot anführen. Aber sie sind einfach nur wütend und Wut ist kein guter Ratgeber. Erst danach können sie wieder miteinander gegen ihn Pläne schmieden.

Verbote? – Gebote!

Lukas 6,1-5
Einmal ging Jesus am Sabbat durch die Felder. Seine Jünger rissen Ähren von den Halmen, rieben mit den Händen die Hülsen ab
und aßen die Körner. Da sagten einige der Pharisäer: »Was tut ihr da? Das ist am Sabbat verboten!« Jesus antwortete ihnen: »Habt ihr denn nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Männer Hunger hatten? David ging in das Haus Gottes, nahm die Brote, die Gott geweiht waren, und aß sie. Er gab auch seinen Männern von den Broten. Dabei durften eigentlich nur die Priester davon essen.« Und Jesus sagte zu den Pharisäern: »Der Menschensohn kann bestimmen, was am Sabbat erlaubt ist.«

Anmerkungen

Das Sonntagsgebot wurde bei meinen Eltern strikt eingehalten. Dafür gehörte der sonntägliche Kirchgang, das gute Mittagessen und der nachmittägliche Verwandtenbesuch oder Spaziergang fast immer dazu. Für mich war es sehr gewöhnungsbedürftig zu erleben, dass andere Menschen ihren Sonntag ganz anders leben. Nebenan wurde selbstverständlich am Sonntag Wäsche gewaschen und draußen auf die Leinen gehängt, anschließend begann die Gartenpflege. Ich sehe Menschen Fenster oder Autos putzen. Zum einen haben sich die Sonntagssitten im Laufe der Zeit verändert, zum anderen gibt es auch für viele kaum andere Möglichkeiten, Berufe, Haushalt und Familie gut zu versorgen, ohne den Sonntag für bestimmte Arbeiten zu nutzen. Die Jünger Jesu hatten einfach Hunger. Sollten sie ihn etwa nicht stillen, wenn sie doch die Möglichkeit hatten! Jesus macht immer wieder deutlich, dass Gottes Gesetze nicht gegen, sondern für menschliches Leben gedacht sind. Leider steht bei Lukas in dieser Geschichte nicht der Satz, den Markus Jesus aussprechen lässt: „Gott hat den Sabbat für den Menschen gemacht, nicht den Menschen für den Sabbat.“ Das Sabbat- bzw. für uns das Sonntagsgebot ist nicht dazu da, dass wir eingeschränkt werden, sondern dazu, dass wir leben können, Luft holen, nicht nur von Arbeit bestimmt werden, sondern auch für Gott, gute Gedanken, Freizeit, Familie Zeit haben. Wir freuen uns alle auf unsere freien Wochenenden. Versuchen wir doch einfach, sie für uns zu nutzen – denn sie sind für uns Menschen gemacht.

Besser

Lukas 5, 33-39

Darauf sagten die Pharisäer und Schriftgelehrten zu Jesus: »Die Jünger von Johannes fasten regelmäßig und sprechen ihre Gebete. Genauso machen es unsere Jünger. Aber deine Jünger essen und trinken.« Jesus antwortete ihnen: »Ihr könnt nicht verlangen, dass die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist. Aber es wird eine Zeit kommen, da wird der Bräutigam aus ihrer Mitte gerissen. In dieser Zeit werden sie fasten.« Jesus erzählte ihnen noch ein Gleichnis: »Niemand schneidet ein Stück Stoff von einem neuen Mantel ab und näht es auf einen alten Mantel. Denn so zerschneidet er den neuen und der Flicken von dem neuen wird zu dem alten nicht passen. Und niemand füllt neuen Wein in alte Weinschläuche. Sonst bringt der neue Wein die alten Schläuche zum Platzen; der Wein läuft aus und die Schläuche werden unbrauchbar. Nein: Neuer Wein muss in neue Schläuche gefüllt werden. Es will auch niemand, der alten Wein getrunken hat, neuen Wein haben. Denn er sagt: ›Der alte ist besser.‹«

Jetzt hab ich diese Verse mehrfach gelesen und versucht, einen durchgehenden Gedanken zu finden. Vielleicht bin ich heute morgen zu unkonzentriert, aber ich weiß immer noch nicht, was das eine mit dem anderen zu tun haben soll.

Hochzeitsgäste und Bräutigam

Fasten und nicht fasten und später fasten

Flicken vom neuen Mantel auf altem Mantel

neuer Wein in alten Schläuchen

alter Wein und neuer Wein

Irgendwie komme ich da auf die Predigt von Hans Michaelsen zurück, der sie gestern auf die Gemeinde-website gestellt hat über die Hochzeit zu Kana – Hochzeit und Wein sind auch da das Thema.

Ich bitte um Entschuldigung, dass dieser Beitrag erst jetzt zu finden ist. Ich hatte die falsche Kategorie angegeben.

Komm!

Lukas 5, 27-32

Danach verließ Jesus das Haus. Da sah er einen Zolleinnehmer mit Namen Levi. Der saß an seiner Zollstation. Jesus sagte zu ihm: »Komm, folge mir!« Da ließ Levi alles zurück, stand auf und folgte ihm. Später gab Levi in seinem Haus ein großes Festessen für Jesus. Viele Zolleinnehmer und andere Gäste aßen mit ihnen. Da beschwerten sich die Pharisäer und die Schriftgelehrten unter ihnen bei den Jüngern von Jesus: »Warum esst und trinkt ihr mit Zolleinnehmern und schuldbeladenen Menschen?« Jesus gab ihnen zur Antwort: »Nicht die Gesunden brauchen einen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um die Gerechten zur Umkehr zu rufen, sondern die Menschen, die voller Schuld sind. Sie sollen zu Gott umkehren.«

Anmerkungen:

Bis vor einem Jahr musste ich den Kindern bei solchen Geschichten erklären, was ein Zöllner zu tun hat. Welches Kind kannte noch Grenzen und Zollschranken? Doch Corona macht Grenzen wieder sichtbar. Große Festessen sind in diesen Tagen eher eine unbekannte Größe. Und dass die Kranken die ärztliche Versorgung benötigen und bekommen, ist uns ganz besonders wichtig, hoffen wir doch auf Gesundung möglichst vieler Covid-19 Erkrankter.
Jesus kümmert sich um die Menschen, die seine Hilfe brauchen. Er geht zu ihnen, hat keine Berührungsängste, grenzt nicht aus.
Vieles dürfen wir momentan nicht tun. Aber wir können zeigen, dass die Toten und Erkrankten für uns keine Zahlen sondern Mitmenschen sind. Morgen zünden wir für sie Kerzen an und beten für sie und die um sie Trauernden.

Barmherziger Gott,
wir klagen über die vielen, vielen Menschen, die an Covid-19 gestorben sind.
Sie fehlen in ihren Familien, in ihren Freundeskreisen.
Sie mussten oft einsam sterben, auf Intensivstationen, vielleicht nach künstlichem Koma.
Wir denken an die Menschen, die gestorben sind.

Wir klagen dir das Leid der Trauernden und Hinterbliebenen.
Sie konnten nicht Abschied nehmen, wie sie wollten.
Wir dürfen sie nicht tröstend in den Arm nehmen.
Wir beten für sie und mit ihnen. Nimm dich ihrer an.

Wir denken an die Menschen, die schwer erkrankt sind.
Wir denken an die Menschen im künstlichen Koma und an den Beatmungsmaschinen.
Isoliert und einsam
Wir denken an die, die Angst haben, vor dem was kommt.
Wir bringen unsere Klagen vor dich.

Du willst, dass wir Menschen leben.
Wir hoffen, weil Du uns Menschen liebst.
Eile, guter Gott, komm, um zu helfen.
Amen

Den Toten ein Gesicht geben – Kerzenaktion am 17.1.2021 ab 16.00 Uhr vor dem Gustav-Adolf Haus.

Sieh hin!

Lukas 5, 17-26

Einmal in diesen Tagen, als Jesus lehrte, saßen unter den Zuhörern auch Pharisäer und Schriftgelehrte. Aus allen Dörfern in Galiläa und Judäa und auch aus Jerusalem waren sie gekommen. Und die Kraft des Herrn war mit Jesus, sodass er Kranke heilte. Und sieh doch: Da brachten Männer einen Gelähmten auf einer Trage herbei. Sie wollten ihn in das Haus bringen und vor Jesus niederlegen. Aber wegen der Volksmenge fanden sie keine Möglichkeit, ihn hineinzutragen. Deshalb stiegen sie auf das Dach. Sie deckten einige Ziegel ab und ließen den Gelähmten auf der Trage hinunter – mitten in den Raum, genau vor Jesus. Jesus sah, wie groß ihr Glaube war, und sagte: »Du Mensch, deine Schuld ist dir vergeben.« Da überlegten die Schriftgelehrten und Pharisäer: »Wer ist das eigentlich? Was er da sagt, ist Gotteslästerung! Nur Gott allein kann Schuld vergeben.« Doch Jesus wusste, was sie dachten, und sagte zu ihnen: »Warum habt ihr solche Gedanken? Was ist einfacher? Zu sagen: ›Deine Schuld ist dir vergeben‹, oder zu sagen: ›Steh auf und geh umher‹? Aber ihr sollt sehen, dass der Menschensohn von Gott die Vollmacht hat, hier auf der Erde den Menschen ihre Schuld zu vergeben.« Deshalb sagte er zu dem Gelähmten: »Ich sage dir: Steh auf, nimm deine Trage und geh nach Hause.« Sofort stand er auf. Alle sahen es. Er nahm seine Trage und ging nach Hause. Dabei lobte er Gott. Alle Anwesenden gerieten außer sich. Auch sie lobten Gott. Furcht erfüllte sie und sie sagten: »Was für unglaubliche Dinge haben wir heute gesehen!«

Anmerkungen

Eine Lieblingsgeschichte für den Kindergarten oder Kindergottesdienst. Das hat mit dem „und siehe doch“ zu tun. Anschaulich ist das, was hier geschieht. Das Haus ist voll, Freunde helfen einem Erkrankten. Sie decken ein Dach ab! Und lassen die Trage – wackelig und gewagt – herunter, direkt vor Jesus. Welche Freude, das nachzuspielen oder zu malen.
Und was für eine Geschichte für Erwachsene, für Zweifler. Geballt sind sie anwesend, anscheinend verabredet, diesem neuen Prediger auf den Zahn zu fühlen, die jüdischen Gelehrten, die wir als Schriftgelehrte und Pharisäer bezeichnen.
Ausdrücklich wird von Lukas darauf hingewiesen, dass Jesus nicht aus eigener Kraft sondern mit Gottes Kraft heilt.
Und dann schreibt er, dass Jesus den großen Glauben der Männer erkannte und dem Erkrankten dann die Vergebung seiner Schuld zusprach.
Das hat er doch wegen genau dieser Gelehrten getan – klug wie er war, ihnen nicht in die Falle zu gehen sondern sie vorzuführen.
Ihr Vorwurf: Gotteslästerung! Mit der Heilung des gelähmten Mannes beweist Jesus ihnen, dass er von Gott die Kraft bekommt, zu heilen und eben auch Schuld zu vergeben.
Keine Anklagen werden noch laut, nur Staunen und Bewunderung. »Was für unglaubliche Dinge haben wir heute gesehen!« Anschaulichkeit ist doch etwas ganz besonderes!

Lebenslange Quarantäne

Lukas 5, 12-16

Einmal war Jesus in einer der Städte. Sieh doch: Dort traf er einen Mann, der am ganzen Körper Aussatz hatte. Als der Jesus sah, warf er sich vor ihm nieder und bat ihn: »Herr, wenn du willst, kannst du mich rein machen!« Da streckte Jesus die Hand aus, berührte ihn und sagte: »Ich will! Sei rein!« Im selben Augenblick verschwand der Aussatz bei dem Mann. Jesus befahl ihm: »Erzähle niemandem davon. Geh, zeige dich dem Priester und bring die Opfer, um deine Reinheit wiederherzustellen – wie Mose es vorgeschrieben hat. So sollen alle erfahren, dass du geheilt worden bist.« Darauf verbreitete sich die Nachricht von Jesus noch weiter. Die Leute strömten in Scharen herbei, um ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Aber Jesus zog sich immer wieder in einsame Gegenden zurück und betete dort.

Anmerkungen:

Aussatz ist eine Krankheit, die zur totalen Isolation führt. Lebenslange Quarantäne. Denn sie ist ansteckend. Jesus hätte ihn – entrüstet – wegschicken können. Viel zu gefährlich! Doch Jesus streckt die Hand aus, berührt den Unberührbaren. Jesus ist berührt von dem, was der Erkrankte zu ihm gesagt hat: Wenn du willst, kannst du mich heilen. Und Jesu antwortet: Ich will! – klingt wie die Antwort auf einen Heiratsantrag. Wieviele Menschen warten auf den, der sie gesund macht! Und wieviele Menschen wollen andere gesund machen! Doch es ist leider nicht mit vier Worten getan. Aber Das Vertrauen in den Arzt/die Ärztin und der wirkliche Wunsch nach Heilung sind gewiss Voraussetzung, um gegen eine Erkrankung anzugehen.

Mir fällt zudem auf, dass Jesus nicht alle herbeiruft: Lasst euch heilen, sondern ganz im Gegenteil den Geheilten bittet, es nicht allen zu erzählen, keine Werbung für ihn zu machen, sich nur den Priestern zu zeigen, und sich selbst zurückzieht in die Einsamkeit.

Übrigens:

in einer Woche erscheint die Basisbibel in vollständiger Ausgabe. Dann werde ich auf die Zitierung des Bibeltextes verzichten und nur noch die Stellenangabe notieren. Die neue Basisbibel ist auch bei unserem Büchertischteam zu bekommen.

Von Fischen und Menschen

Lukas 5, 1-11

Einmal drängte sich die Volksmenge um Jesus und wollte hören, wie er Gottes Wort verkündete. Jesus stand am See Gennesaret. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen. Die Fischer waren ausgestiegen und reinigten die Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das Simon gehörte. Er bat Simon, ein Stück vom Ufer wegzufahren. Dann setzte er sich und sprach vom Boot aus zu den Leuten. Als Jesus seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: »Fahre hinaus in tieferes Wasser! Dort sollt ihr eure Netze zum Fang auswerfen!« Simon antwortete: »Meister, wir haben die ganze Nacht hart gearbeitet und nichts gefangen. Aber weil du es sagst, will ich die Netze auswerfen.« Simon und seine Leute warfen die Netze aus. Sie fingen so viele Fische, dass ihre Netze zu reißen drohten. Sie winkten die Fischer im anderen Boot herbei. Sie sollten kommen und ihnen helfen. Zusammen beluden sie beide Boote, bis sie fast untergingen. Als Simon Petrus das sah, fiel er vor Jesus auf die Knie und sagte: »Herr, geh fort von mir! Ich bin ein Mensch, der voller Schuld ist!« Denn Schrecken ergriff ihn und die anderen, die dabei waren, weil sie einen so gewaltigen Fang gemacht hatten. So ging es auch Jakobus und Johannes, den Söhnen von Zebedäus. Sie arbeiteten eng mit Simon zusammen. Da sagte Jesus zu Simon: »Hab keine Angst! Von jetzt an wirst du ein Menschenfischer sein!« Da zogen sie die Boote an Land, ließen alles zurück und folgten Jesus.

Anmerkungen
Die Menschen laufen in Scharen zu ihm, um ihn zu hören. Er flüchtet schon auf ein Boot, um sie auf Abstand zu halten oder damit er zum Reden den nötigen Freiraum hat? Aber der Inhalt seiner Predigten, die besondere Art zu predigen, wird nicht genauer dargestellt. Ja, er tut Wunder, hier wieder, und Wunder sind natürlich etwas Spektakuläres, dass die Menschenmassen anzieht. Aber es wird ja explizit davon gesprochen, dass sie ihn „hören“ wollen. Was er zu sagen hat, wird bislang nur mit „die gute Nachricht vom Reich Gottes“ benannt und wir wissen von Jesu Ausspruch: „Das ist mein Auftrag: Den Armen soll ich die Gute Nachricht bringen. Den Gefangenen soll ich ankündigen, dass sie frei werden, und den Blinden, dass sie sehen werden. Den Unterdrückten soll ich die Freiheit bringen. Ich soll verkünden: Jetzt beginnt das Jahr, in dem der Herr Gnade schenkt.
Das Wunder ist diesmal keine Heilung, sondern ein großer Fischzug, ein Wunder gegen Armut und Hunger. Doch Simon zeigt sich nicht einfach dankbar, er meint, dass er dies alles nicht verdient hat. Seinen Satz könnte man sogar als Warnung verstehen: Du hast dir den Falschen ausgesucht. Geh weg! Jesus antwortet, nicht unbedingt folgerichtig. Hab keine Angst! Und es folgt noch der Höhepunkt aller Ansagen: Du wirst Menschenfischer – eigentlich heißt es sogar – richtig übersetzt – Menschenfänger. Damit hat Jesus ihn eingefangen, den Simon, und die Brüder Jakobus und Johannes gleich mit. Was aus dem Fang wird, mit den Booten geschieht, aus den Familien wird – kein Wort von Lukas zu dieser Situation.

Empörend!

Lukas 4, 38 -44

Jesus verließ die Synagoge und ging in das Haus von Simon. Aber Simons Schwiegermutter hatte hohes Fieber. Sie baten Jesus, ihr zu helfen. Jesus beugte sich über sie und bedrohte das Fieber. Da verließ es sie. Sofort stand sie auf und brachte ihnen etwas zu essen. Als die Sonne untergegangen war, brachten die Leute alle Kranken zu Jesus. Sie litten an den unterschiedlichsten Krankheiten. Aber Jesus legte jedem von ihnen die Hände auf und heilte sie. Aus vielen Kranken fuhren Dämonen aus. Dabei schrien sie laut und riefen: »Du bist der Sohn Gottes!« Jesus bedrohte sie und ließ sie nicht zu Wort kommen. Denn sie wussten, dass er der Christus war.
Bei Tagesanbruch verließ Jesus Kafarnaum und ging an einen einsamen Ort. Die Leute suchten ihn, bis sie ihn fanden. Sie wollten ihn daran hindern, von ihnen wegzugehen. Da sagte Jesus zu ihnen: »Ich muss auch den anderen Städten die Gute Nachricht vom Reich Gottes verkünden. Denn dazu hat Gott mich gesandt.« Und er verkündete die Gute Nachricht in den Synagogen überall in Judäa.

Anmerkungen

Vor vielen Jahren hat mich diese Geschichte wirklich empört. An ihr ist mir nämlich aufgefallen, was da eigentlich passiert ist, als Jesus seine Jünger zur Nachfolge sammelte. Hier wird ganz freundlich erzählt, wie Jesus die Schwiegermutter von Simon, der dann etwas später erster Jünger wird, heilt. Das heißt doch: Simon war verheiratet, hatte Familie und zu der damaligen Zeit war er dann auch der Versorger der Familie. Um Jesus nachzufolgen, verließen die Jünger nicht nur ihre Berufe, nein, auch ihre Familien, ließen sie unversorgt zurück, ließen ihre Frauen allein mit ihren Kindern. Die geheilte Schwiegermutter bringt Essen herbei für Jesus. Ob sie das später auch noch tat, bzw. tun konnte?