Lukas 6,1-5
Einmal ging Jesus am Sabbat durch die Felder. Seine Jünger rissen Ähren von den Halmen, rieben mit den Händen die Hülsen ab
und aßen die Körner. Da sagten einige der Pharisäer: »Was tut ihr da? Das ist am Sabbat verboten!« Jesus antwortete ihnen: »Habt ihr denn nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Männer Hunger hatten? David ging in das Haus Gottes, nahm die Brote, die Gott geweiht waren, und aß sie. Er gab auch seinen Männern von den Broten. Dabei durften eigentlich nur die Priester davon essen.« Und Jesus sagte zu den Pharisäern: »Der Menschensohn kann bestimmen, was am Sabbat erlaubt ist.«
Anmerkungen
Das Sonntagsgebot wurde bei meinen Eltern strikt eingehalten. Dafür gehörte der sonntägliche Kirchgang, das gute Mittagessen und der nachmittägliche Verwandtenbesuch oder Spaziergang fast immer dazu. Für mich war es sehr gewöhnungsbedürftig zu erleben, dass andere Menschen ihren Sonntag ganz anders leben. Nebenan wurde selbstverständlich am Sonntag Wäsche gewaschen und draußen auf die Leinen gehängt, anschließend begann die Gartenpflege. Ich sehe Menschen Fenster oder Autos putzen. Zum einen haben sich die Sonntagssitten im Laufe der Zeit verändert, zum anderen gibt es auch für viele kaum andere Möglichkeiten, Berufe, Haushalt und Familie gut zu versorgen, ohne den Sonntag für bestimmte Arbeiten zu nutzen. Die Jünger Jesu hatten einfach Hunger. Sollten sie ihn etwa nicht stillen, wenn sie doch die Möglichkeit hatten! Jesus macht immer wieder deutlich, dass Gottes Gesetze nicht gegen, sondern für menschliches Leben gedacht sind. Leider steht bei Lukas in dieser Geschichte nicht der Satz, den Markus Jesus aussprechen lässt: „Gott hat den Sabbat für den Menschen gemacht, nicht den Menschen für den Sabbat.“ Das Sabbat- bzw. für uns das Sonntagsgebot ist nicht dazu da, dass wir eingeschränkt werden, sondern dazu, dass wir leben können, Luft holen, nicht nur von Arbeit bestimmt werden, sondern auch für Gott, gute Gedanken, Freizeit, Familie Zeit haben. Wir freuen uns alle auf unsere freien Wochenenden. Versuchen wir doch einfach, sie für uns zu nutzen – denn sie sind für uns Menschen gemacht.