Chinesische Wertarbeit

Ja, kennst du nicht die chinesische Weisheit: es ist gut, wenn es gerade so passt( nicht 100, sondern 80%)? So fragte eine Bekannte, als ich von all den kleinen Unannehmlichkeiten berichtete, die sich in unserer Wohnung einstellen, nachdem wir gerade mal seit vier Monaten darin wohnen. In der letzten Woche waren die Handwerker da. Und zwar schnell und pünktlich, manchmal sogar überpünktlich oder auch völlig unerwartet. Zunächst wurden die Spiegelbeleuchtungen in den Bädern gerichtet. Diese hatten sich nämlich so weit abgesenkt, dass die Spiegelschränke nicht mehr zu öffnen, bzw. zu schließen waren. Raffiniert fand ich, wie zwei Männer es schafften, über eine Dreiviertelstunde damit zu verbringen, acht Schraublöcher zu verputzen. Drei mal haben sie jeweils zugekleistert und wieder versäubert und zugekleistert und…. Dann war es kurz vor zwölf, und jeder Chinese lässt sein Arbeitsgerät fallen und geht Mittagessen.

Nachmittags kamen die nächsten Handwerker. Einer besah sich die Küchentheke, die einen kräftigen Riss im Putz hatte, darunter, meinte er, sei „shui“. Wo sollte das Wasser nur herkommen? Wahrscheinlich war die Rigipsplatte feucht, als sie eingebaut und zugekleistert wurde. So trocken, wie die Luft hier im Winter ist, kann ich mir nichts anderes vorstellen. Nun, er kratzte unter Aufsicht des „Ingenieurs“ (hauseigener Handwerker) einen größeren Teil des Verputzes ab und meinte, das müsse jetzt erstmal einige Tage trocknen.

Viel erfreuter war der junge Mann, der sich unseres Fußbodens annehmen sollte, als er die Bescherung sah. Unsere Wohnung ist mit Laminatboden ausgestattet. Ein sehr empfindliches Laminat. Es könnte tatsächlich auch Holz sein. Auf jeden Fall ist es geschrumpft und hat zwischen den verlegten Einzelteile deutliche Lücken aufzuweisen. Zudem wellt es sich ein wenig. Nun, ein zweiter, älterer Mann wurde herbeigerufen und dann gingen sie ans Werk: sie klopften alles raus, was die Einzelteile eigentlich zusammenkleben sollte. Ein Riesenlärm! Danach fingen sie an, das Laminat neu einzukleistern und zusammen zu schieben. Dazu mussten sie mit ihrem Werkzeug unter die Fußbodenleisten greifen. Da diese aber nicht abmontierbar sind – wahrscheinlich einfach angeklebt, wurden kurzerhand Löcher in die Leisten gemacht. Am nächsten Tag wurden die Löcher wieder zugeschmiert. Nach entsprechender Trocknungszeit glatt poliert und dann gestrichen. Inzwischen fiel mir auf, dass der Türabsatz unserer Eingangstür verschoben war. Mit großer Mühe kam er wieder an den richtigen Platz und wurde – festgeklebt. Mit dem Zwischenresultat, dass wir vier Stunden Wache schieben durften, weil die Tür solange offen bleiben musste. Eigentlich war das auch gar nicht so schlecht, denn zu der Zeit wurde auch unsere Küchentheke wieder gestrichen, mit einer Farbe, die zum Himmel stank, fast noch schlimmer, als die Autospachtelmasse, die zuvor in den Riss geschmiert wurde. Aber jetzt ist alles wieder in Ordnung, nur an den Fußbodenkanten gibt es so weiße Streifen – teilweise alte Farbe, manchmal auch neue. Die nächsten Macken reparier ich – glaube ich selbst. Im Sommer sollen sich die Türbeschichtungen lösen – angeblich hilft da Pritt und etwas eigener Druck.

Ich habe von einem wunderbaren Hochhausneubau in Peking gehört mit vielen Fenstern und super Leuchteffekten. Wenn allerdings ein Beleuchtungselement kaputtgeht, muss das ganze Fenster ausgebaut werden, dazu braucht es einen Kran und …

Wir kaufen ein Handy (women mai shuouji)

Diese Geschichte ist zwar schon etwas älter, aber meines Erachtens immer noch wert berichtet zu werden.

Charlotte hatte sich ein neues Handy gewünscht und so sind wir an einem Samstag Nachmittag losgegangen, um ein Handy zu kaufen. Anders als in Deutschland gibt es in China zum Abschluss eines Mobiltelefonvertrages kein neues Handy.

Wir wussten schon, wo es ein entsprechendes Geschäft gibt, was dann auch von uns zielstrebig angesteuert wurde. Dort gab es Handys (fast) aller Hersteller und die Auswahl war recht groß. Aber (natürlich) war nicht das dabei, was Charlotte suchte. Also in ein Kaufhaus ganz in der Nähe und dort geschaut. Dort gab es schon eher etwas, was Charlotte gefiel. Aber zur Sicherheit sind wir dann doch noch mal in den Handy-Laden, um das Angebot genau zu prüfen.

Klingt eigentlich wie ein normaler Einkauf oder? Nur dass wir mit unseren begrenzten Chinesisch-Kenntnissen und dem eingeschränkten Englisch-Wissen der VerkäuferInnen kein wirkliches Verkaufsgespräch führen konnten. De Frage, was denn die Handys so können, blieb im wesentlichen unbeantwortet.

Schließlich landeten wir wieder in dem großen Kaufhaus, wo es das Handy gab, das Charlottes Vorstellungen am Besten entsprach. Zunächst musste eine Verkäuferin gefunden werde, die sich auf Englisch mit uns auseinandersetzen konnten. Drei weitere schauten zunehmend interessiert zu (dazu sei erwähnt, dass es in chinesischen Geschäften reichlich Personal gibt, das vielfach rumsteht, manchmal auch schläft, und auf Kunden wartet – Arbeitskraft ist extrem billig in China)

Aus anderen Erlebnissen schlau geworden fragten wir, ob das Handy denn auch eine englische Bedienoberfläche habe (dass es das nicht in Deutsch gab, war uns klar). Und natürlich wurde uns bestätigt, dass Englisch einstellbar sei.

Da wir das aber lieber mit eigenen Augen sehen wollten, wurde eine Verkäuferin losgeschickt, einen geladenen Akku für das Handy zu holen. Das Handy wurde mit dem Akku bestückt, eingeschaltet und die Bedienoberfläche auf Englisch umgestellt. Damit waren wir zufrieden und wollten das Handy nun kaufen. Wie in den meisten chinesischen Geschäften wurde zunächst die Rechnung erstellt – vier Durchschläge -, mit der man zur Kasse muss.

Nachdem ich bezahlt hatte und an den Handy-Stand zurueckkam, traute ich meinen Augen nicht. Vier Verkäufer waren damit beschäftigt, das Handy betriebsfertig zu machen. Uhrzeit und ähnliches wurden eingestellt. Charlottes SIM Karte wurde eingebaut, so dass sie es gleich benutzen konnte und natürlich bekam sie eine Einweisung in die Bedienung. Und ihr wurden alle Features des neuen Gerätes ausführlich gezeigt.

Schließlich sollte noch die Garantiekarte ausgefüllt werden. Der Dialog um Name und Adresse gestaltete sich etwas schwierig, so dass ich schließlich eine (Bayer) Visitenkarte zueckte. Schließlich steht dort auch mein chinesischer Name in chinesischer Schrift. Damit hatte ich vier neue Freunde gewonnen. Nicht nur dass Bayer offensichtlich sehr gut angesehen war, sondern auch dass ich einen chinesischen Namen habe, begeisterte die Schar der Verkäufer. Sie waren auch schon vorher sehr freundlich gewesen, aber nun überschlugen sie sich fast. Und natürlich wurde ich gefragt, ob sie die Visitenkarte behalten dürften. Nach längerem interessierten Palaver, wo wir denn herkommen und was wir in Beijing machen, fand der Einkauf dann doch noch eine Ende.

Auch wenn der Einkauf deutlich länger gedauert hat als ein vergleichbarer in Deutschland, die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft kenne ich so nicht aus meiner Heimat (weitere Beispiele folgen).

Drachenfliegen, Bambuswuermer – leeecckkkerrrr !!

Ja. ich habe es getan. Das Unaussprechliche. Ich habe Drachenfliegen (eine Libellenart) und Bambuswuermer gegessen. Natürlich schön frittiert und pikant gewürzt.

Der geneigte Leser dieses Blog möchte es genauer wissen?

Wir waren nach dem Chinesischen Neujahrsfest für einige Tage im Süden Chinas, in Yunnan. Dort wurden wir weitgehend mit lokalen Speisen aus der Provinz verköstigt. Allerdings gibt es im chinesischen Süden eine große Auswahl auch ungewöhnlicher Speisen. Daher verwunderte es nicht, dass eines Mittags auch frittierte Dragonflies und Bambooworms serviert wurden. Nun bin ich ich zwar durchaus neugierig, aber was das Essen betrifft durchaus wählerisch und mit fettem Fleisch z.B. kann man mich jagen.

Jetzt hatte ich aber an diesem Mittag einen netten Mitreisenden neben mir sitzen, der diese kulinarischen Köstlichkeiten kannte und munter verspeiste. Er bemerkte meine Zurückhaltung und wir kamen ins Gespräch. Er erklärte mir – glaubhaft- dass diese Insekten nach dem Frittieren, nur noch knusprig sind und hauptsächlich nach den verwendeten Gewürzen schmecken. So ähnlich wie Kartoffelchips.

Nach kurzer Bedenkzeit habe ich es dann getan und zunächst eine Drachenfliege probiert. Und der freundliche Mensch hatte nicht zuviel versprochen. Sie schmeckten wie beschrieben. Nicht übel, allerdings ist es Nichts um satt zu werden. Nach der positiven Erfahrung habe ich dann auch gleich die Bambuswuermer probiert. Wieder mit dem gleichen Ergebnis – schmeckt gar nicht schlecht und so als kleine Beigabe zum Essen gut zu verwenden.

Henny und Charlotte waren natürlich geschockt: Dass ich das tatsächlich esse und mich gar nicht ekle, und es auch noch lecker finde. Auf mein Angebot doch auch einmal zu probieren, wollten beide nicht eingehen. Ich kann gar nicht verstehen, warum nicht.

Aber natürlich musste das Ganze dokumentiert werden – Fotos finden sich in der Fotogalerie auf der Homepage (leider wegen Schockzustandes verwackelt).

Frühling?

Draußen scheint die Sonne, ein warmes Lüftchen kommt durchs gekippte Fenster rein und im Park wird wieder Fußfederball gespielt – natürlich in Anzug und Kostüm, denn es ist ja nur Mittagspause. Aber Chinesen lieben es, sich zu bewegen und Sport zu treiben – da ist die Kleidung eher nebensächlich.

Das Frühlingsfest hat doch noch ein Ende gefunden. Vom 6. Februar an wurde durchgefeuert bis zum 21., aber jetzt ist endlich wieder Ruhe eingekehrt. Zwischendurch kamen wir uns vor wie im Kriegszustand, die losgelassenen Donnerschläge waren gewaltig und unzählbar. Wir hatten ja große Hoffnungen, dass nach unserem Urlaub in Yunnan Peking wieder zur Ruhe gekommen sein würde, aber die Hoffnung trog.

Dafür war unser erster Chinaurlaub einfach fantastisch. Er begann zwar mit einem Flug, der als „Todesflug“ in die Familienannalen eingehen wird, so schrecklich waren die Turbulenzen, die wir auszuhalten hatten. Uns allen war schlecht und wir haben ganz schön gezittert, selbst noch, als wir hörten, dass diese Turbulenzen für den Anflug auf Lijiang normal seien. Aber der Ort und seine Umgebung machten alles wieder gut. Die riesige Altstadt von Lijiang gehört zum Unesco Weltkulturerbe und hat vor 10 Jahren ein schweres Erdbeben überstanden, während die modernen Viertel von Lijiang dadurch zerstört wurden und viele Menschen zu Tode kamen. Überragt wird Lijiang vom Jadetigerschneeberg, der 3500 m hoch dem Himalaya vorgelagert ist und mit seinem Wasser die unzähligen kleinen Wasserläufe durch die Stadt speist. Im Ort 1.600 m üM herrscht eine Atmosphäre wie Rüdesheim, Heidelberg und Rotenburg auf der Tauber in einem. Die Bevölkerung gehört der Minderheitengruppe der Naxi an. Sie sind ein Bergvolk, dessen Dörfer wir auch besichtigen konnten. Ich kam mir wirklich vor wie in Oberbayern, Trachtengruppe, Volkstanz, Berge und klare tiefe Seen und Schluchten – alles wurde geboten, nur das Essen und das Marihuanakraut, das am Wegesrand wild wucherte, deutete auf Asien hin. Immerhin waren wir im goldenen Dreieck zwischen Laos, Myanmar und Vietnam.

Ein weiterer Flug brachte uns vom Yangtze an den Mekong nach Xishuanbanna, in die Subtropen. Es herrschten beinahe dreißig Grad – im Februar – und wir konnten wilde Elefanten im Urwald besuchen. Auch hier lebt eine ethnische Minderheit, die Dai, die Tee, Reis und Zuckerrohr anbauen. Es gibt Berg- und Wasser-Dai, und wir besuchten ein Dorf der Bergdai, zu dem wir nur auf kleinen geländegängigen Treckern hinauffahren konnten. Mehr als einmal dachte ich, wir kippen um. Im Dorf besuchten wir eine Frau in ihrem Haus. Es stand auf Pfählen, bestand total aus Holz mit Strohdach und im ersten Stock gab es eine offene Feuerstelle in der Mitte des Raumes, die ständig bewacht werden musste. Einrichtungsgegenstände waren rar, dafür war aber die Nachbarschaft zu Besuch. Unten gab es einen Schweine- und einen Hühnerstall, wobei die Schweine tagsüber Auslauf im gesamten Dorf haben. Wirkliche Wege gab es nicht, eher Trampelpfade, die aufgrund der momentanen Trockenzeit auch begehbar waren. Im Dorf gab es eine Tempelanlage, in der kleine Mönche ( 10jährig) – frisch eingezogen – lebten.

– Was wir besonderes aßen und erfuhren kommt im nächsten Bericht –

Auf jeden Fall knallte es noch immer, als wir in Peking landeten, und am 21. Februar gab es nochmals ein Dauerriesenfeuerwerk zur Feier des ersten Frühjahrvollmondes.

Dadi – ich nehme ein Taxi

Taxis gibt es in Peking wie Sand am Meer. Der unglaubliche Straßenverkehr wird von ihnen beherrscht und farblich geprägt: rot-gelb oder grün-gelb überall. Und die Taxifahrer sind eine ganz besondere Klientel: da gibt es jene flotten, wenig gesprächigen, die ihren Gast sicher, allerdings mit viel Gedrängel und ständigem Spurenwechsel von A nach B bringen, aber vor allem gibt es die chaotischen. Vor einiger Zeit machte ein Taxifahrer die ganze Fahrt über besondere Geräusche und hatte eigentlich auch immer nur eine Hand am Steuer. In der anderen bewegte er zwei Walnüsse hin und her, so dass ein gewisser Sound entstand. Das Lenken war zwar manchmal schwer, es ruckelte während der Fahrt und die Bremsen mussten öfters herhalten, aber was soll’s. Zuvor hatten wir schon einmal einen, der ein kleines Computerspielchen während der Fahrt machte. Dafür fuhr er auch besonders langsam. Beliebt ist auch das Lauschen eines lustigen Hörspiels während der Tour oder ständiges Gähnen wegen Übermüdung.

Dann gibt es natürlich die Herrschaften, die einen nicht fahren wollen, weil das Ziel zu weit oder unbekannt oder was weiß ich was ist. Da kann man dann nur aussteigen, oder einer hofft auf ein besonders lukratives Geschäft mit einer Langnase, hat nicht nur sein Radio an, sondern für den Gast auch noch einen Fernseher und steuert erstmal die falsche Richtung an. Wenn solch ein Europäer dann aber zeigt, dass er weiß, wo es lang geht, dann gibt es eine wortreiche Erklärung, warum man dachte, man müsste da lang fahren und nimmt dann doch zerknirscht den kürzesten Weg. Überhaupt sind viele Taxifahrer sehr gesprächig. Gerade heute hatten wir wieder so einen: Ich nenne ihm auf seine Frage mein Ziel und er beginnt ein Gespräch – alles auf Chinesisch. Noch kann ich mithalten, geht es doch nur übers Wetter und die „Sau“-kälte. Aber nun legt er los und ich gerate an meine Grenzen. Er spricht vom Straßenverkehr und der ruhigen Verkehrssituation in diesen Feiertagen. Meine Antwort fällt knapp aus. Er versucht es weiter, aber es klappt nicht. Ich weiß einfach nicht, welches Thema jetzt dran ist. Daraufhin muss er sowieso erst mal die Nase geräuschvoll hochziehen, husten und räuspern, an der Ampel die Autotür öffnen und rausspucken. Er ist doch sehr erkältet und müde ist er auch – das Gähnen will gar nicht wieder aufhören. Wir sind froh, als wir endlich unsere 1,50 € zahlen und aussteigen können. „Der war doch ganz nett und unterhaltsam“, meint Charlie. Sie hat gut reden. Sie saß ja auch nicht neben ihm.

Am besten gefallen hat mir bislang die einzige Taxifahrerin, die ich hier in Beijing erlebt habe. Sie hatte mit uns eine lange Tour bekommen und machte sich ganz anders als ihre Kollegen auf den Weg. Sie fuhr weder hektisch noch drängelnd, aber zügig und, was ich hier noch nie erlebte, vorausschauend und mit Abstand. Als sie einen Stau erspähte, bog sie ab, irgendwie in die Nebenstraßen und brachte uns so schnell und sicher ans Ziel. Ich hatte den Eindruck, zum ersten Mal in einer Taxe zu sitzen, bei der der Fahrer, bzw. die Fahrerin, wusste, wie das Straßennetz Pekings aussieht. Wir erspähten auch eine besondere Auszeichnung für sie auf dem Armaturenbrett.

Mit dem Sehen ist das bei manchen auch so eine Sache. Neulich zog ein Fahrer eine Lupe hervor, um die Adresse auf der Visitenkarte überhaupt lesen zu können. Welche Art von Prüfung macht solch ein Fahrer eigentlich, bevor er auf die Menschheit losgelassen wird? Musste er so wie andere Führerscheinanwärter auch nur auf dem Verkehrsübungsplatz herumfahren und eine theoretische Prüfung ablegen? Gibt es zusätzliche Orientierungsprüfungen? Und was ist mit Sehtest und Eignungsprüfung, Fahr- und Ruhezeiten? Und warum haben manche so eine Art Käfig um sich aufgebaut?

Morgen hat unser Fahrer nicht mehr frei – Gott sei Dank!

China versinkt im Schnee

– ganz China? Nein, eine Hauptstadt im Norden, deshalb heißt sie Bei(Norden) Jing (Hauptstadt) trutzt allen Wetterangriffen. Täglich sehen wir die Schneekatastrophe im Fernsehen, bestaunen und bedauern die reisenden Massen, die in Bahnhöfen stranden und stellen uns vor, wie schrecklich es sein muss, wenn man als Wanderarbeiter nur einmal im Jahr nach Hause reisen kann, und nun irgendwo mit hunderttausend anderen Menschen wartet, ob es weiter geht und ob die Zeit noch reicht, um Heim zu kommen und wieder zurückzureisen. Hinzu kommt sicher noch die Sorge um die Familie, die eventuell ohne Strom bei Eiseskälte zurechtkommen muss. Und wo kommt die Kohle für den Ofen her, wenn Bahn und Straße nicht benutzbar sind? Und wie heizt man in Gegenden, in denen es eigentlich nie wirklich kalt wird, jetzt aber Minusgrade herrschen? Wir bewundern die logistischen Leistungen, die die Helfer vollbringen, wenn sie Menschenmassen in Messehallen und Schulen unterbringen und versorgen.

Aber wir hier im eisigen, aber sonnigen Peking sehen das alles nur im Fernsehen. Wir merken, dass auf den Baustellen allmählich weniger gearbeitet wird und betrachten die vielen Geschenkpakete, die heimgetragen werden. Deutsche Freunde sprechen von dreiwöchiger intensiver „Sylvester“Knallerei und wir freuen uns drauf. Allerdings werden auch wir zwischendurch verreisen – hoffentlich ohne Schneechaos. An den Menschenmassen kommen wir bestimmt nicht einfach so vorbei, aber es muss ja noch anderes geben als dieses strahlende Beijing, dass außer zugefrorenen Seen nur kleine Eisflächen zu bieten hat, weil eifrige Ayis das Putzwasser rausschütten.

Ein Ort, der sich zur Zeit zum Verreisen anbietet, ist Harbin, weit im Norden an der russischen Grenze. Bekannte waren dort und erzählten begeistert von dicksten Daunenjacken, Gesichtsmasken und mehreren Sockenschichten in Moonboots. Dafür kann man eine ganze Stadt aus Eis besuchen und aus Eiskelchen trinken etc.

Wir werden den Süden vorziehen, den sonnigen, warmen Süden. Und wir werden fliegen.

Happy New Year

Chinesen scheinen das Schmücken zu lieben. Je mehr, desto besser. Die Weihnachtszeit in unserer Wohnumgebung war von täglichen Überraschungen geprägt: Im Foyer unseres Hauses wurden Anfang Dezember große Schneekristalle aufgehängt und eine weihnachtliche Winterlandschaft aus Styropor und Plastik aufgestellt. Am nächsten Tag hingen ein paar Kugeln in den Bäumen des Parks. Dann wurde ein Lichterbaum aufs Rondell gebaut. Als nächstes standen an den Einfahrten auch noch Lichterbäume. Adventskränze ohne Kerzen hingen an manchen Shopfenstern und dann bekam auch noch jede zweite Parklaterne eine silberne Schleife. Ein paar Tage später umkreisten auf dem Rondell leuchtende Schwäne den Lichterbaum und Lichterketten hingen an der Steineinfassung. Die Straßenabsperrung erhielt ein neues Outfit mit einem künstlichen Schneewall, dessen Aushöhlungen von innen beleuchtet waren. Alle Straßenbäume wurden noch einige Tage vor Weihnachten mit Lichterketten üppig ausgestattet- im deutschen Radio hatte ich gehört, dass Millionen von Lichterketten aus China nicht durch den Zoll gekommen seien wegen mangelnder Sicherheit… und die Riesentransparente mit Merry Christmas durften auch nicht fehlen. Zum Schluss tanzten noch die Weihnachts- mit den Schneemännern über die Deckenleinwand von The Place.

An Sylvester hing und stand all das immer noch rum und wir überlegten, wie lang es wohl so bleiben möge. Nun, pünktlich am 7. Januar wurden die Adventskränze abgehängt und die Schneekristalle verschwanden aus dem Foyer und auch die Schneelandschaft. Stattdessen zogen Fische und Mäuse ein. An den Fenstern hängen sie, aus rotem Papier geschnitten, und weisen auf das Jahr der Maus, bzw. eigentlich Ratte, hin, das am 6. Februar beginnt. Die Fische verheißen Reichtum im neuen Jahr, die Farbe rot steht für Glück, das auch überall aufgeschrieben steht. Ja, und dann kam die Weihnachtsbaumalternative: rote Lampions mit Goldquasten, sehr schick und sehr groß, und die wunderbaren Knotengebilde und all die anderen Neujahrsüberraschungen. In den Geschäften gibt es rote Glückwunschkarten zu Neujahr und natürlich kleine rote Tüten, die man mit Geld füllen kann, als Neujahrsgeschenk. Denn Geschenke sind wichtig zu Neujahr! Wir müssen uns noch unbedingt schlau machen, ob wir und wem wir etwas zu schenken haben. Natürlich haben wir zu Weihnachten Geschenke verteilt.

Übrigens die Lichterketten und Kugeln hängen immer noch, nur die Transparente sind ausgewechselt: Happy New Year steht drauf, oder etwas sehr langes auf chinesisch, das ich nicht entziffern kann. Ich muss sicherlich nicht betonen, dass in total chinesischer Umgebung von Weihnachten nichts zu sehen war. Aber jetzt muss ich doch mal wieder nachsehen, ob das chinesische Neujahr überall seine Spuren legt. Seit gestern liegt Schnee – für die abergläubischen Chinesen bedeutet ein verschneitet Neujahr ein glückliches neues Jahr.

Chinesische Fahrkünste

Nach 3 Monaten kennt man seinen Fahrer und weiß auch, wie er fährt. Auch die Straßenregeln sind nicht mehr allzu unbekannt. Wenn man nicht im Stau stecken will, sollte man am besten nicht morgens zwischen 6-9 Uhr und nachmittags von 4-8 Uhr fahren. Während dieser Zeit gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit vorwärts zu kommen, nämlich jede Lücke ausnutzen, die irgendwie so breit ist, dass man gerade eben mit dem Auto reinpasst. Wenn dann auch noch Unmengen von Taxen und Bussen fahren, wird es ganz lustig. Da heißt es, nur ruhig bleiben.

Bei unserem Fahrer ist das allerdings nicht immer so ganz einfach, ruhig zu bleiben. Er macht so einige Dinge auf den Straßen, bei denen die deutsche Polizei die Krise kriegen würde. Zum Beispiel überholt er liebend gern rechts und fährt auf Fahrradwegen. Wobei man sagen muss, dass er da nicht der einzige Chinese ist. Doch das Beste kommt noch. Angenommen du stehst auf einer vollen Straße, willst gerade aus fahren und ganz weit hinten ist eine rote Ampel. Doch die Geradeausspur ist dicht. Aber auf der Linksabbiegerspur ist noch jede Menge Platz. Dann fährt unser Fahrer einfach erstmal geradeaus auf der Linksabbiegerspur, obwohl er ja eigentlich geradeaus fahren soll, und wenn er denkt, dass er nun weit genug vorne ist, drängelt er sich mit Gehupe in die Reihe und fährt ganz normal weiter. Damit hat man mal eben so 20 Autos überholt. Das lohnt sich schon. Meistens ist das schon ganz schön unverschämt. Doch Gott sei Dank, kann uns im Auto keiner sehen, da die Scheiben verdunkelt sind.

Luxus und Dekadenz

Der letzte Betriebsausflug mit den MitarbeiterInnen aus Essen hatte Haltern am See zum Ziel und eine Ausstellung im dortigen Römermuseum mit dem Titel „Luxus und Dekadenz“. Dass ich so schnell den heutigen Luxus und die dazugehörige Dekadenz im kommunistischen China erleben würde, hätte ich nicht gedacht.

Manches ist hier wirklich einfach nur noch dekadent. In dem Stadtgebiet Pekings, in dem wir wohnen, werden derzeit spektakuläre Hochhäuser gebaut und unzählige Bauarbeiter, wahrscheinlich auch sehr viele Wanderarbeiter, sind damit Tag und Nacht beschäftigt. Sie wohnen in Zelten oder Containern am Rande der Baustellen. Man sieht ihnen an, dass sie es nicht leicht haben in ihrem Leben. Mager, schmutzig, müde sehen sie aus.

In den bereits fertiggestellten Hochhäusern daneben aber herrscht der reinste Luxus. In den „China World“-Hochhäusern, die mit dem höchsten Haus Pekings gerade den dritten Komplex dazugestellt bekommen, kann man an Shops von Lagerfeld, Prada, Gucci, Dior, Chanel, Cartier etcpp vorbeiwandeln und sich fragen, wer das Zeug kaufen soll. Anscheinend gibt es aber Kundschaft, wenn ich auch keine gesehen habe.

Zu Sylvester war Klaus zu einem Abschiedsessen eingeladen – im „Goldenen Jaguar“, einem Büffet-Restaurant riesigen Ausmasses im obersten Stockwerk von „The Place“, dem Komplex mit der Riesendachleinwand. Hier kann man essen, was und so viel das Herz begehrt: chinesisch, japanisch, indisch, koreanisch, … und auch europäisch. Da liegen die Austern neben den Sushispezialitäten und warten darauf, ausgewählt zu werden. Sicherlich hundert Köche und Bedienpersonal erfüllen der Kundschaft alle Wünsche. Während draußen die Arbeiter den Henkelmann mit Reis gefüllt bekommen und so mancher Bettler um einen Kuai (= 10 Cent) bittet, häuft man sich hier zehn Austern, rohen Thunfisch in Mengen und mir völlig unbekannte Spezialitäten auf den großen Teller.

Ich frage mich immer wieder: wie schafft es eine Gesellschaft nur, diese Extreme auszuhalten und friedlich miteinander zu leben.

Aber bei unseren Besichtigungstouren sehen wir natürlich auch den Luxus der Kaiserzeit und auch damals gab es Arme („Arme werdet ihr immer bei euch haben“). Wir bestaunen die Relikte der Vergangenheit und wissen um den Lauf der Geschichte.

Wo führt der Luxus hin, den auch wir manchmal mitgenießen?

Eigentlich aber genießen wir vielmehr die heißen – leider manchmal auch schon lausig kalten – gerösteten Kastanien und das aufgespießte und kandierte Obst der Straßenverkäufer. Und die kleinen Shops in der sogenannten „Ladies-Street“, in denen die Verkäuferinnen keine Langeweile haben, weil sie mit den Kunden um die Preise feilschen und schnell mal etwas ausbessern, wenn ein Knopf abfällt oder so, sind uns tausendmal lieber als Armani und Co.

Geldautomaten (auch ATM genannt)

Was macht man in Deutschland, wenn man Bargeld benoetigt? Man geht zu einem Geldautomaten. Das Gleiche macht man in China, auch wenn die Maschinen hier ATM = Automatic Teller (=Bankangestellter) Machine heissen.

Und was bekommt man, wenn man in Deutschland am Bankautomaten alles richtig macht – Bargeld. Genauso in China – jedenfalls haeufig oder auch nur manchmal.

Unsere Erfahrungen mit Geldautomaten bzw. ATM’s sind sehr unterschiedlich. Manchmal funktionieren sie wie in Deutschland. Man schiebt seine Karte in den entsprechenden Schlitz, gibt die richtige Geheimnummer ein (die hier uebrigens 6-stellig ist) usw. und bekommt Bargeld.

Und die Menues der Geldautomaten sind alle zwei-sprachig: chinesisch und englisch. Das stellt also keine wirkliche Huerde dar.

Aber das ist nicht immer so. Haeufig bekommen wir eine Fehlermeldung, dass dieser Service zur Zeit nicht moeglich ist. Das kann man ja noch halbwegs verstehen, wenn es ein Automat einer fremden Bank ist. Aber wenn der Automat der eigenen Bank erst gar kein Menue zur Bargeld-Ausgabe anzeigt, wirkt das doch sehr merkwuerdig. In einer solchen Situation frage ich mich dann schon, ob es am Automaten oder an mir, d.h. meinem Konto liegt. Aber der naechste Automat (einer fremden Bank) spuckt dann doch wieder brav Bargeld aus.

Eher lustig war es zu hoeren, wie der Automat die Geldscheine zaehlt, dann noch einmal zaehlt, und noch einmal zaehlt und schliesslich eine Fehlermeldung anzeigt die sinngemaess lautet: Ich habe mich wiederholt verzaehlt und kann deshalb jetzt kein Geld ausgeben.

Es gibt hier viele Geldautomaten, das ist kein Problem. Aber unsere Erfahrungen lehren uns, nicht bis zum letzten Moment zu warten. Wer weiss, was sich der Automat diesmal einfallen laesst?

PS: Da ich mir einen neuen PC gekauft habe (worueber ich natuerlich auch berichten werde), habe ich jetzt keine Tastatur mit Umlauten mehr – ich hoffe die Texte bleiben trotzdem lesbar.