Diese Geschichte ist zwar schon etwas älter, aber meines Erachtens immer noch wert berichtet zu werden.
Charlotte hatte sich ein neues Handy gewünscht und so sind wir an einem Samstag Nachmittag losgegangen, um ein Handy zu kaufen. Anders als in Deutschland gibt es in China zum Abschluss eines Mobiltelefonvertrages kein neues Handy.
Wir wussten schon, wo es ein entsprechendes Geschäft gibt, was dann auch von uns zielstrebig angesteuert wurde. Dort gab es Handys (fast) aller Hersteller und die Auswahl war recht groß. Aber (natürlich) war nicht das dabei, was Charlotte suchte. Also in ein Kaufhaus ganz in der Nähe und dort geschaut. Dort gab es schon eher etwas, was Charlotte gefiel. Aber zur Sicherheit sind wir dann doch noch mal in den Handy-Laden, um das Angebot genau zu prüfen.
Klingt eigentlich wie ein normaler Einkauf oder? Nur dass wir mit unseren begrenzten Chinesisch-Kenntnissen und dem eingeschränkten Englisch-Wissen der VerkäuferInnen kein wirkliches Verkaufsgespräch führen konnten. De Frage, was denn die Handys so können, blieb im wesentlichen unbeantwortet.
Schließlich landeten wir wieder in dem großen Kaufhaus, wo es das Handy gab, das Charlottes Vorstellungen am Besten entsprach. Zunächst musste eine Verkäuferin gefunden werde, die sich auf Englisch mit uns auseinandersetzen konnten. Drei weitere schauten zunehmend interessiert zu (dazu sei erwähnt, dass es in chinesischen Geschäften reichlich Personal gibt, das vielfach rumsteht, manchmal auch schläft, und auf Kunden wartet – Arbeitskraft ist extrem billig in China)
Aus anderen Erlebnissen schlau geworden fragten wir, ob das Handy denn auch eine englische Bedienoberfläche habe (dass es das nicht in Deutsch gab, war uns klar). Und natürlich wurde uns bestätigt, dass Englisch einstellbar sei.
Da wir das aber lieber mit eigenen Augen sehen wollten, wurde eine Verkäuferin losgeschickt, einen geladenen Akku für das Handy zu holen. Das Handy wurde mit dem Akku bestückt, eingeschaltet und die Bedienoberfläche auf Englisch umgestellt. Damit waren wir zufrieden und wollten das Handy nun kaufen. Wie in den meisten chinesischen Geschäften wurde zunächst die Rechnung erstellt – vier Durchschläge -, mit der man zur Kasse muss.
Nachdem ich bezahlt hatte und an den Handy-Stand zurueckkam, traute ich meinen Augen nicht. Vier Verkäufer waren damit beschäftigt, das Handy betriebsfertig zu machen. Uhrzeit und ähnliches wurden eingestellt. Charlottes SIM Karte wurde eingebaut, so dass sie es gleich benutzen konnte und natürlich bekam sie eine Einweisung in die Bedienung. Und ihr wurden alle Features des neuen Gerätes ausführlich gezeigt.
Schließlich sollte noch die Garantiekarte ausgefüllt werden. Der Dialog um Name und Adresse gestaltete sich etwas schwierig, so dass ich schließlich eine (Bayer) Visitenkarte zueckte. Schließlich steht dort auch mein chinesischer Name in chinesischer Schrift. Damit hatte ich vier neue Freunde gewonnen. Nicht nur dass Bayer offensichtlich sehr gut angesehen war, sondern auch dass ich einen chinesischen Namen habe, begeisterte die Schar der Verkäufer. Sie waren auch schon vorher sehr freundlich gewesen, aber nun überschlugen sie sich fast. Und natürlich wurde ich gefragt, ob sie die Visitenkarte behalten dürften. Nach längerem interessierten Palaver, wo wir denn herkommen und was wir in Beijing machen, fand der Einkauf dann doch noch eine Ende.
Auch wenn der Einkauf deutlich länger gedauert hat als ein vergleichbarer in Deutschland, die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft kenne ich so nicht aus meiner Heimat (weitere Beispiele folgen).