Chinesen scheinen das Schmücken zu lieben. Je mehr, desto besser. Die Weihnachtszeit in unserer Wohnumgebung war von täglichen Überraschungen geprägt: Im Foyer unseres Hauses wurden Anfang Dezember große Schneekristalle aufgehängt und eine weihnachtliche Winterlandschaft aus Styropor und Plastik aufgestellt. Am nächsten Tag hingen ein paar Kugeln in den Bäumen des Parks. Dann wurde ein Lichterbaum aufs Rondell gebaut. Als nächstes standen an den Einfahrten auch noch Lichterbäume. Adventskränze ohne Kerzen hingen an manchen Shopfenstern und dann bekam auch noch jede zweite Parklaterne eine silberne Schleife. Ein paar Tage später umkreisten auf dem Rondell leuchtende Schwäne den Lichterbaum und Lichterketten hingen an der Steineinfassung. Die Straßenabsperrung erhielt ein neues Outfit mit einem künstlichen Schneewall, dessen Aushöhlungen von innen beleuchtet waren. Alle Straßenbäume wurden noch einige Tage vor Weihnachten mit Lichterketten üppig ausgestattet- im deutschen Radio hatte ich gehört, dass Millionen von Lichterketten aus China nicht durch den Zoll gekommen seien wegen mangelnder Sicherheit… und die Riesentransparente mit Merry Christmas durften auch nicht fehlen. Zum Schluss tanzten noch die Weihnachts- mit den Schneemännern über die Deckenleinwand von The Place.
An Sylvester hing und stand all das immer noch rum und wir überlegten, wie lang es wohl so bleiben möge. Nun, pünktlich am 7. Januar wurden die Adventskränze abgehängt und die Schneekristalle verschwanden aus dem Foyer und auch die Schneelandschaft. Stattdessen zogen Fische und Mäuse ein. An den Fenstern hängen sie, aus rotem Papier geschnitten, und weisen auf das Jahr der Maus, bzw. eigentlich Ratte, hin, das am 6. Februar beginnt. Die Fische verheißen Reichtum im neuen Jahr, die Farbe rot steht für Glück, das auch überall aufgeschrieben steht. Ja, und dann kam die Weihnachtsbaumalternative: rote Lampions mit Goldquasten, sehr schick und sehr groß, und die wunderbaren Knotengebilde und all die anderen Neujahrsüberraschungen. In den Geschäften gibt es rote Glückwunschkarten zu Neujahr und natürlich kleine rote Tüten, die man mit Geld füllen kann, als Neujahrsgeschenk. Denn Geschenke sind wichtig zu Neujahr! Wir müssen uns noch unbedingt schlau machen, ob wir und wem wir etwas zu schenken haben. Natürlich haben wir zu Weihnachten Geschenke verteilt.
Übrigens die Lichterketten und Kugeln hängen immer noch, nur die Transparente sind ausgewechselt: Happy New Year steht drauf, oder etwas sehr langes auf chinesisch, das ich nicht entziffern kann. Ich muss sicherlich nicht betonen, dass in total chinesischer Umgebung von Weihnachten nichts zu sehen war. Aber jetzt muss ich doch mal wieder nachsehen, ob das chinesische Neujahr überall seine Spuren legt. Seit gestern liegt Schnee – für die abergläubischen Chinesen bedeutet ein verschneitet Neujahr ein glückliches neues Jahr.