Erdbeben

Wir erleben hier viel Neues. Aber das hätte uns allen erspart bleiben können! Am Montag, ca Viertel vor Drei nachmittags, saßen Charlotte und ich friedlich am Esstisch, als ich das Gefühl bekam, meine Beine würden ganz wackelig. Charlotte fragte gleichzeitig ziemlich irritiert, warum die Lampe über uns denn so hin und her wackelt. Uns beiden wurde klar: das ist ein Erdbeben. Die Beine wurden noch weicher, die Lampen schwangen eifrig hin und her und wir suchten die Nähe unserer Wände, wie wir es einmal geraten bekommen hatten. Immerhin ist China ein stark Erdbeben-gefährdetes Gebiet. Zwei sehr lange Minuten dauerte es, bis die Schwingungen offensichtlich geringer wurden. Wir zogen uns Schuhe an, nahmen Papiere und Schlüssel mit – beim nächsten Mal (hoffentlich nie wieder) denken wir auch an Essen und Trinken! – und machten uns auf den langen Weg durchs Treppenhaus nach unten. Wir waren nicht allein unterwegs. Von überall hörten wir Stimmen der Menschen, die mit uns diesen swingenden Block verlassen wollten. Unten angekommen, teilten wir der Security unsere Erfahrung mit – sie hatten nichts gemerkt. Doch im Cafe gegenüber – einem einstöckigen Gebäude, konnten wir uns erholen und wieder zur Ruhe kommen.

Doch die war schnell wieder vorbei, als wir erfuhren, wie schlimm das Erdbeben im Epizentrum tatsächlich war. Als Klaus vor einigen Wochen in Chengdu war, flog er zweieinhalb Stunden von Peking dorthin. Es ist also wirklich weit weg. Und doch haben wir noch so massiv miterlebt, was dort Fürchterliches geschehen ist. Täglich wird deutlicher, wie viele Menschen umgekommen sind oder noch verschüttet sind. Wir haben die Straßenverhältnisse von Bergdorf zu Bergdorf in Yunnan im Sinn, wenn wir von den Problemen hören, die die Helfer zur Zeit haben, um überall hin zu kommen. Was muss alles transportiert werden, was brauchen Menschen jetzt alles in ihrer Not, ganz abgesehen von dem Trost, den man braucht, wenn man solche Erfahrungen macht. Ich weiß, welche Panik wir schon hatten, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es mir dort gegangen wäre. Zur Zeit überlegen wir, wie wir helfen können.

Ein Gedanke zu „Erdbeben

  1. Liebe Frau Dirks-Blatt, liebe Familie Blatt,

    ich habe in den letzten Tagen viel an Sie gedacht, auch, dass Peking doch weit entfernt vom Epizentrum liegt. Aber Sie sind ja auch viel unerwegs. Bei allem Mitgefühl für die betroffenen Menschen muss man sagen, dass Sie drei zuverlässige Schutzengel hatten. Das dies auch weiter so ist, wünscht Ihnen mit herzlichen Grüßen

    Dorothee Kühne-Zürn

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