Nikolaus in Peking

Am ersten Adventsamstag hat mir der Nikolaus Nüsse geschenkt – mitten in Peking. Doch, er ist bis hierhin gekommen und sprach mit recht schwäbischen Akzent! Heute war er bestimmt in Deutschland, denn es war nichts drin in meinen Stiefeln. Schokolade kostet hier ja schon das Dreifache und an deutscher Schokolade habe ich bisher ausschließlich Ritter Sport gesehen, wie sollten da Schokoladennikoläuse etc. bis hierher gelangen. Nun – wir haben trotzdem welche gefunden ( Nikolaus sieht wie ein alter Chinese zu Pferde aus), ebenfalls am letzten Samstag, als wir beim Weihnachtsmarkt auf dem Gelände der Deutschen Botschaft mitarbeiteten. Dort gab es auch richtige Adventskränze, handgebunden und mit roten Kerzen bestückt, angeboten wurden VW-Currywurst und Siemens-Glühwein, Schwein am Spieß und Weissbier, Tchibokaffee und Brezeln…., der große Unterschied zum deutschen Weihnachtsmarkt war der abgezählte Einlass nur gegen Passvorlage.

Ja, ich hatte doch gedacht, in China kommt man um den Weihnachtsrummel herum, aber denkste! Auch hier gibt es mittlerweile weihnachtlich geschmückte Shoppingmalls und selbst im Beijing Friendship Store, das staatliche Geschäft für den Touristenbedarf, kann man Christbaumkugeln erstehen, wenn auch sehr chinesisch angehaucht. Aber das macht dann ja auch den besonderen Reiz aus. Ich vermute, dass der einfache Chinese nicht weiß, was das ganze soll.

Nebenan, bei „The Place“ haben sie unter die riesige Open-air-Bildschirmdecke eine Tannenbaumkonstruktion aus Bambusstangen und viel Plastikgrün erbaut, die nun mit Lichterketten und goldenen Kugeln ca 20 m hoch dem Wal entgegenleuchtet, der immer über die Decke schwimmt. Das muss man einfach gesehen haben! Jeden Abend stehen staunende Menschen dort, fotografieren und filmen um die Wette, weil es wirklich unglaublich ausschaut. Dazu gibt es nette Musik, leider aber wie überall auch eisige Temperaturen und heute noch manche heftige Windböe.

Ja, die Temperaturen sind mittlerweile unter die Null Grad Grenze gefallen, es ist staubtrocken, die Sonne scheint täglich kräftig und der Wind nimmt zu. Ohne Schal aus dem Haus zu gehen ist fatal, denn dann kann man sich Mund und Nase nicht gescheit zuhalten, und das tut not. Deshalb laufen und radeln so viele Chinesen mit Mundschutz rum. Sieht zwar doof aus, ist aber praktisch! Mir hat es heute die schwere Schultasche von der Schulter geweht und dem Lastradfahrer neben mir wehten die großen 15 Liter Wasserbehälter vom Rad. -Ich weiß, der kommt euch seltsam vor, aber der gehört zu einem anderen Thema.- Das wirklich unangenehme bei diesen Windböen ist der Sand, den sie mit sich führen. Direkt aus der Wüste Gobi gelangt er so im Winter nach Peking und findet durch alle Ritzen hindurch in den Mund und die Augen und die Autos und die Wohnungen …Da wäre Schnee eine schöne Abwechslung, aber den soll es hier nur sehr selten geben, auch Glatteis findet man nur da, wo Putzwasser vergossen wurde.

Feuchter ist es dafür auf der Südhalbkugel. Klaus ist gestern in den australischen Sommer geflogen und hat in Sidney nasse Füße bekommen, weil es fürchterlich geregnet hat – bei angenehmen Temperaturen. Da weiß ich auch nicht, was besser ist: eisiger Sandsturm oder heißer Wolkenbruch. Vielleicht ein warmer deutscher Dezember?