Ein neues Jahr

Warum das Kirchenjahr gerade mit dem 1.Advent beginnt, ist vielen nur schwierig klar zu machen. In diesem Fall ist der Grund auch egal. Mir gibt dieser Jahresanfang auf jeden Fall einen Anlass, wieder mit einem Blog zu beginnen: mein fünftes Jahr in der evange-lischen Gemeinde auf der Margarethenhöhe soll hier seinen Niederschlag finden. Insbesondere soll es um das gehen, was Pfarrerinnen beruflich so „im Verborgenen“ tun. Immer noch gibt es ja die Menschen, die meinen, außer sonntags eine Stunde lang Gottes-dienst halten und eine Stunde Konfirmanden Unterricht geben würden wir höchstens noch ab und an Beerdigungen halten. Aber nicht, dass ich jetzt über die viele Arbeit stöhnen will, nein, im Gegenteil, ich möchte zeigen, wie vielfältig und abwechslungsreich mein Beruf ist.

Sehr erfreulich war wieder einmal ein Aufnahmegespräch. Vor vielen Jahren ausgetreten, vor längerer Zeit schon wieder zum Glauben gefunden, will ein Bewohner der Marga-rethenhöhe wieder in die Kirche eintreten. Wir führen ein langes Gespräch über Lebens- und Glaubenswege. Beim Abschied gebe ich das Wieder-Eintrittsformular mit. Ein paar Tage später erhalte ich es ausgefüllt zurück. Jetzt ist die Verwaltung dran.

Morgens klingelt es an der Haustür. Ein Gemeindemitglied bittet um ein seelsorgerliches Gespräch. Ich klappe den Laptop zu, an dem ich gerade eine Powerpoint-Presentation für meinen Schulgottesdienst vorbereite. Jetzt höre ich zu, nehme die Tatsachen wahr, versuche, die Sorgen zu verstehen und in aller Ruhe für mein Gemeindeglied da zu sein. Die Not ist groß und doch finden wir gemeinsam einen Weg, auf dem das Leben weitergeht.

Am Donnerstag bummelte ich über den Essener Weihnachtsmarkt – kein Problem, donnerstags habe ich meinen freien Tag. Und doch war ich quasi dienstlich unterwegs. Denn wir trafen uns zur Weihnachtsfeier der Notfallseelsorge Essen/Mülheim. Nach dem Bummel gab es ein Weihnachtsessen im Restaurant „Church“ am Salzmarkt. Wir hatten uns viel zu erzählen während des Essens, sehen wir uns doch nicht sehr häufig, da jedeR für sich allein Dienst übernimmt und Einsätze -zusammen mit der Polizei oder dem Notarzt- wahrnimmt. Da wir fast immer im Zusammenhang mit dem Tod eines Menschen gerufen werden, gehen diese Aufgaben nicht spurlos an einem vorbei und es ist gut, wenn man mit anderen – unter Wahrung der Schweigepflicht – über Erfahrungen und Belastun-gen bei Notfallseelsorgeeinsätzen sprechen kann. Während des Jahres treffen wir uns zu Fortbildung und Fallbesprechungen – so die einzelnen Zeit haben, denn Notfallseelsorge ist ehrenamtlicher oder zusätzlicher Dienst.

Das Kirchenjahr hat gerade erst begonnen – für heute soll es genug sein.