Zum Sightseeing nach Hongkong wollte ich schon die ganze Zeit. Endlich hat’s geklappt. „Da musst du erstmal durch die Immigration…“ Wie? Immigration? Ich denke, das gehört seid fast 10 Jahren zu China. Und dann muss ich durch die Immigration? Und wie ich durch die Immigration musste. Über eine halbe Stunde durfte ich anstehen, bis ich endlich genau betrachtet wurde, ob ich wohl mit meinem nicht lächelnden Passbild übereinstimme. Seit ich diesen Pass habe, lächle ich auch nicht mehr – zumindest nicht bei der Passkontrolle. Und nach mehr als einer halben Stunde stehen sowieso nicht. Dabei waren wir wegen der Ausläufer des Taifuns, die uns auf fremde Routen zwangen, auch schon zu spät gelandet.
„Wenn du durch die Immigration durch bist, holst du dir erst mal Hongkongdollar.“ Wie? Dollar? Ich denke, das gehört … und außerdem war das doch zuvor britisch. Wieso dann Dollar? Na, immerhin, der Umtauschkurs ist derselbe wie chinesische Renminbi in Euro. Da muss ich mich nicht umstellen.
„Dann kaufst du dir eine Zugfahrkarte.“ Das ist tatsächlich einfach. der Zug wartet auch schon gegenüber, aber er ist total überfüllt, dabei fährt der angeblich kurztaktisch. Ich stehe bis Hongkong-Central.
„Nimm dir ein Taxi. Zeig dem Taxifahrer die chinesische Anfahrtkarte zum Hotel.“ Der Ehemann hat gut reden. Wie bei der Immigration stehen hier wieder vier elendlange Schlangen Wartender am Taxistand und natürlich wähle ich die langsamste – auf jeden Fall nicht die schnellste. Denn in der steht der Herr, der mit mir ein Stockwerk höher nach dem Taxistand gesucht hatte und jetzt deutlich früher abfährt als ich.
2 Stunden dauerte es von der Abfahrt daheim bis zum Abflug vom neuen Pekinger Airport – erste Sahne! – 4 Stunden Flug waren es von Peking nach Hongkong – knappe Mahlzeit mit kalten Nudeln. Über 2 Stunden brauchte ich von der Landung bis ins zugegeben wunderbare Hotel.
Insgesamt waren das 8 Stunden um von einer chinesischen Großstadt in die andere zu kommen. Von Deutschland aus hätte ich wer weiß ich wo sein können – in acht Stunden!
Ja, ich weiß, auch wenn es ein China ist, so handelt es sich bei Hongkong doch um einen ganz besonderen Status. Die Autos, die Doppelstockbusse und Doppelstockstraßenbahnen fahren links. Ständig sieht man vor sich auf der Straße, wenn man sie an offiziellen Überwegen überqueren will, Hinweise, dass man bitte in die richtige Richtung guckt, um den Verkehr zu erspähen. Sehr viele Menschen sprechen Englisch, dafür klingt das chinesisch etwas komisch. Es gibt nur Hochhäuser, alte, heruntergekommene und neue, glitzernde; beide erkennt man kaum, weil massenweise Schilder und Lichtreklamen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und die Massen an Menschen und Verkehr keine Ruhe zur Betrachtung der Umwelt lassen.
Der Ehemann ist schlau. Als er endlich seine Konferenz verlassen hat, macht er sich mit mir spornstreiks auf den Weg zum Hafen. „Heute morgen hats geregnet. Jetzt ist es schön. Lass uns jetzt das Panorama genießen gehen. Wer weiß, was morgen ist.“ Auf jeden Fall ist es sehr warm, sehr schwitzig, sehr voll von Menschen. Aber das Panorama im Hafen ist überwältigend! Wir fahren mit der Fähre rüber nach Kowloon und blicken auf die Skyline von Hongkong-Central. (siehe Fotoalbum!) Einfach toll. Zu den Bildern mach ich noch ein paar Filmaufnahmen, dann gehen wir essen – Seafood – immerhin sind wir am Meer. Italienisch – es muss nicht immer chinesisch sein. Später fallen wir total müde in die Betten – iiiihh! die sind ja nass! Gegen diese fast 100% ige Luftfeuchtigkeit kommt auch unsere auf Dauerlauf eingestellte Klimanalage nicht an. Alles ist feucht im Zimmer. Am schlimmsten sind wirklich die Betten dran. Aber auch alle Bücher wellen sich und später daheim, müffelt die gesamte mitgereiste Kleidung.
Am nächsten Tag weiß ich, warum das Herz-Blatt gestern gleich in den Hafen wollte. Nachdem wir uns zur Peak-tram haben bringen lassen, gucken wir in die Wolken. Der Peak, der Gipfel, ist nicht zu sehen und wir entscheiden uns zu einem Stadtbummel. Wir fahren mit der längsten Rolltreppe der Welt, wandern unter tropischen Bäumen, durchstreifen die chinesischen Marktstraßen Hongkongs und betrachten das Angebot an Haifischflossen, Schwalbennestern, sehr gesunden, merkwürdigst riechenden Kräutertees und landen auf dem Fischmarkt, wo sehr lebendige Fische neben merkwürdigsten Muscheln und sehr rotaufgeklappten Fischköpfen herumspringen. Die Wolken starten ihren Angriff. Es kommt einem wirklich so vor. Die Welt verdunkelt sich, der Wind wird zu Sturmgebraus und wir flüchten zu Hennes und Mauritz (H&M). Ach, was es in Hongkong alles an Geschäften gibt. Das Sogo, nicht weit von unserem Hotel, hat mindestens 12 Stockwerke und alle führenden Marken dieser Welt sind dort zu finden. Was in Deutschland Rang und Namen hat, von Leifheit bis zu Rosendahl, von Boss bis Schiesser, ist vorhanden. Von nun an regnet es, aus Kübeln, mit Blitz und Donner als Begleitung. Und auf einmal sind wir nur noch zum Shoppen in Hongkong. Und das ganz erfolgreich.