Chinakohl

Meine Finger riechen immer noch nach Rosenkohl, dabei sind schon Stunden vergangen, seit ich ihn geputzt und anschließend auch gegessen habe. Natürlich habe ich mir seitdem auch mehrfach die Hände gewaschen. Aber der Kohl schmeckte auch etwas streng. Als ich ihn gestern auf dem Gemüsemarkt sah, hab ich mich noch gefragt, ob sich Chinesen eigentlich mit Rosenkohl auskennen. Diese langgezogene Markthalle jenseits von Sanlitun hat es uns besonders angetan. Hier ist einfach alles zu finden und manches ist im Angebot, das ich gar nicht kenne. Da hält mir ein Gemüsehändler ein Kohlgewächs entgegen, das zu kurz geratener Grünkohl sein könnte, vielleicht ist es aber auch ein sehr dunkler, krauser Wintersalat. Mit seiner Aussage über das Gewächs kann ich nichts anfangen. Wir entscheiden uns für Rosenkohl, Lauch und Tomaten. Am Nüsse und Gewürze Stand frage ich nach gemahlenen Mandeln. Geblätterte gibt es und der Händler meint, ich solle die Mandelblättchen einfach zerrollen mit einer Küchenrolle. Gute Idee. Zimtstangen und Sternanis nehme ich auch noch mit. Die Weihnachtsbäckerei kann beginnen. Der Stand Nr. 8 gehört der Obstfrau unseres Vertrauens. Sie hat da etwas liegen, was wir nicht kennen. Dunkelauberginefarben wie Zwetschgen, ähnliche Größe, innendrin sind weiße Spalten wie beim Knoblauch, geschmacklich zwischen Banane und Apfelsine. Wie es heißt, konnte ich nicht verstehen, aber ich hab mal ein paar gekauft, sehr lecker! Und jetzt habe ich auch nochmal im Internet gesucht und gefunden: Mangostin. Kann man die in Deutschland kaufen? Aber Vorsicht: wahrscheinlich teuer und von außen kann man nicht erkennen, ob es innen drin gut ist. Auch die ganz kleinen Mandarinen sind wieder da, die man hier mitsamt Schale isst. Muss ich mir leider wegen Allergie verkneifen. Und dann liegen da so merkwürdige blassgrüne Früchte. Sie sehen aus wie kleine Melonen. Aber jetzt haben wir auch noch Mangos und Äpfel und Feigen gekauft und eine Riesenpampelmuse, die eigentlich auch einen anderen Namen trägt. Nächsten Samstag probier ich die grünen Dinger aus. Auch die Löwenköpfchen und die Sternfrüchte sehen zur Zeit gut aus und am besten sind die kleinen Esskastanien, die in den Westbergen Pekings geerntet werden. Da kann ich an den zahlreichen Frischfleisch und -Fisch Ständen einfach vorbeigehen, die es natürlich auch in dieser Halle gibt, genau zwischen Obst und Gemüse. Heutzutage kriegt man hier einfach alles. Vor einigen Jahrzehnten aber gab es im Winter in Peking nur Chinakohl und Lauch.