Die Einzelperson zählt anscheinend nicht in einem Land mit 1,3 Milliarden Menschen. In diesen Tagen fand ich (wieder einmal) einen deutlichen Beleg für diese Aussage.
In der chinesischen Provinz gab es einen Verkehrsunfall mit 19 Toten und vielen Verletzten. Ein Fahrzeug war in eine Menschengruppe gerast, was die vielen Toten verursacht hat. In Europa wäre diese schreckliche Meldung sicher in allen Zeitungen auf der Titelseite erschienen und in den Fernsehnachrichten als erste Meldung gekommen. Gerade gehen die Nachrichten über den Amoklauf in einer US Kaserne an prominenter Stelle durch alle Medien, auch durch die chinesischen Zeitungen und Fernsehnachrichten.
Nicht so die Meldung über den Verkehrsunfall mit 19 Toten. Haben Sie davon gehört? Sicher nicht. Sie denken: Naja China ist weit – aber in China wird man schon breit darüber berichtet haben. Weit gefehlt. Ich fand diese schreckliche Nachricht in einer einspaltigen Meldung auf Seite 3 der China Daily, einer Tageszeitung in Englisch, die für die hier lebenden Ausländer gedruckt wird. Ein Unglück mit 19 Toten ist wohl nicht wichtig genug für die Titelseite.
Ich lese häufiger die englische Seite der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua um mich über die Geschehnisse hier im Land zu informieren. Erschreckend häufig finden sich dort kleine Meldungen über Unglücke mit vielen Toten und Verletzten. Aber niemals schaffen es solche Meldungen in die Top-Meldungen der Nachrichtenagentur.
Es scheint zu stimmen: Das Schicksal des Einzelnen zählt nichts.