Gäste

In diesem Jahr bekamen wir viel Besuch aus Deutschland (und der Schweiz) – auch wenn nicht alle, die sich angekündigt hatten, gekommen sind.

Gäste sind eine willkommene Abwechslung im nun doch schon Alltag gewordenen Leben hier in Peking. Sie machen mir immer wieder deutlich, wie anders es hier ist. An vieles, das Gehupe, Durcheinanderfahren, die Menschenmassen, das Vordrängeln, die Lautstärke in Restaurants, die Gerüche der Menschen und der Umgebung habe ich mich längst gewöhnt.

Da ist es interessant, wenn die Gäste merkwürdige Fahrzeuge oder in unglaublichen Situationen schlafende Chinesen fotografieren, sich über günstigste Preise für Getränke, Schreibwaren oder Bücher wundern, die überall präsenten Sicherheitskräfte bemerken, die unendliche Zahl der modernen Malls und Hochhäuser in Peking betonen. Und manchmal wollen sie auch an Orte, die wir noch gar nicht wahrgenommen haben.

Viel schwieriger ist es, mit der Zeit noch zu wissen, welche Sehenswürdigkeiten man dem aktuellen Gast schon gezeigt hat und was noch nicht; was man selbst oder ein anderes Familienmitglied ihm bereits erzählt hat und auf welche wichtigen Einkäufe man ihn noch hinweisen muss. Besonders schwierig wurde dies, als unsere Tochter Friederike sechs Wochen lang da war, zunächst begleitet von einer Freundin, dann allein und anschließend mit ihrem Freund. Sie hat bestimmt manches mehrmals gehört und natürlich hat sie viele Sehenswürdigkeiten mehrfach gesehen – in wechselnder Begleitung.

Die schlimmsten Auswirkungen auf uns hat allerdings das allseits beliebte Essengehen. Manchmal denke ich, wir könnten mehr daheim kochen, aber unser Besuch will ja nun gerade keine deutschen oder italienischen Gerichte, wie sie bei uns üblich  sind, sondern alle wollen chinesisch essen, am liebsten einmal durch alle Provinzküchen hindurch. Und so essen wir Peking-Küche (inklusive  – Ente), Sichuan scharf, Yunnan fremd und exotisch, Hakka ursprünglich, Shanghai süß und essen und essen und essen jedesmal ordentlich chinesisch mit vielen verschiedenen Gerichten auf dem Tisch, bei denen jeder mit seinen Stäbchen zulangen darf (was alle Gäste schnell erlernt hatten). Außerdem gibt es noch wunderbarevietnamesische und thailändische Restaurants, der Inder kocht super lecker – und scharf! – und italienisch, deutsch oder vielfältig gesund kann man hier auch essen. Dazu wird so manches Glas Tschingdao (chin. Bier) geleert. Und wenn der Besuch weg ist, müssen wir dringend fasten.

Derzeit ist kein Besuch angekündigt. Wir haben auch eine etwas längere Fastenzeit sehr nötig.