Es ist schon manches anders in China. Auch die Mitarbeiter-Motivation. So durfte ich in diesem Jahr an der Bayer-Schering-Pharma (BSP) Annual Conference teilnehmen. Was soll man sich nun darunter vorstellen?
Es ist die einmal jährlich stattfindende Mitarbeiter-Motivationsveranstaltung der Division Pharma von Bayer HealthCare China, also dem grössten Teil meines aktuellen Arbeitgebers. Das heißt, 2000 Mitarbeiter flogen für eine Woche nach Hong Kong und Macau.
Natürlich können nicht alle zusammen reisen, das geht Bereichsweise. Mein Bereich, ca. 70 Kolleginnen und Kollegen, flogen an einem Samstag im Oktober zunächst nach Hong Kong. Mittags angekommen blieben 1 1/2 Tage für Shopping (im offiziellen Programm) und, wer mochte, einen Besuch in Disney World (natürlich von der Firma bezahlt).
Am Montag stand zunächst eine Stadtrundfahrt inklusive eines Besuchs in Madame Tussauts Wachsfigurenkabinett auf dem Programm. Danach ging es mit der Fähre nach Macau.
Am Dienstag gab es dann den BSP Tag. Das heißt eine große Veranstaltung zum Feiern der Erfolge dieses Jahres, einem Ausblick auf das kommende Jahr und die Ehrung vieler Mitarbeiter. Dazu waren dann auch zwei chinesische Olympiasieger anwesend, die nun Goldmedaillen an Bayer Mitarbeiter verteilten.
Am Nachmittag waren noch einige Workshops zu besuchen, mit denen die Zusammenarbeit unter den Kolleginnen und Kollegen gefördert werden sollte. Danach nahmen wir ein ausgezeichnetes Dinner ein, mit dem das Abendprogramm eingeläutet wurde. Kaum war das gute Essen verspeist, stürmten die 2000 Teilnehmer wieder den Saal.
Nun war Party angesagt! Und die begann sofort mit einem Höllenlärm, denn auf den Sitzen waren Krachinstrumente verteilt, wie ich sie bisher nur von Sportveranstaltungen kannte. Den ganzen Abend über wurden sie reichlich benutzt. Die Party war ein Mix aus weniger professionellen Akrobatik- und Tanzdarbietungen, aber auch den Auftritten von zwei chinesischen Showstars, die selbst ich aus dem Fernsehen kannte. Und das Publikum tobte. Interessanterweise gab es für die Party nur Softdrinks, keine alkoholischen Getränke.
Am nächsten Tag stand noch ein halbtägiger Workshop meines Bereiches auf der Tagesordnung. Der Nachmittag war dann schon wieder frei. Am Donnerstag gab es noch Gelegenheit für eine Besichtigungstour durch Macau und am Freitag flogen wir wieder nach Beijing.
Also eine Woche auf Firmenkosten mit tatsächlich 1 1/2 Tagen echtem Programm. Der Rest der Zeit blieb für Ausspannen, Sightseeing oder Shopping. Und letzteres wurde von vielen meiner Kolleginnen und Kollegen mehr als reichlich genutzt. Sicher kommen die meisten kaum einmal aus China raus und nutzten die Gelegenheit, auch einmal die Originale zu kaufen und nicht nur die Kopien, die in Beijing überall zu bekommen sind. Auch mögen einzelne Dinge in Hong Kong preiswerter sein als in Beijing. Trotzdem konnte ich kaum fassen, was gekauft wurde und vor allem wie viel. Es gab Kollegen, die mit praktisch keinem Gepäck los geflogen sind, dann in Hong Kong einen Koffer kauften und diesen bis zum Ende der Reise füllten.
Soweit Hong Kong und Macau – was ist nun mit Venedig?
Nun ja – wir waren in Macau in einem Hotel mit dem netten Namen „The Venetian“ untergebracht. Es gibt ein gleichnamiges Hotel in Las Vegas und auch das in Macau ist ein Casino-Hotel. Aber nicht irgendeins von den 29 Casino Hotels in Macau. Es ist das Casino-Hotel in Macau.Ich bin ja nun schon viel rum gekommen in der Welt, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen und erlebt. Dieses Hotel hat 3000 Zimmer und ist angeblich so groß wie 90 Jumbo-Jets. Und im Keller gibt es ein riesiges Spielcasino.
Es war schon sehr interessant, das Spielcasino zu besuchen und zu sehen, wie die Chinesen, die für ihre Spielleidenschaft bekannt sind, das riesige Angebot annahmen. Beeindruckend, welche Summen da auf den Tisch gelegt wurden und mit welcher Leidenschaft gespielt wurde.“Leider“ kenne ich die meisten der angebotenen Glücksspiele nicht und konnte mich daher nicht so recht beteiligen.
Eines Morgens fuhr ich mit dem falschen Aufzug und musste durch das Casino, um ohne Umweg zum Frühstück zu kommen. Selbst um diese Zeit, morgens kurz nach Sieben war das Casino gut gefüllt und machte sicher noch – oder schon – einen guten Umsatz. Verblüfft war ich dann noch mehr als mich eine schick aufgemachte junge Frau ansprach, um mir ihre Dienste anzubieten. Schon am Abend hatte mich überrascht, wie offen die Damen ihre möglichen Kunden ansprachen, aber morgens um Sieben hatte ich damit nicht gerechnet.
Über dem Casino hat das Hotel ein eigenes Einkaufszentrum. Und das sieht aus wie Venedig. Das heißt, man hat Venedig im Innern dieses Hotels nachgebaut. Alle „Häuser“ im venezianischen Stil, mit Nachbauten der wichtigsten Plätze aus Venedig und mehreren Kanälen mit venezianischen Gondeln und singenden Gondoliere. Natürlich sind die Decken als Himmel ausgestaltet und am Abend geht scheinbar „die Sonne unter“. Man kann „draußen“ Essen gehen und am Abend kommen Sänger und Gaukler und unterhalten das Publikum. Und das Ganze ist so groß, dass man für eine Rundgang gerne eine Stunde braucht. Ich kann nur empfehlen einmal die website: www.venetianmacao.com zu besuchen, um einen Eindruck zu bekommen. Selbst das Aussengelände ist entsprechend gestaltet. Inklusive Dogenpalast, Campanile und Seufzerbrücke.
So habe ich also in einer Woche neben Hong Kong und Macau auch „Venedig“ besucht.